Das Lastenrad könnte helfen, die Innenstädte zu entlasten. Ein Hersteller hat nun ein Rad entwickelt, das einen höheren Reifegrad erreicht.
Mobilität zu verändern wird nicht in allen Bereichen gleichzeitig funktionieren. Auf dem Land dürfte das Auto noch längere Zeit das zentrale Verkehrsmittel bleiben, während alternative Konzepte in der Stadt eine bessere Chance zur Umsetzung haben werden. Diese den Bürgern nahezubringen beginnen immer mehr Kommunen.
So gibt es im Zentrum der Europäischen Mobilitätswoche (EMW) in diesem Jahr das Zufußgehen. Vom 16. bis 22. September zeigen 73 deutsche Kommunen, wie Fußverkehr und nachhaltige Mobilität in der Praxis funktionieren. Unter anderem wird in Baesweiler, Kassel, Herne und Weimar die Wartezeit an Fußgängerampeln durch Quizfragen verkürzt, in anderen Städten können sich Passanten bei „Zebrastreifen-Aktionen“ im Stil des berühmten Beatles-Plattencover „Abbey Road“ fotografieren lassen.
Ca Go Bike: Start im Frühjahr 2020
Aber auch andere Verkehrsmittel sind seit vielen Jahren bewährt und lassen sich ausbauen. So sieht man im europäischen Ausland schon jede Menge Lastenräder, die nicht nur dazu dienen, Lasten zu transportieren, sondern auch zum Transporter der Kinder. Hierzulande gibt es zwar auch schon einige Modelle, doch in der breiten Masse sind sie noch nicht zu erblicken.
Dabei werden die Konzepte innovativ weiterentwickelt. Ca Go heißt eine neue Lastenradmarke aus Deutschland, die ab Frühjahr 2020 ihr Erstlingswerk auf den Markt bringen wird. Das Ca-Go-Bike bietet in Hinblick auf Ausstattung, Technik und Clever-Lösungen einen deutlich höheren Reifegrad als viele derzeit übliche Cargoräder. Ins Leben gerufen wurde die neue Marke von Franc Arnold, der bereits Anfang der Nullerjahre den Zubehörhersteller Ergon für ergonomische Fahrradkomponenten gegründet hat. An der Entwicklung seines neues E-Lastenrads waren Ingenieure der Auto- und Zweiradindustrie beteiligt.
Transportbox nicht aus Holz
Wichtigstes Element des 2,70 Meter langen und 70 Zentimeter breiten Long-John-Modells ist eine aus leichtem und stabilem Kunststoffschaum EPP gefertigte Transportbox. Diese bietet einen erhöhten Aufprallschutz, denn anders als etwa Holzboxen ist sie nachgiebig, crash-absorbierend und splitterfrei. Der Sicherheit der Insassen zuträglich sind zwei ergonomische Einzelsitze mit höhenverstellbaren Kopfstützen, Fünf-Punkt-Sicherheitsgurten mit Magnetverschlüssen und sogar Isofix-Halterungen. Letztere erlauben die sichere Befestigung von Babyschalen. Die hohe Schulterlinie der Box verhindert zudem, dass Kinder ihre Arme nach außen lehnen.
Alternativ lassen sich die Sitze ohne lästige Montagearbeit nach oben klappen und geben damit den Platz frei für mehr Gepäck. 200 Liter fasst die Box, die sich mit einem dazu passenden Deckel sogar wasserdicht verschließen lässt. Das zulässige Gesamtgewicht des knapp über 40 Kilogramm schweren Rads soll bei 250 Kilogramm liegen. Den Transportalltag erleichtern optionale Lösungen wie Gepäcknetze oder ein abschließbarer Deckel.
Zwei 625-Wh-Akkus an Bord
Beim Antrieb kommt der erst kürzlich eingeführte Cargo-Line-Mittelmotor von Bosch zum Einsatz, der sich mit bis zu zwei 625-Wh-Akkus kombinieren lässt. Im Doppelpack sind die vor Stößen in einer Art Tresor unter der Cargobox gesicherten Batterien reichweitentechnisch über jeden Zweifel erhaben. Kombiniert wird der stellenweise in EPP-Schaum gekapselte E-Motor mit einem leisen und sauberen Riemenantrieb sowie einer stufenlosen Enviolo-Nabenschaltung. Auch bei den anderen Komponenten wie den Magura-Scheibenbremsen, hinten mit 4-Kolben-Sattel, oder der Supernova-Beleuchtung überzeugt das Ca Go. Zudem gibt es SKS-Schutzbleche, eine Seilzuglenkung mit Servofunktion und eine Federgabel fürs Vorderrad.
Angesichts des gehobenen Ausstattungsniveaus wird auch der Preis hoch ausfallen. Rund 5.500 Euro dürfte die Basisversion kosten. Das Ca Go lässt sich ab Anfang Oktober online vorbestellen. Im Frühjahr 2020 soll es dann in Deutschland offiziell auf den Markt kommen. HM/SP-X
Add a Comment