Im Testzeitraum von 14 Tagen fallen uns an einem Auto viele Kleinigkeiten auf. Das Test-Tagebuch fasst diese zusammen. Der Kandidat: Skoda Enyaq Coupé RS iV.
02.03.2023: Nach dem „Ausflug“ mit dem Mazda CX-60 PHEV in den Bereich der Plug-in-Hybride stellt sich nun wieder ein reiner Stromer in der Redaktion vor: der Skoda Enyaq Coupé RS. Zum kompletten Namen gehört offiziell noch ein iV (Achtung: das bedeutet nicht intravenös!), vielmehr steht es bei Skoda für „intelligent Vehicle“ und ist eine Marke für alle Elektro- und Plug-in-Hybrid-Modelle. Wieder etwas gelernt.
Und gelernt haben wir auch, dass die derzeit viel diskutierte KI-Software ChatGPT ein Skoda Enyaq Coupé nicht kennt und dessen Existenz leugnet. „Wenn Skoda jedoch eine Enyaq Coupé RS-Version auf den Markt bringen würde, wäre es wahrscheinlich, dass das Fahrzeug einen leistungsstarken Elektromotor hätte, der das Fahrzeug schnell beschleunigen und eine hohe Höchstgeschwindigkeit erreichen würde“, meint das Alleswisser-Programm noch.
Zwei E-Motoren mit 220 kW
Nun, damit hat es nicht so unrecht. Besagtes Modell ist durchaus existent und wird von zwei E-Motoren mit zusammen 220 kW/299 PS und einem maximalen Drehmoment von 460 Nm über alle vier Räder in Schwung gebracht. Seine Batterie offeriert eine Kapazität von netto 77 kWh (brutto 82). Es beschleunigt in 6,4 Sekunden von null bis 100 km/h und wird bei 180 Sachen abgeregelt. Den WLTP-Verbrauch gibt Skoda mit 16,9 bis 17,5 kWh pro 100 Kilometer an. Die Normreichweite liegt bei 502 bis 517 Kilometern.
Nun, diese Verbrauchs- und Reichweitenwerte dürften derzeit kaum realisierbar sein, wie die ersten Kilometer im giftgrünen E-Sportler zeigen. Unter die 20-kWh-Marke zu kommen haben wir bei den kühlen Temperaturen dieser Tage nicht geschafft – zumal nicht im Kurzstrecken-Alltagsbetrieb. Entsprechend dürfte auch die Reichweite zusammenschnurren. Nach der 100-Prozent-Vollladung zeigte das Bordsystem 413 Kilometer an. Wir fürchten: Auch das dürfte zu hoch gegriffen sein. Mehr demnächst.
06.03.2023: „Des is abber e schee Fabb“! Wie ihr schnell merkt, sind wir in der Frankfurter Region unterwegs, und der nette, dialektgefärbte Plausch mit dem Nachbar an der Ladestation dreht sich zunächst um die Farbe unseres Testwagens, der leuchtend grün in der Sonne schimmert. Wir stimmten zu, wobei wir da noch nicht wussten, dass die Farbe, Mamba grün genannt, derzeit gar nicht angeboten wird. Obwohl die Skoda-Homepage den Wagen in dieser Farbe anpreist – schade eigentlich.
Wie sich in dieser Eröffnung andeutet, waren wir mit dem Enyaq Coupé laden, wie immer an einer 300-kW-Aral-Pulse-Station. Das Ziel sind 125 kW Spitzenladeleistung, die Skoda für sein Modell vorgibt. Allerdings haben wir aus normalerweise gut unterrichteten Kreisen erfahren, dass der Enyaq nur unterhalb der Null-Grad-Grenze in den Genuss einer Akku-Vorwärmung kommt. Als wir an der Station ankommen, hat es aber 9 Grad plus – und der Akku einen SoC von 16 Prozent.
Nach dem Nachbarschaftplausch geht es also los – und die Enttäuschung folgt auf dem Fuß, denn mit 57 kW kurz nach dem Einstöpseln deutet nichts darauf hin, dass die 125 kW erreicht werden könnten. Und so steigt die Ladeleistung nach 10 Minuten auch auf ein Maximum von 74 kW, um nach 20 Minuten wieder leicht abzufallen – siehe Chart.
Um auf 80 Prozent SoC zu kommen benötigt der Enyaq somit 43 Minuten; innerhalb 30 Minuten war der SoC auf 63 Prozent geklettert. Wahrlich keine Spitzenwerte. Klar, im Sommer dürfte das anders aussehen, aber warum man keine zeitlich begrenzte Vorwärmung einrichtet, wenn man per Navi eine Ladesäule ansteuert oder – wie jüngst der MG5 Electric – dies per Knopfdruck möglich macht, ist uns ein Rätsel. Dem Langstreckenkomfort täte das auf jeden Fall gut.
08.03.2023: Ein Nachtrag zu unserem Thema am 6.3., der Vorkonditionierung des Akkus. Auf eine Anfrage von uns hat Skoda Deutschland folgendermaßen geantwortet: „Aktuell gibt es nur die Möglichkeit, eine Vorkonditionierung des Akkus über den Abfahrt-Timer zu veranlassen. Das heißt: Wenn man eine Abfahrtszeit gesetzt hat, dann beginnt die Temperierung des Akkus bereits eine Stunde vor der geplanten Abfahrt. Eine Vorkonditionierung des Akkus mit dem Ziel, dass die bei einem auf der Route liegenden Schnellladestopp sicher die Wohlfühltemperatur erreicht ist, wird es erst mit einem kommenden Software-Update geben.“ Im Testwagen arbeitet die Version 3.0.0.
Und dieses Update sollte dann möglichst auch den internen Rechner schneller machen, denn der reagiert auf (Sprach-)Befehle sehr langsam. Beim Berechnen einer Route vertröstet er den Fahrer sogar im Sinne von „Bitte warten“. Auch wenn man die Touch-Tasten am großen mittleren Monitor berührt ist die Reaktionszeit sehr lang. Zudem könnte das Sprachverständnis ein Update vertragen, denn das Ziel Hattersheim wollte er partout nicht verstehen. Insgesamt ist die Menüführung aber übersichtlich und leicht zu verstehen.
Über den Touch-Slider für Laut/Leise wurde ja schon ausgiebig gemeckert; er findet sich auch im Enyaq Coupé RS. Viel besser macht es Skoda aber mit den Lenkradtasten und hat nicht die Wisch-Touch-Teile der Konzernmutter übernommen. Und die Lenkradheizung ist sogar dreistufig.
Ein nettes Gimmick ist die LED-Kühlergrill-Beleuchtung, die im Enyaq Coupé RS serienmäßig verbaut ist. Diese Beleuchtung wird als „Crystal Face“ bezeichnet und besteht aus einer Reihe von LED-Leuchten, die in den Kühlergrill eingebettet sind und eine markante Optik erzeugen.
Zum Abschluss unseres heutigen Eintrags noch ein Wort zum Verbrauch: Er pendelt sich nach etwa zehn Tagen und einigen hundert Kilometern Fahrleistung laut Bordcomputer bei 22,8 kWh je 100 Kilometer ein. Unter 20 kWh zu kommen haben wir bislang noch bei keiner Fahrt geschafft.
10.03.2023: Ein paar Basisdaten haben wir schon genannt, doch nun möchten wir einen Blick auf die Preise werfen, die Skoda für das Enyaq Coupé RS iV aufruft. Zunächst sei zu erwähnen, dass die RS-Variante schon von Haus aus mit vielem bestückt ist, was man üblicherweise extra bezahlen muss: etwa alle wichtigen Assistenten, das Canton-Soundsystem, Matrix-LED-Licht, Head-up-Display mit augmented reality, elektrischer Fahrersitz mit Memory-Funktion und vieles mehr. Dafür ruft Skoda einen Preis von 63.300 Euro brutto auf.
Zusätzlich muss man für das Kofferraum-Management-Set (Netze, Tasche für Ladekabel, Lehnenfernentriegelung und variabler Ladeboden) 350 Euro zahlen. Gewundert haben wir uns indes über den Posten „Wärmepumpe“, für die 1.010 Euro brutto verlangt werden. Die sollte bei einem Auto in dieser Preisklasse inbegriffen sein. Die schwenkbare Anhängekupplung (inklusive Gespannstabilisierung) kostet moderate 710 Euro. Übrigens darf das Enyaq Coupé 1.200 kg gebremst und 750 kg ungebremst an diesen Haken nehmen. Die Lackierung in Mamba Grün kostet 410 Euro, ist derzeit aber nicht bestellbar. Toll ist das riesige Glasdach, das sich bis zum Kofferraum zieht.
Summa summarum kommt unser Testwagen also auf einen Preis von 65.070 Euro brutto (52.706,70 netto). Somit kommt das Fahrzeug in den Genuss der Umweltprämie von 3.000 Euro.
Am meisten überrascht hat uns beim Enyaq Coupé RS das Fahrwerk. Zwar deutet das Kürzel RS auf eine gewisse Sportlichkeit hin, die das Fahrwerk durchaus mitbringt. So zirkelt es den immerhin 2,3 Tonnen schweren Wagen sicher durch enge Kurven, vermittelt stets guten Fahrbahnkontakt und sorgt für einigen Spaß am Fahren, dennoch ist es nicht so hart gefedert, dass man vor längeren Touren zurückschrecken müsste. Die Lenkung ist präzise und leichtgängig; die 220 kW bringen den Skoda, vor allem im Sport-Modus, flott voran – wie man es von einem Stromer mit diesen Daten erwarten kann.
Mit dieser Art der Vorkonditionierung dürfte keine Enyaq-Fahrerin zufrieden sein. Anzunehmen, dass Škoda dies per Software bald schon wieder ändert.