Holpriger Start für den Subaru Solterra. Nach Problemen ergaben erste Testberichte zu hohen Verbrauch und mickrige Reichweiten. Eingriffe in die Software sollen das nun korrigieren.
Wie so ziemlich alle anderen Autohersteller auch will Subaru klimaneutral werden. Dafür lassen sich die Japaner aber recht viel Zeit, nämlich bis zum Ende des Geschäftsjahres 2051. Als erster Schritt in diese Richtung muss, der mit dem Toyota bZ4X weitgehend baugleiche Solterra herhalten.
Er ist, wie sollte es anders sein, ein Mittelklasse-SUV, kostet knapp unter 60.000 Euro, wirkt in natura noch ein bisschen mächtiger als auf Fotos und wird Subaru-typisch über beide Achsen angetrieben. Dafür sind zwei je 80 kW/109 PS starke Elektromotoren mit je 169 Nm an Vorder- und Hinterachse zuständig, die zusammen 160 kW/218 PS leisten. Sie ermöglichen den 0-100-Sprint in 6,9 Sekunden, bei 160 Sachen wird abgeregelt.
Unter 20 kWh geht nichts
Wegen seines Gewichts von rund zwei Tonnen wirkt der Solterra nicht gerade sportlich, aber seine Dynamik beim festen Tritt aufs Fahrpedal ist auf jeden Fall mehr als nur ausreichend. Allzu häufig sollte man sich den Spaß aber nicht gönnen, denn auch bei zurückhaltender Fortbewegung ist der Stromer nicht gerade sparsam. Die als WLTP-Normverbrauch angegebenen 16,0 bis 17,9 Kilowattstunden (kWh) je 100 Kilometer erweisen sich bei den Testfahrten als eher theoretische Werte: Unter 20 kWh geht gar nichts.
Deswegen sind auch die Normreichweiten von bis zu 466 Kilometer nicht zu schaffen. Der 71,4-kWh-Akku ermöglicht je nach Außentemperatur, Streckenprofil und Klimaanlagen-Nutzung eher reale 300 Kilometer. Das ist nicht gerade üppig.
Deutliche Kritik hatten in den ersten Praxistests die Lade-Eigenschaften des Solterra ausgelöst. Statt der versprochenen rund 30 Minuten für die Füllung auf 80 Prozent am 150-kW-Schnelllader dauerte diese Prozedur meist deutlich länger. Und auch die limitierte Zahl der Schnellladungen je 24 Stunden stellte sich dem entspannten Langstrecken-Einsatz des E-Subaru entgegen.
Korrekturen angekündigt
Der Hersteller wird deshalb in Kürze reagieren und eine Reihe von Software-Änderungen aufspielen. So soll unter anderem der derzeit angeblich zu üppige Sicherheitspuffer bei der Reichweiten-Berechnung und bei der Kalkulation des Klimaanlagen-Verbrauchs reduziert werden. Zudem wird dann der Ladezustand der Batterie auch in Prozent angezeigt. Subaru verspricht auch noch eine Optimierung der Ladeleistung im Füllbereich zwischen 80 und 100 Prozent. Und eine Erhöhung der Anzahl aufeinanderfolgender Schnellladevorgänge.
Ob das reicht, um die deutlichen Einschränkungen bei der Alltagstauglichkeit zumindest zum Teil zu beheben, muss sich erst noch zeigen. Zu wünschen wäre es Subaru, denn der 4,69 Meter lange Solterra ist im Prinzip ein gelungenes, praktisches Fahrzeug mit einem angenehmen Mix aus analoger und digitaler Bedienung, viel Platz für Passagiere und deren Gepäck, mit reichlich Fahrkomfort und einer schon in der Basisversion für 57.490 Euro ziemlich umfassenden Infotainment- und Sicherheitsausstattung. Die im Innenraum verwendeten Materialien fühlen sich gut an und sehen ebenso gut aus. Fahrwerk, Federung und Lenkung passen zum Charakter des Zweitonners.
Stoisch durch den Matsch
Die Bodenfreiheit des Solterra beträgt 21 Zentimeter, der Böschungswinkel liegt vorne bei 17,7, hinten bei 25,4 Grad und der Rampenwinkel bei 18,1 Grad. Was das in der Praxis bedeutet, zeigt der E-Allradler beim Ausflug in die Prärie: Waldwege mit tief ausgefahrenen Spurrillen, knackige Senken und steile Auf- und Abfahrten – solange es nicht allzu heftig wird, wühlt sich der große Stromer stoisch durch den Matsch und klettert unbeeindruckt auf Kieshügel. Dank virtueller Drauf- und 360-Grad-Rundumsicht ist die Orientierung kein Problem. Nach dem Druck auf den X-Drive-Knopf lässt sich an einem Wippschalter exakt das gewünschte Bergab-Tempo einstellen.
Dank dieser Talente empfiehlt sich der Solterra, auf den Subaru acht Jahre Vollgarantie gewährt, als lokal emissionsfreie und leise Alternative für Förster oder Waidmänner, die bislang noch im Forester auf die Pirsch fahren. Für alle anderen Nutzer macht sich der obligatorische Allradantrieb vor allem bei widrigen Wetterverhältnissen bezahlt. Wer auch ohne 4×4 auskommt, kann allerdings deutlich sparen: Toyota bietet den Solterra-Bruder bZ4X mit 150 kW/204 PS und Frontantrieb exakt 10.000 Euro günstiger an. SP-X/Fotos: SP-X
Subaru Solterra – Technische Daten:
Fünftüriges, fünfsitziges Mittelklasse-SUV; Länge: 4,69 Meter, Breite: 1,86 Meter, Höhe: 1,60 Meter, Radstand: 2,85 Meter, Kofferraumvolumen: 452 Liter
Zwei Drehstromsynchronmotoren, Leistung: 160 kW/218 PS, maximales Drehmoment: 336 Nm, einstufiges Reduktionsgetriebe, Allradantrieb, Vmax: 160 km/h, 0-100 km/h: 6,9 s, Normverbrauch: 17,9 kWh/100 km
Preis: ab 57.490 Euro
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