Der chinesische Autohersteller BYD überrascht mit einem elektrischen und kostengünstigen Kleinwagen. Er soll mit zwei Batterietypen – Lithium und Natriumionen – kommen.
Der City-Stromer Seagull (Möwe), der am 18. April auf der Shanghai-Auto-Show sein offizielles Debüt geben soll, kostet umgerechnet 8700 Euro (Basisversion). Er wird wahlweise einen 55 kW oder 75 kW starken Motor haben, der von einer Blade-Batterie auf Basis von Lithiumeisenphosphat (LiFePo) angetrieben wird. Sie soll eine CLTC-Reichweite („China Light-Duty Vehicle Test Cycle“) von 405 Kilometern und eine Höchstgeschwindigkeit von 130 km/h bieten.
Zwei Batterieoptionen
Laut früheren Berichten soll der viersitzige Seagull das erste Fahrzeug sein, das mit einer Natriumionen-Batterie von BYD ausgestattet wird. Diese Batterie ist frei von kostbaren und umweltbelastenden Materialien wie Lithium, Kobalt, Nickel oder Kupfer. Natrium ist das sechsthäufigste Element auf der Erde. Diese Kraftzelle ist preisgünstiger, kältefester und sicherer, hat aber auch Nachteile: langsamere Ladegeschwindigkeit, niedrigere Spannung und eine geringere Energiedichte. Berichten zufolge wird der Seagull mit zwei Batterieoptionen auf den Markt kommen – der erwähnten LiFePo-Blade-Batterie und der zweiten, kleineren Natriumionen-Batterie mit einer Reichweite von 305 km.
Der offizielle Preis des Seagull wird nach Angaben von BYD zwischen 80.000 Yuan und 100.000 Yuan (10.700 bis 13.400 Euro) liegen. Aus dem durchgesickerten Marketingmaterial eines Händlers ging hervor, dass der Einstiegspreis bei 65.000 Yuan (8700 Euro) liegen werde, doch hat BYD diese Angabe dementiert. Händler in China müssen sich jedoch nicht an Preisvorgaben halten. Zudem tobt derzeit ein Preiskrieg im Land, den Tesla im Januar losgetreten hatte – so liegen die Preisnachlässe mancher Händler bei einigen Modellen wie dem BMW i3 bei bis zu 12.700 Euro.
Eine dicke Träne müssen europäische Interessenten jedoch vergießen: Ob der Kleinwagen auch nach Europa geliefert wird, ist eher unwahrscheinlich. Sollte er allerdings doch noch nach Europa rollen, dürfte der Seagull auch deutlich teurer werden.
Keine Testergebnisse
BYD will laut Berichten im zweiten Quartal 2023 mit der Massenproduktion von Natriumionen-Batterien beginnen. Damit ausgestattet werden die 2023er Generation des BYD Qin, der Dolphin und der neu eingeführte Seagull.
Den Berichten zufolge wollte BYD im Dezember vorigen Jahres mit der Erprobung seiner Elektrofahrzeuge mit Natriumionen-Batterien beginnen. Sollten sie erfolgreich sein, wollte BYD in alle seine Fahrzeuge unter 200.000 Yuan (26.700 Euro) Natriumionen-Batterien einbauen. Bis heute hat BYD jedoch keine Informationen zu den Tests veröffentlicht.
Auch VW dabei
Im Februar 2023 stellte das chinesische Joint Venture von Volkswagen und JAC das erste Fahrzeug mit einer Natriumionen-Batterie vor – den Sehol EX10. Allerdings handelte es sich dabei nicht um ein Produkt für die Massenproduktion, sondern für Testzwecke. Das Testfahrzeug hatte ein Batteriepaket mit einer Kapazität von 25 kWh und einer Energiedichte von 120 Wh/kg. Der Natrium-Ionen-EX10 hat eine Reichweite von 252 km. Das Batteriepaket verwendet Zellen mit einer Energiedichte von 140 Wh/kg. Fotos: BYD
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