Chinesische Marken avancieren zu erstzunehmenden Konkurrenten – auch in Deutschland, wie das Beispiel MG Motor zeigt.
Rund um die mittlerweile sehr wichtige Automesse in Shanghai kamen für die deutsche Autoindustrie beunruhigende Zahlen in die Öffentlichkeit. Nicht nur, dass der China-Absatz von VW im ersten Quartal 2023 um etwa 30 Prozent eingebrochen ist, unter den zehn meistverkauften E-Autos in China ist kein einziges deutsches Modell. Stattdessen dominieren einheimische Marken wie BYD („Build your Dreams“) aus Shenzen. BYD verkauft dort inzwischen mehr Elektroautos als VW.
Die Anzeichen mehren sich also, dass sich damit auch ein Ende der goldenen Zeiten für die über Jahrzehnte erfolgsverwöhnte deutsche Autoindustrie vor allem in China anbahnen dürfte. Doch was ist mit Deutschland?
3.823 Fahrzeuge abgesetzt
Da lässt eine Meldung aufhorchen, die die chinesische Marke MG dieser Tage verbreitete: In den ersten drei Monaten habe man in Deutschland insgesamt 3.823 Fahrzeuge abgesetzt – eine Steigerung von über 278 Prozent gegenüber dem ersten Quartal des Vorjahres. Allein im März seien 2.010 MG-Modelle an Kundinnen und Kunden in Deutschland ausgeliefert worden. Laut Kraftfahrt-Bundesamt macht dies MG Motor zu einer der zwei am stärksten wachsenden Importmarken auf dem hart umkämpften deutschen Automarkt.
Und: Bei den Fahrzeugen mit rein elektrischem Antrieb (BEV) kommt MG Motor in Deutschland mittlerweile auf einen Marktanteil von 3,3 Prozent. „Dies ist eine Zahl, über die wir uns ganz besonders freuen“, kommentiert Philipp Hempel, Sales & Network Director DACH bei MG Motor. „Rein elektrisch angetriebene Fahrzeuge sind die Zukunft des Automobils.“
Trumpf Preis-Leistungsverhältnis
Dabei wird deutlich, dass die Trumpfkarte vieler der chinesischen Marken im guten Preis-Leistungsverhältnis zu liegen scheint, denn in einem 14-Tage-Test von Puls Magazin zeigte der MG5 Electric zwar keine herausragenden Eigenschaften wie einen großen Akku oder besonders schnelle Ladefähigkeiten. Aber: Für rund 38.000 Euro brutto (vor Umweltbonus) bekommt man eben viel Elektroauto fürs Geld. Zum Vergleich: Der ID.3 von VW startet in der Basisversion bei 40.000 Euro (ohne Wärmepumpe und andere Extras).
Es scheint also eine gute Idee für die deutschen Hersteller zu sein, nicht nur den Premium-Markt im Visier zu haben wie Audi, Mercedes und BMW, sondern auch den Massenmarkt. Und der ist sehr preissensibel. Hier haben die einheimischen, aber auch die Konkurrenten aus Japan und Korea noch keine griffige Antwort gefunden. Beliebte und günstige Fahrzeuge wie den VW e-Up und seine Zwillingsbrüder Skoda Citigo-e und Seat Mii electric nahm man aus Kostengründen wieder vom Markt.
Logistik über Wilhelmshafen
MG Motor übrigens stellt sich auf den Erfolg ein. Um den gestiegenen Absatzzahlen mit einer gestärkten Logistik Rechnung zu tragen, landen MG-Fahrzeuge aus chinesischer Produktion künftig auch in Deutschland an. Wilhelmshaven, einziger deutscher Tiefseehafen, bildet dafür ideale Voraussetzungen. Mit der Mosolf Group übernimmt ein erfahrener Systemdienstleister der Automobilindustrie in Europa die Hafenlogistik. Titelfoto: MG Motor
Ein deutliches Signal.
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