Was ist der Akku wert? Die DAT führt nun die „EV-Wertkorrektur“ in ihre Gebrauchtwagenbewertung von Elektroautos ein.
Mit dem Hochlauf der Elektromobilität kommen nun verstärkt auch rein batterieelektrische Automobile (BEV) auf den Gebrauchtwagenmarkt – und damit eine neue Herausforderung für die Wertbestimmung eines Autos für Unternehmen wie EurotaxSchwacke oder die Deutsche Automobil Treuhand GmbH (DAT), die seit mehr als 90 Jahren Fahrzeuge bewertet.
Teuerste Komponente dieser Pkw ist in der Regel der Akku. Da sich durch dessen Degradation die Fähigkeit zum Speichern von Energie während der Nutzung (zyklische Alterung) und mit den Betriebsjahren (kalendarische Alterung) reduziert, ist der Zustand des Akkus ein wesentlicher, wertbestimmender Faktor. Was also ist der Akku im Gebrauchten noch wert?
Der Akku ist ein wesentlicher Faktor
Wie gut ein Akku noch Energie speichern kann, wird im State of Health (SoH) ausgedrückt. Um diesen zu ermitteln, werden verfügbare Parameter des Akkus ausgelesen und/oder ein Test durchgeführt. Hierzu bietet eine Reihe unabhängiger Unternehmen verschiedene Testverfahren, die von wenigen Minuten bis zu einigen Stunden Zeit in Anspruch nehmen.
Um nun den tatsächlichen Zustand des Akkus angemessen in die Bewertung eines elektrisch angetriebenen Fahrzeugs einfließen zu lassen, hat die DAT nun die sogenannte EV-Wertkorrektur (EV=Electric Vehicle) entwickelt. Darin werden der SoH, die Garantiebedingungen, die Kapazität des Akkus, der Akkuersatzaufwand (bestehend aus Ersatzteilkosten und fahrzeugindividuellen Arbeitszeitkosten), das Alter, die Laufleistung und weitere Faktoren berücksichtigt.
In SilverDAT 3 implementiert
Die DAT hat diese Berechnungsmethodik Anfang Juni 2023 in ihre Anwendungen der SilverDAT 3-Produktfamilie implementiert und bietet damit erstmals ein standardisiertes Verfahren zur Berücksichtigung des tatsächlichen SoH bei der professionellen Fahrzeugbewertung. Der Nutzer hat ab jetzt die Möglichkeit, durch Eingabe eines vorher festgestellten SoH im Bewertungssystem der DAT eine Wertkorrektur des Gebrauchtwagens vorzunehmen.
„Wir freuen uns, dass wir unsere Fahrzeugbewertung um diesen wichtigen Punkt erweitern und sie dadurch präzisieren. Bislang war der Akku eine Blackbox, nun können wir die Auswirkungen des Gesundheitszustands des Akkus auf den Fahrzeugwert ermitteln“, erklärt Martin Weiss, Leiter DAT-Fahrzeugbewertung.
„Bislang war der Akku eine Blackbox“
Helmut Eifert, DAT-Geschäftsführer Innovationen und Ausland, resümiert: „Natürlich enden unsere Aktivitäten nicht an dieser Stelle. Durch statistische Auswertungen von Kundeneingaben, die Zusammenarbeit mit Partnern und den Datenaustausch von Ist-SoH-Ständen sowie Telematikdaten als Quellen wird die DAT die Zustandsbewertung weiter verfeinern und nachschärfen“.
Für die zyklische Alterung eines Akkus maßgebliche Faktoren sind:
- Art und Häufigkeit der Lade- und Entladezyklen
- Fahrverhalten wie z. B. sportliches Fahren vs. gemäßigtes Fahren
- Chemische Veränderungen innerhalb der Akkuzelle
Für die kalendarische Alterung maßgebliche Faktoren sind:
- Verstrichene Zeit seit der Herstellung
- Diverse chemische Zersetzungsprozesse im Akku
Wird ein Akku häufig an Schnelladern geladen und die Kapazität stets voll ausgenutzt, so verstärkt dies die Degradation. Schonendes Laden und ein hauptsächliches Nutzen der Kapazität zwischen 20 und 80 Prozent verzögert hingegen diesen Prozess.
Meist nur kompletter Tausch möglich
Anders als bei Verbrennern, bei denen sich fast alle Komponenten einzeln austauschen lassen und eine zeitwertgerechte Reparatur möglich ist, lässt sich ein Akku in vielen Fällen nur komplett tauschen. Erst wenige Fahrzeughersteller bieten bisher ein Reparatur- oder Austauschkonzept für Akkus an. Steht der Ersatz eines Akkus bevor, so ist lediglich die Montage eines fabrikneuen Akkus möglich. Dies kann den finanziellen Totalschaden eines Fahrzeugs bedeuten. Titelfoto: DAT
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