Derzeit wird wieder über die Feuergefahr von E-Autos diskutiert. Dabei gibt es bereits neue Techniken zur Eindämmung: den Löschsack.
Die Brandkatastrophe auf der Fremantle Highway ist derzeit ja in aller Munde. Obwohl noch nicht als gesichert gilt, dass ein Elektroauto das Feuer ausgelöst hat, brandet die Diskussion um die Feuersicherheit von E-Autos erneut auf. Um es auf den Punkt zu bringen: Laut Statistik der großen Versicherer brennen E-Autos nicht häufiger als Verbrenner. Doch wenn sie brennen, dann sind sie schwerer zu löschen – zumal auf einem Schiff. Denn herkömmliche Löschmethoden können elektrische Brände nur begrenzt und nicht dauerhaft eindämmen.
Was tun die Reedereien?
Was also ist zu tun? Zunächst einmal wäre da auch der Blick auf die Brandsicherheit- und -bekämpfung auf den Schiffen selber zu richten und die entsprechenden Fragen zu stellen. Etwa: Welche Anstrengungen wurden und werden unternommen, um neue Risiken auszuschließen? Fest steht: Viel über die Sicherheitsvorrichtungen von Schiffen ist bislang nicht an die Öffentlichkeit gedrungen, doch man darf getrost davon ausgehen, dass die Reedereien auf E-Auto-Brände nicht sonderlich gut vorbereitet sind.
Der „RecoverEBag“
Und dann geht es freilich um Technologien, wie man Elektroautobrände effektiv löschen beziehungsweise eindämmen kann – egal, ob auf dem Meer oder der Straße. Und es gibt tatsächlich neue Ansätze. Etwa den „RecoverEBag“. Das ist eine überdimensionale Tasche, in die das brennende E-Auto gepackt werden kann. Der Löschsack für E-Autos ist speziell darauf ausgelegt, schnell auf elektrische Brände in E-Fahrzeugen reagieren zu können, denn eine Stahlwanne zur effektiven Kühlung des Unfallfahrzeugs zum Unfallort zu transportieren dauert oft zu lange oder ist gänzlich unmöglich.
Entwickelt von der Feuerwehr Bad Homburg
„Wenn es auf Schiffen brennt, kommt natürlich nicht die Feuerwehr“, sagt Harald Samoiski von der Bad Homburger Feuerwehr, der gemeinsam mit Feuerwehr-Kameraden den Sack vor etwa dreieinhalb Jahren entwickelt und gemeinsam mit einer Firma aus dem Westerwald auf den Markt gebracht hat. Dann komme es darauf an, die Lage schnell zu stabilisieren, und das heißt, das Fahrzeug dauerhaft zu kühlen. Der RecoverEBag ist seiner Meinung nach derzeit die einzige Möglichkeit, ein brennendes E-Auto auf Schiffen in den Griff zu bekommen. Das System sei so konzipiert, dass ein geschultes Team den 2.000 Euro teuren Sack in drei bis vier Minuten einsatzfähig hat. Gefüllt wird der Sack je nach Fahrzeuggröße mit rund 1.500 Litern Wasser; auf See kann das auch Salzwasser sein.
Erst abkühlen, dann einpacken
Bevor das Fahrzeug in die Tasche gesteckt werden kann wird es auf maximal 70 Grad Celsius heruntergekühlt, damit man sich diesem nähern kann. „Dann können wir das Fahrzeug an der B-Säule so weit anheben, dass der Sack von hinten untergezogen werden kann. Danach wird die andere Seite des Fahrzeugs angehoben und der Sack hochgezogen. Wichtig zu wissen ist: E-Auto-Brände sind nicht explosiv, sondern es gilt, den Akku dauerhaft zu kühlen, damit er sich nicht wieder entzündet“, erläutert Samoiski. Und: „Wir können mit unserem System jedoch nicht das „Auto löschen“, sondern greifen erst in den Batteriebrand ein, der nach den konventionellen Löschmaßnahmen weiterläuft. Auf der Seite www.recover-e-bag.com findet sich ein Video, das diesen Vorgang veranschaulicht.
Flexibel einsetzbar
Freilich kann der Sack auch an anderen schwer zuglänglichen Orten eingesetzt werden, wie etwa in Tiefgaragen, wo man ebenfalls keine Stahlwanne einsetzen kann, in die man das Auto hineinheben könnte. Auch bei Abschleppunternehmen werde der Sack wegen des geringen Packmaßes und der einfachen Bedienung geschätzt. Und man könne den Sack auch zur Bekämpfung von Bränden bei Verbrennern nutzen. „Als in Bad Homburg jüngst ein Auto gebrannt hat, haben wir es kurzerhand in den Sack gepackt und mit Löschschaum umhüllt, damit sich keine Benzindämpfe bilden konnten“, sagt Harald Samoiski.
Und wie entstand nun die anti-entzündliche Idee? Bei der Fahrt zu Oma und Opa packte die Tochter von Harald Samoiski ihr Bobbycar in eine große Ikea-Tasche ein – da sprang der Funke über.
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