Der ADAC hat einen VW ID.3 über 100.000 Kilometer bewegt. Wie hat der Akku den Dauertest verkraftet? Und welche Rolle spielen Updates?
Auch wir unternehmen regelmäßig Fahrtests mit Elektroautos, prüfen sie auf ihre Alltagstauglichkeit, messen die Ladezeiten und den Verbrauch. Was wir aber – wie sie viele andere – nicht leisten können ist die Beurteilung des Akkus nach vielen tausend Kilometern Laufleistung. Schließlich resultiert die Skepsis des Verbrauchers aus der Frage, ob der Akku dann noch Leistung abgibt. Der ADAC hat sich dieser Frage gewidmet.
ID.3 mit großem Akku
Dabei wählten die Tester einen ID.3 mit großer Batterie, für die VW 77 Kilowattstunden nutzbare Energie angibt. Nur diese sogenannte Nettokapazität steht den Fahrerinnen und Fahrern zur Verfügung. Die gesamte Bruttokapazität (82 kWh) eines Akkus beinhaltet dagegen zusätzlich einen Puffer, der für die Langlebigkeit der Batterie nötig ist und nicht zum Fahren zur Verfügung steht. Technisch bedingt lässt die Leistung von Lithium-Ionen-Batterien, wie sie im ID.3 verbaut sind, mit der Zeit und Nutzung nach. Im Falle des Dauertests kommt erschwerend hinzu, dass 100.000 Kilometer im Schnelldurchlauf das Worst-Case-Szenario für den Akku darstellen: In der Regel wurde die Batterie – entgegen der Empfehlung – zu 100 Prozent aufgeladen, um dem nächsten Tester möglichst die volle Reichweite zur Verfügung zu stellen.
Stets auf 100 Prozent geladen
Trotzdem attestiert der ADAC dem Akku auch nach 100.000 Kilometern einen guten Zustand: Mit einem aus dem Batteriemanagementsystem (BMS) ausgelesenen Gesundheitszustand (state of health, kurz SoH) von 93 Prozent bleibe der ID.3 nach 100.000 Kilometern völlig im Rahmen des Erwartbaren. „Der Akkuzustand kann als unbedenklich eingestuft werden und liegt weit oberhalb der 74 Prozent, die VW im Rahmen seiner Neuwagengarantie bei 100.000 Kilometern verspricht,“ erklärt Reinhard Kolke, Leiter Test und Technik beim ADAC.
„Akkuzustand unbedenklich“
Über die Laufzeit wurden zudem regelmäßig Batterietests von Aviloo durchgeführt. Der jüngste Test ergab zur Dauertest-Zwischenbilanz ebenfalls eine noch nutzbare Batteriekapazität von 93 Prozent. Differenzen bei der Nettokapazität zwischen den von VW angegebenen 77 kWh und dem Aviloo-Testergebnis – im Neuzustand ermittelte Aviloo circa 74 kWh bis zur Displayanzeige von 0 km Reichweite, zuletzt rund 69 kWh – erklären sich durch drei Effekte: Zum einen ist in der Angabe von VW die Notlaufreserve enthalten. Sie hält bei null Prozent Batteriestand noch Energie für einige wenige Kilometer zurück und ist Teil der Netto-Kapazität. Zum anderen kommt mit der Zeit die unvermeidbare Alterung der Batterie hinzu.
Zuletzt rund 69 kWh Kapazität
Der dritte Effekt für eine Abweichung: Für die Herstellerangabe wird der Akku gleichmäßig entladen. Bei der Messung im realen Fahrbetrieb auf der Straße wird die Batterie jedoch beim Fahren entladen und beim Bremsen durch Rekuperation immer wieder aufgeladen. Dadurch entstehen jedes Mal minimale Lade- und Entladeverluste, die sich aufsummieren und eine gewisse Differenz ergeben können.
Aus dem Dauertest nimmt der ADAC auch eine klare Empfehlung mit: Software-Updates für das eigene Auto sollten grundsätzlich installiert werden. Während des Dauertests hat der VW ID.3 mehrere Software-Updates erhalten. Neben verschiedenen Fehlerbehebungen brachten die Aktualisierungen unter anderem eine Erhöhung der Ladeleistung auf bis zu 170 kW. Die wird allerdings nur erreicht, wenn der Akku seine Betriebstemperatur erreicht hat.
Updates verbesserten den Verbrauch
Auch auf den Verbrauch und damit die Reichweite wirkten sich die Updates über die Laufzeit positiv aus. Insbesondere hat sich mit der neuen Software der Stromverbrauch auf kurzen Strecken und winterlichen Temperaturen von 0 bis 5 Grad Celsius signifikant verbessert. Der Grund ist eine geänderte Heizstrategie für die Batterie.
Doch Schluss ist noch nicht: Der ADAC führt den Dauertest fort. Das nächste Ziel für den ID.3 sind nun die 160.000 Kilometer. Dann erlischt die Herstellergarantie auf die Batterie und das Risiko eines potenziellen Akkudefektes geht auf den Kunden über. Titelfoto: ADAC
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