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Mietwagen: Rückschlag für E-Autos?

Das Geschäft mit rein elektrischen Mietwagen stottert derzeit. Das liegt an der Kundschaft, aber auch an preisbedingten Risiken.

Oft wird er übersehen, aber ein wichtiger Teilmarkt des Automarktes ist der Flottenmarkt. Laut dem Markbeobachter Dataforce hatte er im vergangenen Jahr einen Anteil von 34 Prozent am Gesamtmarkt. Rechnet man die Vermieter hinzu, waren es sogar 45 Prozent. Der Privatkundenmarkt kam nur auf 33 Prozent.

Deswegen wird der Erfolg neuer Technologien auch im Flottenmarkt entschieden. Und hier scheint es im Vermietmarkt (11 Prozent in 2023) derzeit zu stocken. Kunden wollen oft lieber einen unkomplizierten Verbrenner, Vermieter fürchten hohe Kosten und ein unberechenbares Restwertrisiko. Erste Anbieter sortieren die E-Mobile daher wieder aus.

Ende 2023 hat Vermieter Sixt angekündigt, die Zahl der Tesla-Mietwagen in der Flotte zu reduzieren. Medienberichten zufolge schafft das bayerische Unternehmen nicht nur keine neuen Autos der US-Marke mehr an, sondern baut auch den aktuellen Bestand an Tesla-Mietwagen ab. Als Begründung nennt der Vermieter neben hohen Reparaturkosten die niedrigen Restwerte der Fahrzeuge. Diese fallen, nachdem die Amerikaner zuletzt die Neupreise stark gesenkt hatten. Allgemein schätze Sixt die Tesla-Preispolitik als schwer vorhersehbar ein und auch viele Experten rechnen in den nächsten Monaten mit viel Bewegung auf dem Markt. Ähnlich argumentiert US-Wettbewerber Hertz, der rund ein Drittel seiner weltweiten Elektroautos verkaufen und das Geld zumindest teilweise wieder in Verbrenner investieren will.

Mietwagen: Hertz will reduzieren

Restwerte sind für Autovermieter ein wichtiges Thema. Die großen Anbieter in Europa halten Neuwagen lediglich vier bis sechs Monate, bevor sie als junge Gebrauchte zurück in den Handel gehen. Ein hoher Wertverlust drückt den Verkaufserlös, die anlaufenden Preiskämpfe auf dem E-Automarkt sind daher eine ernste Gefahr für die Bilanzen. Neben Tesla werden vor allem bei den chinesischen Anbietern große Rabattpotenziale gesehen; und selbst die Europäer haben zuletzt mit massiven Sonderaktionen auf den Wegfall des deutschen Umweltbonus reagiert. Junge Gebrauchte müssen diese Preise nun spürbar unterbieten – obwohl sie noch zu hohen Listenpreisen gekauft wurden. Kein gutes Geschäft.

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Hertz reduziert die elektrischen Modelle in seiner Flotte. Foto: Hertz

Für Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer liegt die Verantwortung für die Krise der E-Mietwagen daher auch bei der Bundesregierung: „Die Beendigung des Umweltbonus quasi über Nacht sorgt für Verunsicherung beim Thema Elektroauto. Die eh schon nicht starke Kundennachfrage nach elektrischen Mietwagen dürfte weiter sinken. Zudem steigt zumindest in der Wahrnehmung der Mietwagenfirmen mit dem politisch gedämpften Interesse an der E-Mobilität das Restwertrisiko – schließlich müssen die Fahrzeuge nach ihrer Dienstzeit wieder verkauft werden.“

Zu der von Dudenhöffer diagnostizierten allgemeinen E-Auto-Skepsis gesellt sich die spezielle unter den Mietwagenkunden. „Der E-Autoanteil an den Mietwagenbuchungen über unser Portal ist sehr gering, liegt unterhalb von einem Prozent“, so Frieder Bechtel vom Vergleichsportal billiger-mietwagen.de. Mit aktuellen politischen Entwicklungen hat das wenig zu tun: Seit 2019 hat sich die Zahl der Buchungstage zwar signifikant gesteigert, insgesamt bleibt sie aber in Deutschland auf niedrigem Niveau. Mietwagen bucht man in der Regel für entspannte Touren im Urlaub oder für eilige Dienstfahrten – in beiden Fällen mag man sich als E-Auto-Neuling nicht mit dem zunächst ungewohnten Stromtanken auseinandersetzen. „Es kommt regelmäßig zu Ärger, weil jemand aus Versehen ein E-Auto gebucht hat – und dann nicht weiß, wie und wo er es laden soll“, so Bechtel.

In Deutschland auf niedrigem Niveau

Trotz der aktuellen Probleme ist der E-Antrieb im Mietwagengeschäft noch nicht gescheitert. „Bis 2030 wollen wir 70 Prozent bis 90 Prozent unserer Flotte in Europa elektrifizieren“, teilt Mietwagenanbieter Sixt auf Nachfrage weiterhin mit. Man sehe sich als „Begeisterungsbeschleuniger“ für das Thema E-Mobilität, sei aber von zahlreichen Rahmenbedingungen abhängig, schiebt ein Unternehmenssprecher nach. Konkrete Zahlen zur aktuellen und künftigen Flotte will er aus Wettbewerbsgründen nicht nennen.

Dass E-Mobilität und Mietwagen auch heute schon zusammenpassen können, zeigt ein Blick ins Ausland. Im Elektro-Vorzeigeland Norwegen lag der Stromer-Anteil bei den Mietwagenbuchungen in der Saison 2022/2023 bereits bei 5,8 Prozent, Schweden kam auf 5,4, Frankreich auf 3,5 Prozent. In einzelnen Städten wie Marseille lag er sogar noch deutlich höher (11,2 Prozent), wie billiger-mietwagen.de ermittelt hat. Auch auf den Balearen klappt es mit elektrischen Urlaubsautos: Ursprünglich wollte die dortige Regierung ehrgeizige und jährlich höhere E-Auto-Quoten durchsetzen (für 2030 waren 100 Prozent vorgesehen), scheiterte aber am Widerstand der Vermieter. Nun sorgen stattdessen Gratis-Strom und günstige Tarife für einen überdurchschnittlich hohen Stromer-Anteil. Auch die wachsende Zahl der Ferienimmobilien mit eigener Lademöglichkeit macht die emissionsfreie Mobilität attraktiv.

Der ADAC sieht kein Scheitern

Auch der ADAC sieht in der aktuellen Entwicklung auf dem Mietwagenmarkt kein Scheitern der E-Mobilität. Der Verein kritisiert zwar wie Experte Dudenhöffer die Verunsicherung der Verbraucher durch die Politik, rechnet aber mit sinkenden Preisen und wieder steigender Attraktivität. Sowohl für Mietwagenfirmen als auch für Autokäufer: „Wir sehen hier eine deutliche Entwicklung nach unten teilweise über die Kompensation des weggefallenen Umweltbonus hinaus. Einzelne Hersteller senken die Preise bereits dauerhaft. Der Markt ist in Bewegung und das eröffnet auch Chancen für Verbraucher. Deshalb trifft Schwarzmalerei die aktuelle Situation der Elektromobilität nicht“, so Technikpräsident Karsten Schulze.

Das Restwert-Problem für E-Mietwagen wird so zwar kurzfristig noch einmal verschärft, langfristig dürften aber eher Verbrenner zum Risiko werden. Die Vermieter können darauf relativ kurzfristig reagieren, halten sie ein Fahrzeug doch in der Regel nicht länger als ein halbes Jahr, bevor ein neues Modell an dessen Stelle tritt. SP-X/Titelfoto: Sixt

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