Wie entwickelt sich die Elektromobilität in Unternehmen? Interview mit Mark-Jeroen Kandybowicz und Axel Zurhausen von Volvo.
Mit dem EX30 schlägt Volvo ein neues Kapitel auf. Der kompakte Stromer soll Kunden ansprechen, denen die Fahrzeuge der bisherigen Modellpalette zu teuer waren. Gleichzeitig soll der als erstes Modell nur für den Elektroantrieb konzipierte Stromer Leben in das Flottengeschäft bringen.
Wir haben uns mit Mark-Jeroen Kandybowicz (Manager B2B Performance) und Axel Zurhausen (Manager Online Business/Care by Volvo) über den Stand im Flottengeschäft und die Ziele von Volvo Car Germany unterhalten.
Puls Magazin: Herr Kandybowicz, welche Rolle spielt die Elektromobilität im Flottenmarkt?
Kandybowicz: Die Elektromobilität entwickelt sich seit Jahren, wobei wir freilich auch die Plug-in-Hybride nicht vergessen dürfen. Sie spielen eine wichtige Rolle dahingehend, dass viele Nutzer sich an reine E-Fahrzeuge nicht herantrauen und mit den PHEV Erfahrungen sammeln wollen. Und diese Rolle werden sie auch auf längere Sicht hin spielen.
Herr Zurhausen, welche Rolle spielt das da Online-Business im Allgemeinen und Care by Volvo, also das Abo Modell, im Speziellen?
Zurhausen: Wir haben festgestellt, dass insbesondere Care by Volvo ein Türöffner dahingehend sein kann, dass Firmenkunden und deren Nutzer mit dem flexiblen Abo-Angebot zum einen die Marke Volvo kennenlernen und zum anderen erste Erfahrungen mit BEV-Modellen sammeln können, ohne sich langfristig binden zu müssen. Wir stellen fest, dass immer noch viele Ansprechpartner der E-Mobilität und insbesondere den BEV zögerlich gegenüberstehen. Da ist es natürlich gut, wenn man sagen kann: Probieren Sie es aus!
Kandybowicz: Dieser Gedanke ist auch der Ansatz des neu aufgelegten 24-Stunden-Testfahrtprogramms für alle Kunden, auch private, dass wir sagen: Hier habt ihr ein Auto für einen Tag plus Landekarte. Probiert es aus, geht einmal Laden an den Schnelllader und sammelt Erfahrungen! Davon versprechen wir uns einiges.
„Jedes Unternehmen ist anders aufgestellt“
Am Fahren kann es ja nicht liegen, dass die Kunden zögerlich sind. Wo liegt das Problem?
Zurhausen: Unter anderem daran, dass viele potentielle Interessenten noch nicht einschätzen können, wie sie mit dem Laden und der Verfügbarkeit von Lademöglichkeiten zurechtkommen – vor allem jene Nutzer, die zu Hause keine eigene Wallbox haben. Die Angst, unterwegs wegen Energiemangels liegen zu bleiben, ist nach wie vor groß. Deswegen geben wir im Rahmen unserer 24-Stunden-Testfahrtaktion auch immer eine Ladekarte mit. Bei den PHEV-Modellen ist die Sorge der leeren Batterie logischerweise weniger ausgeprägt.
Wie gehen Unternehmen mit der Elektromobilität um?
Kandybowicz: Das lässt sich überhaupt nicht verallgemeinern. Hier ist jedes Unternehmen anders aufgestellt. In dem einen Unternehmen drängen die Nutzer auf die Möglichkeit, ein BEV – vor allem wegen der niedrigeren Besteuerung des geldwerten Vorteils – wählen zu können. In einem anderen ist die Führung von der Technologie überzeugt und möchte BEV einführen. Das dritte Unternehmen setzt stark auf den Umweltgedanken und möchte die CO2-Bilanz reduzieren.
Zurhausen: Das ist richtig. Wir treffen in jedem Unternehmen auf andere Herausforderungen und müssen darauf reagieren. Nicht selten leisten wir Pionierarbeit. Mit dem EX30 haben wir nun ein Fahrzeug, das auch Nutzer mit kleinerem Budget anspricht. Auch davon versprechen wir uns einiges.
„Die Besteuerung hat einiges bewegt“
Welche Tendenz sehen Sie denn im Fuhrpark? Werden die Unternehmen offener für BEV?
Kandybowicz: Ja, da hat sich in den vergangenen Jahren einiges getan. Insbesondere die geringere Besteuerung von 0,25 Prozent auf den Listenpreis hat in den Unternehmen viel bewegt und vor allem die Nutzer motiviert, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Wir sehen aber auch ein Umdenken von oben, also von der Unternehmensspitze, da immer mehr Unternehmen Wert auf CO2-Reduzierung legen.
Herr Zurhausen, Volvo hat nun schon einige Erfahrungen mit Care by Volvo sammeln können? Wo liegt der Nutzen des Angebots?
Zurhausen: Care by Volvo hat sich gut etabliert. Wir haben im vergangenen Jahr acht Prozent mehr Abonnenten gewinnen können. Es hat sich gezeigt, dass das Angebot auch im gewerblichen Bereich gut angenommen wird, aus Gründen der Flexibilität. Mit dem Thema Langzeitmiete kennen sich viele Fuhrparkmanager aus und wissen daher die Vorteile des Abonnements zu schätzen.
Wie wichtig ist der EX30 für den gewerblichen Bereich?
Kandybowicz: Er mischt die Karten neu. Er vervollständigt unser Angebot nach unten, spricht neue Zielgruppen auch im Fuhrpark an und wird erfolgreicher als der XC40 Recharge sein, der ja nun in EX40 umbenannt wurde.
Zurhausen: Mit dem EX30 betreten wir den Volumenmarkt, und wir sehen anhand des Bestelleingangs schon heute, dass der EX30 seine Ziele erreichen wird.
„Der BEV-Anteil liegt bei 16 Prozent“
Wie hoch ist der Anteil von PHEV und BEV an den Verkäufen im Flottenbereich?
Kandybowicz: Im vergangenen Jahr lag im Flottenbereich der Anteil von PHEV bei 30 Prozent, von BEV bei 16 Prozent.
Was glauben Sie: Wie wird die weitere Entwicklung von BEV im Fuhrpark sein? Werden sie sich durchsetzen?
Zurhausen: Ich denke langfristig werden sich BEV Modelle sowohl in Fuhrparks beziehungsweise bei gewerblichen Nutzern, aber auch bei privaten Nutzern durchsetzen. Allerdings bin ich auch davon überzeugt, dass wir eine Marktdurchdringung wie wir sie etwa in skandinavischen Ländern (z.B. Norwegen) sehen, erst Ende diesen, Anfang des nächsten Jahrzehnts in Deutschland sehen werden.
Vielen Dank für das Gespräch!
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