Mit dem EV3 bringt Kia im Spätherbst neben dem Niro EV ein weiteres elektrisches Kompakt-SUV. Erste Eindrücke.
Ja, es ist schon richtig, dass Kia bereits einen elektrisch angetriebenen SUV im Kompaktsegment im Angebot hat. Doch der 4,42 Meter lange Niro ist eben nicht nur mit E-Antrieb, sondern auch als Plug-in-Hybrid und als Hybrid zu haben. Der neue EV3 hingegen kommt nach EV6 und EV9 als nunmehr drittes Kia-Modell ausschließlich als Stromer auf den Markt.
Optisch ist der 4,30 Meter lange, 1,85 Meter breite und 1,56 Meter hohe Wagen mit seinem athletischen Auftritt sofort als kleiner Bruder des EV9 zu erkennen. Die Front geht mit einem weichen Schwung in die vordere Haube über. Der wiederum haben die Designer oberhalb der fast quadratisch gezeichneten Radhäuser, die 19 Zoll Rädern Platz bieten, scharfe Kanten verpasst. In Verbindung mit den bogenförmig gestalteten Tagfahrlichtern gibt das dem Gesicht des EV3 einen markanten Ausdruck, der gleichwohl aber auch an den EV9 erinnert. Das gilt ebenso für die flächigen Flanken und das weit nach hinten gezogene Dach, das in einen mächtigen Spoiler übergeht. Das Heck spiegelt mit seiner Lichtsignatur ebenfalls die Kia-DNA wieder.
Liegefunktion für Ladepausen
Innen gibt es, wie bei einem E-Auto kaum anders zu erwarten, jede Menge Platz. Der Radstand von 2,68 Metern ist mit dem eines Kia Sportage identisch. So haben Mitreisende auf der Rückbank mit einer Köpergröße von 1,85 Metern selbst dann reichlich Beinfreiheit, wenn auf dem Platz am Steuer eine gleichgroße Person sitzt. Die Kopffreiheit ist hingegen im Fond ein klein wenig eingeschränkt, wenn das große Glas-Schiebedach als Option gewählt wird. Die vorderen Sitze sind dem ersten Eindruck zufolge bequem und gut gepolstert. Beim Laden lädt eine Liegefunktion zum Entspannen ein.
Vor Frau oder Mann am Lenkrad zieht sich wie beim EV9 ein 30-Zoll-Panoramadisplay über den Armaturenträger bis über die Mittelkonsole. So hat auch der Beifahrer Zugriff auf Entertainment und Navigationsfunktionen. Zwischen den beiden 12,3-Zoll-Bildschirmen des digitalen Kombiinstruments und des Navigationssystems befindet sich ein 5,3-Zoll-Touchscreen zur Steuerung der Klimatisierungsfunktionen. Direkt unter dem Display sind berührungsempfindliche Tasten unter anderem für Home, Map und Media in eine Leiste eingebettet. Es gibt eine Walze, um die Lautstärke zu regeln, sowie ein weiteres Tastenfeld, über das ebenfalls die Klimaautomatik bedient werden kann.
Kia EV3: Großes Display
Die breite Abdeckung der Mittelkonsole lässt sich ganz einfach vor- oder zurückschieben, kann so beispielsweise beim Laden als Tischchen genutzt werden. Und selbstverständlich sind außer der Ablage für kabelloses Laden des Smartphones noch USB-C-Anschlüsse vorne und hinten installiert.
Der Kofferraum fasst 460 Liter. Bei vorgeklappten hinteren Lehnen (ein Drittel zu zwei Drittel geteilt) sind es auf einem ebenen Ladeboden 1.250 Liter. Wird der doppelte Boden herausgenommen ergibt sich etwas mehr Platz, allerdings dann mit einer Stufe. Ladekabel oder ein kleines Gepäckstück kann zudem im 25 Liter großen Frunk verstaut werden.
Wer von Kia erwartet hat, dass nun auch in der Kompaktwagenklasse die 800-Volt-Technologie Einzug hält, der wird enttäuscht. Das bleibt den Geschwistern EV6 und EV9 vorbehalten. Die beiden zur Wahl stehenden Batterien des Fronttrieblers mit einer Leistung von 150 kW (204 PS) haben eine Kapazität von 58,3 beziehungsweise 81,4 kWh und sollen Reichweiten von 410 oder 600 Kilometer nach der WLTP-Norm ermöglichen.
Kein 800-Volt-System
An einer Schnellladestation lassen sich die Akkus mit maximal 102 oder 128 kW aufladen. Laut Kia dauert das für den Bereich von zehn auf 80 Prozent etwa 30 Minuten. AC-Laden erfolgt über einen 11-kW-Lader. Außerdem ist der Kia EV3 mit der Plug&Charge-Technik sowie einer V2L-Funktion ausgestattet. Auch die Möglichkeiten für bidirektionales Laden (V1G, V2H, V2G) bestehen.
Der EV3 wird in neun Karosseriefarben angeboten. Mit Shale Grey, Aventurine Green, Frost Blue und Terracotta gibt es vier davon ausschließlich für das neue Modell. Über die Preisgestaltung gibt es von Kia noch keine Informationen. Doch da die wichtigsten Wettbewerber mit dem Volvo EX30 (ab 36.590 Euro), dem Smart #1 (ab 37.490 Euro), dem Cupra Born (ab 41.450 Euro) und dem VW ID.3 (ab 39.995 Euro) genannt werden, dürfte sich der Preis irgendwo in diesem Bereich bewegen.
Bis 2027 will Kia seine EV-Palette weltweit auf 15 Modelle ausbauen. Da Europa dabei mit einem Anteil von 30 Prozent der Verkäufe einer der wichtigsten Märkte ist, werden die meisten dieser Stromer wohl auch in Europa angeboten. 2025 startet Kia außerdem auch die Produktion von Elektroautos in Europa. Die Fahrzeuge laufen dann in Tschechien vom Band. Der Jahresabsatz der reinen E-Autos des koreanischen Herstellers soll 2030 bei 1,6 Millionen Einheiten liegen.
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