Im Testzeitraum von 14 Tagen fallen uns an einem Auto viele Kleinigkeiten auf. Das Test-Tagebuch fasst diese zusammen. Der Kandidat: Volvo EX30 Single Motor Extended Range Ultra.
19.06.2024: Über den Volvo EX30 haben wir ja schon des Öfteren berichtet; dieser Tage stellt er sich in der Redaktion zu ausführlicheren Testfahrten vor. Vorstellig wird er als Single Motor Extended Range, heißt: ein Permanentmagnet-Synchronmotor an der Hinterachse mit 200 kW Leistung, 343 Newtonmeter Drehmoment und ein Akku mit 69 kWh Kapazität, davon 64 kWh nutzbar. Als maximale Reichweite gibt Volvo 476 Kilometer an, was sich ziemlich exakt mit den Angaben des Bordcomputers nach der Vollladung deckt.
An Bord des Testwagen befindet sich außerdem die Top-Ausstattung Ultra (3.600 Euro Aufpreis), die gleich einen 22-kW-AC-Bordlader mitbringt – für das Laden an öffentlichen Ladesäulen wegen der Blockiergebühr sehr praktisch.
Der EX30 ist für die Marke ein Einstieg in eine neue Klasse, die der Kompakten. Und wer glaubt, dass Volvo die Konzepte der größeren Brüder übernommen hat, der täuscht sich. Innenraum und Bedienung wurden komplett neu erdacht. Was vor allem auffällt: Es gibt hinter dem Lenkrad keinen Monitor für die üblichen Anzeigen – alles spielt sich auf dem mittleren, senkrecht angebrachten Bildschirm ab, in dessen oberen linken Ecke der Tacho platziert ist. Ein Head-up-Display gibt es auch gegen Aufpreis nicht.
Volvo EX30: Kein Startknopf mehr
Auf Tasten verzichtet man weitgehend. Sogar die Außenspiegel werden nach der Aktivierung auf jenem Schirm über Tasten am Lenkrad eingestellt. Ungewöhnlich auch: Die Tasten für die vorderen Fenster finden sich vor der Armlehne zwischen den Sitzen. Und einen Startknopf gibt es auch nicht mehr: Der Fahrersitz aktiviert die Zündung. Man muss nur noch den Gang einlegen und los.
Dieses Bedienkonzept fordert Eingewöhnung und zu Beginn ein ständiges Suchen nach den gewünschten Funktionen, und wir sind gespannt, ob das nach einigen Fahrten nachlässt. Insgesamt aber wirkt der Innenraum luftig, was auch am Panorama-Glasdach liegt, das ebenfalls zur Ausstattung Ultra gehört.
21.06.2024: Nachdem wir die passenden Einstellungen gefunden und uns auf den Sitzen, die aus 100 Prozent recyceltem Polyester hergestellt werden (das aus PET-Flaschen gewonnen wird), eingerichtet haben, geht´s mit dem EX30 auf die Verbrauchsrunde. Volvo gibt einen Normverbrauch zwischen 17 und 17,5 kWh je 100 Kilometer an. Auf unserer Tour über 100 Kilometer kamen wir laut Bordcomputer letztendlich auf einen Verbrauch von 18,4 kWh. Bei Temperaturen von 18 Grad ist das durchaus okay.
Diese 100 Kilometer haben wir recht entspannt zurückgelegt, da das Fahrwerk zwar komfortabel ausgelegt ist, dem EX30 dennoch eine gute Handlichkeit ermöglicht. Die 200 kW des Motors verleihen ihm zudem eine schöne Agilität, die vom oben und unten abgeflachten Lenkrad unterstrichen wird. Die Bremsen geben eine gute Rückmeldung; auf Wunsch kann man einen One-Pedal-Drive-Modus aktivieren. Dann bremst das Auto bis zum Stillstand.
Schön gelöst hat Volvo das Thema Warntöne. Auch im EX30 erschallen diese, wenn man die vorgeschriebene Höchstgeschwindigkeit um 1 km/h überschreitet. Man kann diese Funktion allerdings abschalten und diese Funktion auf eine Taste am Lenkrad legen – vorbildlich. Dafür nervte der Aufmerksamkeitsassistent zuletzt ein wenig, der schon früh ermahnt, den Blick nicht zu lange von der Straße zu nehmen. Angesichts der vielen Funktionen, die sich ausschließlich über den Monitor steuern lassen, ist das schwer zu bewerkstelligen.
Originell gestylt sind übrigens die inneren Türgriffe. Sie bilden eine Schlaufe und ragen in den Innenraum hinein. Das ist ungewohnt, aber recht praktisch. Ansonsten merkt man den Materialien an, dass Volvo in dieser Klasse doch mit einem spitzeren Stift rechnet.
24.06.2024: Wir sind eifrig unterwegs mit dem EX30 und steuern demnächst die HPC-Ladesäule an. Bei unseren Touren ist uns einiges aufgefallen: So etwa, dass sich bei moderater Fahrweise durchaus die 18-kWh-Verbrauchsgrenze unterschreiten lässt. Und dass es keine unterschiedlichen Fahrmodi (Sie wissen schon: Sport, Normal, Eco) zur Auswahl gibt.
Und wir haben erfahren, dass der Aufmerksamkeitsassistent, der den Fahrer oder die Fahrerin vom Lenkrad her stets im Blick hat, verspiegelte Sonnenbrillen nicht durchdringen kann und ständig Alarm gibt. Glücklicherweise kann man auch ihn abschalten. Aufgefallen ist uns zudem, dass das schwarze und raue Plastik des Armaturenträgers vor dem Beifahrer sowie die im gleichen Material gehaltenen Türarmlehnen sehr schmutzempfindlich sind.
Zudem haben wir noch einiges an Fakten nachzutragen. Wichtig zu wissen ist, dass der 4,23 Meter lange EX30 als Extended-Range-Version eine Anhängelast von 1.400 kg gebremst und 750 kg ungebremst besitzt. Der EX30 mit kleinem Akku (51 kWh/LFP) darf nur 1.000 kg gebremst ziehen. Die Twin-Motor-Variante wiederum 1.600 kg. Die Stützlast für alle drei beträgt 100 kg. Der Laderaum fasst 318 bis 904 Liter, der Frunk fasst sieben Liter – genug für das Ladekabel. Die Sitze lassen sich geteilt umlegen. Die Beinfreiheit auf der Rückbank ist zudem nicht gerade üppig bemessen und die Türöffnung recht schmal – der EX30 ist eben ein Kompaktfahrzeug.
Nächste Station ist wie erwähnt der Schnelllader: Wir sind gespannt, ob der Volvo die vorgegebenen 153 kW Spitzenleistung schafft.
27.06.2024: Wie angekündigt haben wir den Schnelllader (EnBW, 300 kW) angesteuert – mit einem Rest-SoC von 16 Prozent. Zurückgelegt haben wir seit der Vollladung statt der angegebenen rund 450 nur 300 Kilometer bei einem von Bordcomputer angezeigten Verbrauchswert von 18,4 kWh. Das hält sich also im üblichen Rahmen.
Laut Volvo soll der EX30 mit maximal 153 kW laden, was er an diesem Morgen nicht ganz schaffte. Nach verhaltenem Start schaffte er es auf maximal 144,8 kW. Danach ging es auch über die 80-Prozent-Schwelle hinaus gleichmäßig bergab – mit einem kurzen Einbruch, der davon herrühren könnte, dass ein zweiter Stromer an der Säule zu laden begann. Von 16 auf 80 Prozent SoC benötigte der EX30 31 Minuten, liegt also auf dem gleichen Ladeniveau vieler anderer E-Autos. Die durchschnittliche Ladleistung betrug 71,5 kW. Während des Ladevorgangs werden im Fahrzeug der SoC sowie die Kilometer angezeigt.
Erwähnenswert ist noch, dass der EX30 nicht über eine Batterie-Vorkonditionierung verfügt, was zur warmen Jahreszeit kein Problem darstellt. Die Google-Navigation berechnet auf längeren Strecken nur den Bereich auf der Karte, in dem ein Ladestopp nötig wird. Schön ist, dass bei der Zieleingabe auf der Ladestand am Ziel oder an den Zwischenstationen angegeben wird; so lässt es sich gut planen.
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