Townstar

Test-Tagebuch: Nissan Townstar EV

Im Testzeitraum von 14 Tagen fallen uns an einem Auto viele Kleinigkeiten auf. Das Test-Tagebuch fasst diese zusammen. Der Kandidat: Nissan Townstar EV Kombi Tekna.

11.07.2024: Wer in seinem Elektroauto viel Platz braucht, aber wenig Budget hat sollte einen Blick auf das Segment der Kastenwagen werfen. Deren Kombi-Ableger erweisen sich nicht selten als gute Alternative zu den allgegenwärtigen SUV. So auch der Nissan Townstar EV, der sich als Kombi in der Redaktion vorstellt und der seine Gene mit Renault Kangoo und Mercedes T-Klasse teilt.

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Die Preise beginnen bei 40.000 Euro für den Nissan Townstar.

Er wird angetrieben von einem 90 kW starken E-Motor an der Vorderachse und gespeist von einer 45 kWh fassenden Batterie, die eine WLTP-Reichweite von bis zu 285 Kilometer verspricht. Nach der 100-Prozent-Vollladung zeigte der Bordcomputer unseres Testwagens eine Reichweite von 274 Kilometern.

Nun, das sind freilich keine Rekordwerte; für Touren in der Stadt oder über Land reicht es aber durchaus. Längere Autobahnstrecken werden indes ein wenig mühselig. Mühselig deswegen, weil der Townstar EV nicht serienmäßig mit einem DC-Anschluss ausgerüstet ist. Dieser kostet 1.000 Euro Aufpreis und schafft 80 kWh in der Spitze. Interessanterweise ist das Bordsystem des Nissan mit einem EV-Routenplaner ausgestattet, das für eine Reise von Frankfurt nach Hamburg drei Ladestopps errechnet. An der Wallbox zieht er mit 11 kW oder 22 kW, was für die Ladung in der Stadt sehr praktisch ist, denn dann ist der Townstar in zwei Stunden wieder voll.

Noch ein Wort zum Preis. Der Townstar EV startet bei 40.000 Euro, dann fehlt aber einiges wie Wärmepumpe, CCS-Anschluss und 22-kW-Bordlader. Unser top ausgestatteter „Tekna“ kommt auf 47.520 Euro. Demnächst mehr.

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Der Laderaum bietet viel Platz.

16.07.2024: Wir haben uns mittlerweile ein wenig angefreundet mit dem Townstar EV und seinem üppigen Raumangebot. Bei einer Länge von 4,49 Metern (und 1,86 m Breite) kann man in ihm bis zu 1.730 Liter Ladung unterbringen. Was sich auf dem Papier nicht allzu großartig anhört, ist es in der Praxis durchaus. Denn die Rückbank lässt sich verschieben, und die Lehnen lassen sich mit einem Handgriff umlegen. Der dahinter entstehende Raum ist wirklich groß. Nun, Kenner von Kastenwagen wissen das.

Dennoch vermittelt der Townstar kein Lastwagen-Fahrgefühl. Zwar federt er ein wenig härter ab als ein Pkw und auch die Kurvenneigung ist ein wenig ausgeprägter, doch schließlich will man mit ihm ja auch keine Rennen fahren. Auf der anderen Seite freut man sich über reichlich Ablagen; sogar auf dem Armaturenbrett vor dem Fahrer kann man eine aufklappen und findet dort zusätzlich zwei USB-Buchsen und eine 12-Volt-Steckdose. Unter dem Dach gibt es weitere Ablagen.

Verbrauch: 17,5 kWh je 100 Kilometer

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Gute Bedienbarkeit, aber der (hakelige) Ganghebel wirkt ein wenig oldschool.

Auf unserer Verbrauchsrunde kamen wir auf einen mit 17,5 kWh je 100 Kilometer überraschend niedrigen Verbrauch, der freilich auch von den warmen Temperaturen dieser Tage befördert wurde. Ein wenig überdimensioniert wirkt der massige Schalthebel, der zudem zu ruckelig zwischen den Fahrstufen schaltet. Um die Rekuperationsstufe zu wählen schiebt man ihn nach rechts. Bis zum Stand bremst sie das Auto allerdings nicht ab.

Die Bedienung geschieht sowohl über Tasten als auch über den Monitor und stellt niemanden vor Probleme. Die Auflösung des Displays könnte indes besser sein. Das Smartphone lässt sich problemlos koppeln. Und da der Townstar nicht in jüngster Zeit homologiert wurde, wird man auch vor Warntönen verschont – welch ein Luxus. Aufgefallen ist uns indes, dass das Radio bisweilen nach dem Start hakt und keinen Sender findet. Mit dem Wechsel des Senders lässt sich das aber beheben.

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Der Townstar EV ist ein Nasenlader.

18.07.2024: Wir haben ja schon berichtet, dass man den Townstar EV auch ohne DC-Lader kaufen kann. Davon würden wir aber abraten, man weiß ja nie, wo man irgendwann mal landet und Strom braucht. Wir landeten nach gut 200 Kilometern an unserer EnBW-Säule mit einem Rest-SoC von 16 Prozent. Die erste Säule verweigerte die Zusammenarbeit, die zweite stellte den Kontakt zum Auto her – und siehe da: So langsam wie befürchtet (maximale Leistung des Laders laut Datenblatt: 80 kW) verlief die Ladung nicht, denn die Ladekurve, die ein Maximum von 78 kW erreichte, fiel danach nicht allzu stark ab.

Ergebnis: Von 16 bis 80 Prozent SoC benötigte der Townstar – freilich bei Wohlfühltemperaturen – 33 Minuten. Und liegt damit im Bereich etlicher anderer Testwagen, die ebenfalls um die 30 Minuten benötigen. Die durchschnittliche Ladeleistung betrug 39,1 kW.

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Die Ladekurve des Townstar EV: 80 Prozent in 33 Minuten.

Eine Akku-Vorwärmung besitzt der Townstar EV nicht, dafür aber – wie zuvor erwähnt – einen EV-Routenplaner. Leider schaltet sich die Klimaanlage im Stand bei aktivierter Zündung nicht ein, so dass ein Aufenthalt im Auto beim Laden unangenehm werden kann. Auch schaltet sich die Zündung nach 30 Minuten sowie dann nach 15 Minuten automatisch ab. Hier sollte Nissan nachbessern.

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