Nissan zündet die nächste Stufe seiner Elektro-Strategie. Dabei spielt Hybrid eine große Rolle. Bis 2030.
Mehr Elektroautos und mehr Segmente besetzen. So umreißt Nissan seine globale Strategie für die zweite Hälfte dieses Jahrzehnts. Bis Anfang 2027 sollen 16 neue BEV und 14 neue Verbrenner vorgestellt werden. Weltweit erwartet die Strategen der japanischen Automobilmarke einen Modellmix von 60 Prozent Verbrenner, 20 Prozent Hybrid (e-Power und Plug-in) sowie 20 Prozent rein elektrische Fahrzeuge.
43 Prozent für EV in Europa
Für Europa – hier will man in den kommenden Jahren sechs komplett neue Modelle auf den Markt bringen – sehen die Zahlen so aus: 25 Prozent Verbrenner, 32 Prozent e-Power und Plug-in, 43 Prozent EV. Schon 2030 soll nach heutigem Ermessen im europäischen Markt kein Neufahrzeug von Nissan mehr mit Verbrennungsmotor ausgeliefert werden.
Der Verbrenner lädt die Batterie
Doch zunächst setzt man auf das hauseigene e-Power-Hybridsystem („selbstladender“ Hybrid). Hier liefert der Verbrenner über einen Generator Strom für die E-Maschine. Nur diese treibt die Räder an. Die e-Power-Technik fand 2023 über 100.000 Abnehmer und soll sich im Absatzvolumen in den kommenden drei Jahren mehr als verfünffachen. Gearbeitet wird derzeit an einem Update. Bei der optimierten Version sprechen Nissans Ingenieure von 20 Prozent mehr Leistung, zehn Prozent weniger Verbrauch und einer 20-prozentigen Kostenreduzierung.
Den größten Einfluss auf den CO2-Fußabdruck dürfte dann der Bestseller Qashqai liefern, bei dem sich in Deutschland bereits 50 Prozent der Kunden für das e-Power-System entscheiden. Der Crossover-Pionier (Debüt 2007) wurde bislang über vier Millionen Mal gebaut und wird in über 140 Ländern verkauft. Auch im größeren SUV X-Trail steckt das e-Power-Hybridsystem.
Nissan baut Giga-Factory für Batterien
Beide Modelle dürften etwa 2027 als Neuauflage auf den Markt kommen. Nach heutiger Markt-Situation wieder als e-Power, aber erstmals wohl auch als Plug-in-Hybrid (PHEV) sowie in einer vollelektrischen (BEV) Version. Während Nissan den X-Trail in Japan fertigt, wird der Qashqai in Sunderland produziert. Das englische Werk wird derzeit massiv auf E-Mobility und Richtung CO2-Neutralität umgerüstet. Saubere Energie liefert eine eigene regenerative Stromerzeugung. Auch eine Giga-Factory für Batterien ist im Bau.
Das erste BEV einer neuer Generation, das in Sunderland vom Band rollt, dürfte im nächsten Jahr der Leaf sein, auch der Vorgänger wurde hier bereits produziert. Offiziell spricht Nissan zwar von einem „kompakten Crossover“. Es wäre jedoch töricht, den bekannten Namen nicht weiterleben zu lassen. 2010 war Nissan mit dem Leaf einer der Vorreiter beim Thema Elektroauto.
Der Leaf soll stärker aussehen
Es war das erste Großserien-BEV, das ausschließlich auf Stromantrieb ausgelegt wurde. Zur Optik des neuen Leaf ist bislang nichts durchgesickert. Sie dürfte jedoch wesentlich ausdrucksstärker sein als zuvor. Überhaupt soll Design künftig eine weit wichtigere Rolle spielen, um sich deutlicher von anderen Marken abzugrenzen.
Das Einstiegsmodell, das ab 2025 Nissans neue Elektro-Strategie einleiten wird, ist aller Voraussicht nach der Micra, einen Namen verrät Nissan derzeit hier auch noch nicht. Technisch gesehen ist der City-Stromer das Schwestermodell des Renault 5. Beide laufen zusammen in Frankreich vom Band und teilen sich die sogenannte „AmpR Small Platform“ (ehemals CMF-B-Architektur).
Was mit dem Micra passiert
Somit dürfte auch der Micra maximal eine 52-kWh-Batterie erhalten, die für etwa 400 Kilometer Reichweite gut wäre. Auszugehen ist davon, dass aus Kostengründen zudem ein kleinerer Akku mit etwa 40 kWh zum Einsatz kommt.
Das Segment oberhalb des Micra besetzt weiterhin der Juke, der dieses Jahr eine Modellpflege erhielt. 2026 dürfte er in neuer Generation bereitstehen, dann ebenfalls ausschließlich elektrisch und produziert in Sunderland. Beim Design will man am markanten Profil der beiden Vorgänger-Modelle festhalten. Auf jeden Fall soll der neue Juke sofort als solcher erkennbar sein.
Leaf, Micra, Juke, Qashqai und X-Trail: Die von Nissan angekündigte sechste Neuheit lässt Raum für Spekulationen. Welches Segment soll zusätzlich belegt werden? Der nächste Qashqai dürfte leicht wachsen und die Lücke zum Juke vergrößern. In sie könnte dann ein weiteres Modell stoßen. Dass Nissan sich hier für ein Hatchback im Golf-Format oder eine Stufenhecklimousine entscheidet, gilt als ausgeschlossen. Zu mau waren früher die Verkäufe von Tiida, Pulsar und Almera. Ein Crossover ist die wahrscheinlichere Lösung.
Pilotlinie noch in diesem Jahr
Sehr engagiert zeigt sich Nissan auch in Sachen neue Batterietechnologie. Eine Feststoffvariante (ASSB) befindet sich derzeit in der Prototypen-Phase. Eine Pilotlinie für die Fertigung soll noch in diesem Jahr installiert werden.
2026 will man die ersten Versuchsfahrzeuge auf der Straße haben, 2028 soll dann die Serienproduktion starten. Parallel läuft die Lithium-Ionen-Batterie weiter und wird kontinuierlich verbessert. Nissan sieht bis zum Ende der Dekade Potenzial für eine 50 Prozent höhere Energiedichte bei halber Ladezeit, verglichen mit den heutigen Werten im Elektro-SUV Ariya. Michael Specht/SP-X
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