Der ADAC hat die Emissionen des Kraftstoffs HVO 100 getestet: Sie blieben weit unter den gesetzlichen Grenzwerten.
Der Streit um den alternativen Kraftstoff HVO 100 beschäftigt derzeit die Branche, sehen doch viele Befürworter fossiler Kraftstoffe in diesem eine umweltfreundliche Alternative. Warnende Stimme kamen bislang von der Deutschen Umwelthilfe (DUH), die in Tests erhöhte Stickoxide sowie mehr Feinstaubemissionen gemessen haben will.
Zudem kritisiert die DUH, dass alte Frittieröle und ölhaltige Rest- und Abfallstoffe, die Basisstoffe von HVO 100, nicht in ausreichender Menge zur Verfügung stünden und zudem bereits als wertvoller Rohstoff in der chemischen Industrie eingesetzt würden. Zudem wird gemutmaßt, dass in großen Mengen aus Asien importierte angebliche Abfall-Pflanzenöle eingesetzt würden, bei denen es sich wahrscheinlich mindestens teilweise um umdeklariertes klimaschädliches Palmöl handelt.
Gegenteilige Ergebnisse hinsichtlich der Emissionen von HVO 100 hat nun der ADAC erzielt. Der Automobilclub hat nun anhand von vier Fahrzeugen die Abgasemissionen und Kraftstoffverbräuche im Vergleich zu herkömmlichem, mineralischem Diesel (B7) verglichen.
HVO 100: „Problemlos einsetzbar“
Getestet wurde neben Skoda Superb Combi 2.0 TDI, BMW 520d Touring und Mercedes E 220 d T-Modell auch der VW Caddy 2.0 TDI, der ab sofort die Flotte der ADAC-Straßenwacht ergänzt. Die Pannenhelferinnen und -helfer des ADAC tanken ihre Fahrzeuge schon heute nach Möglichkeit mit HVO 100. Die Untersuchung habe gezeigt, dass der alternative Sprit in den getesteten, dafür freigegebenen Dieselfahrzeugen problemlos gefahren werden kann. Die Verbrauchs- und Abgaswerte haben die Experten auf dem Prüfstand im ADAC-Technik-Zentrum in Landsberg am Lech ermittelt. Dieser umfasst neben dem WLTP-Zyklus auch einen längeren Autobahnanteil.
Mit HVO im Tank steige der Verbrauch leicht um ein bis fünf Prozent an, je nach vom Motor geforderter Last. Hier wirkt sich die geringere Dichte von HVO 100 gegenüber mineralischem Diesel aus. Der CO2-Ausstoß am Auspuff direkt sinkt im HVO 100-Betrieb dagegen um zwei bis fünf Prozent. Bezieht man den Herstellungsprozess mit ein, verbessere sich die CO2-Bilanz um bis zu 90 Prozent im Vergleich zu mineralischem Diesel, da bei der Herstellung des paraffinischen Dieselkraftstoffs über die verwendete Biomasse das CO2 zuvor aus der Atmosphäre entzogen wird. Der verbleibende CO2-Ausstoß bei der HVO 100-Nutzung hängt von den Ausgangsstoffen, der verwendeten Energie in der Raffinerie und dem Kraftstofftransport ab.
Der Partikelausstoß (PN), die Stickoxid-Emissionen (NOx) und weitere Schadstoffwerte (unter anderem Kohlenwasserstoffe HC und Kohlenmonoxid CO) lägen im HVO100-Betrieb auf dem Niveau von B7-Diesel und jeweils deutlich unter den gesetzlichen Grenzwerten. So haben die Tester im Falle des Mercedes etwa einen NOx-Ausstoß von 1,816 mg/km gemessen. Mit mineralischem Diesel lag er bei 2,376 mg/km. Der Grenzwert für Euro-6-Fahrzeuge beträgt 80 mg/km. Der Mercedes habe im Test also nur 2,27 (HVO 100) beziehungsweise 2,97 Prozent der erlaubten Menge NOx ausgestoßen. Auch der Partikelausstoß lag mit HVO100 mit 0,00203*1011 pro Kilometer unterhalb des B7-Wertes (0,00275*1011/km) und signifikant unterhalb des Grenzwertes von 6*1011 pro Kilometer.
Weit unter den Grenzwerten
Lediglich beim Skoda Superb Combi 2.0 TDI haben die Tester geringfügig höhere NOx- und Partikelemissionen als mit mineralischem Diesel registriert. Mit 3,832 mg/km liege der Stickoxidausstoß bei 4,79 Prozent des erlaubten Grenzwertes. Mit B7 werden 4,75 Prozent erreicht (3,796 mg/km). Der Partikelausstoß beträgt mit herkömmlichen Diesel 0,16 Prozent des Grenzwertes, mit HVO 100 seien es 0,41 Prozent.
Grundsätzlich bleiben alle Emissionen bei den getesteten Fahrzeugen in allen Zyklen, selbst im anspruchsvollen Autobahnzyklus, weit unter den Grenzwerten. Gerade bei neuen Dieselfahrzeugen, die über eine aufwendige Abgasnachbehandlung verfügen, ist der Schadstoffausstoß so niedrig, dass eher der jeweilige Betriebszustand der Katalysatoren den Unterschied macht als der verwendete Kraftstoff, so die ADAC-Experten.
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