Der ADAC hat das öffentliche Ladenetz für E-Autos untersucht. Und für unzureichend empfunden.
Leistungsschwach, zu kompliziert und zu dünn gesät – auf diese Formel bringt der ADAC seinen Test von Ladesäulen an deutschen Autobahnraststätten. Insgesamt gebe es immer noch zu wenige und viel zu viele langsame Ladesäulen. Dabei sollen bis 2030 in Deutschland eine Million Ladepunkte für E-Autos entstehen. Autobahnrastanlagen sind wichtige Standorte für solche Ladeparks, besonders für Schnellladesäulen, an denen sich Gleichstrom innerhalb von kurzer Zeit fürs Weiterfahren laden lässt.
Ladenetz verharrt auf Bestand von 2023
Der Ausbau komme nicht voran, beklagt der ADAC. Der Verkehrsklub verweist zudem auf einen Rechtsstreit um den Ausbau und Zubau von Ladesäulen. Damit sei der Ausbau an Autobahnraststätten quasi zum Erliegen gekommen. Der Bestand sei bisweilen in einem beklagenswerten Zustand.
So berichtet der Club, dass bei drei überprüfen Anlagen gar keine Lademöglichkeit vorhanden gewesen sei. Dies betreffe die Rastanlagen Am Haarstrang Süd (A44), Eisenach Nord (A4) und Allertal West (A7). Der Großteil der Anlagen biete High-Power-Ladesäulen mit 150 kW, doch nur wenige seien mit einer Leistungsstärke von 300 oder 350 kW ausgestattet. Bei 16 Rastanlagen gebe es ausschließlich langsame Ladesäulen mit 50 kW, was auf Langstrecken absolut unzureichend und nicht mehr zeitgemäß sei.
15 Prozent außer Betrieb
Gegenüber dem Ladenetz-Test aus dem Jahr 2023 habe sich praktisch nichts verbessert. Zeitgemäß wäre aktuell laut ADAC-Experten eine Ausstattung der Ladeparks an Autobahnen mit mindestens zehn Ladepunkten. Die 21 Rastanlagen mit High-Power-Säulen seien jedoch im Schnitt gerade mal mit vier Ladepunkten ausgerüstet. Obendrein seien zum Testzeitpunkt an 15 Prozent der Rastanlagen mindestens ein Ladepunkt entweder nicht funktionstüchtig oder außer Betrieb gewesen.
Weitere Kritikpunkte sind der mangelnde Komfort beim Laden – zahlreiche Ladesäulen seien gar nicht überdacht oder beleuchtet. Und wer mit einem Anhänger oder Wohnwagen unterwegs ist, muss erst mal abkuppeln, bevor sie oder er an die Ladesäule fahren kann. Von Fahrern und Fahrerinnen, die mit ihren Verbrennerautos Ladesäulen blockieren – vor allem in der Reisezeit – ganz zu schweigen. Zu guter Letzt scheitert das Stromtanken oft an einer fehlenden Ladekarte oder der Möglichkeit, mit EC- oder Kreditkarte zu bezahlen. Entweder fehlen entsprechende Terminals oder sie sind defekt.
Der ADAC fordert
Um die Situation für Elektroautos so einfach zu machen wie das Tanken, fordert der ADAC (hier die Original-Mitteilung):
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Ladestationen für Elektroautos müssen flächendeckend ausgebaut werden.
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Ladepunkte an Autobahnen sollten Ladeleistungen von mindestens 150 kW bereitstellen.
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Ein zeitgemäßer Ladepark an der Autobahn sollte aktuell mindestens zehn Ladepunkte bieten und mit steigendem Bedarf erweiterbar sein.
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Komfort wie Wetterschutz mit Überdachung und ausreichende Beleuchtung sollte standardmäßig vorgehalten werden.
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Ladeplätze sollten eindeutig beschildert und Standflächen farblich markiert sein, um fremd-/falschparkende Autos zu vermeiden.
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Ladetarife müssen an der Ladesäule transparent aufgezeigt werden, wie an jeder Tankstelle.
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Ladesäulen sollten so angeordnet werden, dass auch E-Autos mit Anhänger laden können, ohne abzukuppeln.
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Kartenterminals für die einfache Direkt-Bezahlung sollten zügig nachgerüstet werden.
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Laden ohne Vertragstarif sollte nicht unangemessen teurer sein als Laden mit Vertragstarif.
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