Erdöl

Die Umweltschäden durch Erdöl

Während wir den Abbau von Lithium kritisch betrachten stellt dich doch die Frage: Wie umweltschädlich ist eigentlich Erdöl?

Immer wieder wird als Argument gegen die Elektromobilität der Abbau von Rohstoffen wie Lithium und Kobalt angeführt. Man kann freilich darauf verweisen, dass auch im Verbrenner Kobalt steckt und in jedem Smartphone – doch weitgehend unberührt bleibt das Thema Erdöl, das wir als Rohstoff schließlich brauchen, um Kraftstoff herzustellen.

Und es drängt sich der Verdacht auf, dass wir uns in den vielen Jahrzehnten akzeptiert haben, was bei Exploration, Förderung, Transport, Raffinierung und Verbrennung von Erdöl an Umweltschäden entsteht: Man findet in der Diskussion um die Mobilität der Zukunft nur wenig zum Thema Öl.

Dabei verursacht jeder Schritt in der Lebenszykluskette des Erdöls Schäden an Ökosystemen in Luft Wasser und Boden: von der Exploration bis zur Verbrennung. Sehen wir und die Umweltfolgen der Erdölindustrie entlang ihrer gesamten Wertschöpfungskette mal an.

Exploration: Der Beginn der Zerstörung

Die Suche nach neuen Erdölquellen, die sogenannte Exploration, hat tiefgreifende Auswirkungen auf die Umwelt. Moderne Explorationsmethoden, wie seismische Untersuchungen und Testbohrungen, greifen massiv in die Ökosysteme ein.

Erdöl
Haben wir uns an die Riskien und Verschutzungen durch Erdöl gewöhnt? Foto: unsplash/Delfino Barbosa

Seismische Untersuchungen und Biodiversität
Seismische Untersuchungen, bei denen Schallwellen in den Untergrund gesendet werden, stören die Meeres- und Landökosysteme erheblich. Besonders marine Lebewesen wie Wale und Delfine reagieren empfindlich auf die Schallwellen, da diese ihre Kommunikation, Orientierung und Fortpflanzung beeinträchtigen. In terrestrischen Gebieten müssen oft Wälder gerodet werden, um Platz für die schweren Maschinen zu schaffen, was zum Verlust von Lebensräumen führt.

Zerstörung durch Testbohrungen
Testbohrungen zerstören große Landflächen und verursachen Bodenerosion. Chemikalien, die während der Bohrungen eingesetzt werden, können ins Grundwasser gelangen und es kontaminieren. In abgelegenen Regionen, etwa in Regenwäldern, führt dies oft zu einem irreversiblen Verlust an Biodiversität.

Einfluss auf indigene Gemeinschaften
Explorationsaktivitäten finden häufig in Gebieten statt, die von indigenen Völkern bewohnt werden. Die Eingriffe führen zu einer Zerstörung ihrer Lebensgrundlagen und verletzen oft ihre Rechte.

Förderung: Extraktion mit hohen Kosten

Nach der Exploration folgt die Förderung von Erdöl, die schwerwiegende Umweltprobleme mit sich bringt. Die häufigsten Fördermethoden, wie konventionelle Ölbohrungen, Offshore-Förderung und unkonventionelle Techniken wie Fracking, tragen unterschiedlich zur Zerstörung bei.

Konventionelle Ölbohrungen
Konventionelle Bohrungen führen zu Bodendegradation und sind eine Quelle gefährlicher Abfälle. Die Infrastruktur, darunter Pipelines und Straßen, fragmentiert Lebensräume und macht Wildtiere anfälliger für Störungen.

Offshore-Förderung
Die Förderung von Erdöl auf See hat spezifische Gefahren, insbesondere durch Ölverschmutzungen. Große Katastrophen wie die Deepwater-Horizon-Explosion im Jahr 2010 demonstrieren die langfristigen Folgen solcher Unfälle. Ölpest verschmutzt Küstenregionen, tötet Meereslebewesen und zerstört Korallenriffe.

Hydraulic Fracturing (Fracking)
Fracking, eine Methode zur Förderung von Erdöl aus Schiefergestein, verbraucht enorme Mengen an Wasser und setzt Chemikalien ein, die oft ins Grundwasser gelangen. Die Methanemissionen aus Fracking verstärken zudem den Treibhauseffekt.

Fackelgas-Emissionen
Begleitend zur Ölproduktion wird oft überschüssiges Gas verbrannt, ein Prozess, der als Gasfackelung bekannt ist. Dies führt nicht nur zur Energieverschwendung, sondern setzt auch große Mengen von Treibhausgasen wie CO₂ und Methan sowie Ruß frei, die das Klima und die Gesundheit beeinträchtigen.

Transport: Risiken auf dem Weg

Erdöl wird in großen Mengen durch Pipelines, Tanker und LKWs transportiert. Dieser Prozess birgt ebenfalls erhebliche Umweltrisiken.

Ölpest und maritime Verschmutzung
Der Transport von Erdöl mit Tankern ist eine der Hauptursachen für Umweltkatastrophen. Zwischenfälle wie der Exxon-Valdez-Unfall im Jahr 1989 zeigen, wie verheerend Ölverschmutzungen für marine Ökosysteme sind. Vögel, Fische und andere Meereslebewesen sterben oft an den Folgen solcher Unfälle.

Pipelines: Lecks und Störungen
Pipelines gelten als effizient, sind jedoch anfällig für Lecks, die Böden und Grundwasser verschmutzen. Beispiele wie die Dakota-Access-Pipeline haben gezeigt, dass Lecks auch soziale Spannungen verursachen, da indigene Gemeinschaften um ihre Wasserressourcen fürchten.

Emissionen durch Transporte
Der Transport von Erdöl verbraucht große Mengen an Energie und verursacht signifikante CO₂-Emissionen. Dies verstärkt die Klimakrise zusätzlich.

Raffinierung: Chemische Belastung der Umwelt

Nach dem Transport wird Erdöl in Raffinerien verarbeitet. Dieser Schritt erzeugt zahlreiche Schadstoffe, die Luft, Wasser und Boden belasten.

Luftverschmutzung
Raffinerien setzen große Mengen an Schadstoffen frei, darunter Schwefeldioxid (SO₂), Stickoxide (NOₓ) und flüchtige organische Verbindungen (VOCs). Diese Stoffe tragen zur Bildung von Smog und saurem Regen bei und gefährden die menschliche Gesundheit.

Wasserverschmutzung
Während der Raffination entstehen Abwässer, die oft mit toxischen Substanzen wie Schwermetallen und Chemikalien belastet sind. Diese gelangen häufig in Flüsse und Ozeane, was aquatische Lebensräume gefährdet.

Gefährliche Abfälle
Neben Luft- und Wasserverschmutzung erzeugen Raffinerien auch feste Abfälle wie Schlämme und Katalysatorenreste, die oft auf Deponien landen und potenziell giftig sind.

Verbrennung: Das Endstadium der Verschmutzung

Die endgültige Nutzung von Erdöl durch Verbrennung, sei es in Fahrzeugen, Kraftwerken oder Heizungen, hat die weitreichendsten Folgen für die Umwelt.

Erdöl
Die Umweltschäden durch Erdöl sind mannigfaltig. Foto: unsplash/Jesse Bowser

Treibhausgasemissionen
Die Verbrennung fossiler Brennstoffe ist die Hauptquelle für CO₂-Emissionen weltweit. Dieses Treibhausgas ist der größte Treiber des Klimawandels, der Extremwetterereignisse, Meeresspiegelanstieg und Biodiversitätsverlust verursacht.

Luftverschmutzung
Neben CO₂ entstehen bei der Verbrennung auch andere Schadstoffe wie Feinstaub, Schwefeldioxid und Stickoxide. Diese Stoffe tragen zur Luftverschmutzung bei, die jährlich Millionen von Menschenleben fordert.

Ozeanversauerung
Der erhöhte CO₂-Gehalt in der Atmosphäre führt zu einer Absorption des Gases durch die Ozeane, was deren Versauerung verursacht. Dies schädigt Korallenriffe und gefährdet marine Nahrungsketten.

Globale Dimensionen der Umweltschäden

Die Umweltschäden durch die Erdölindustrie haben weitreichende Auswirkungen, die nicht auf einzelne Regionen beschränkt sind.

Klimawandel
Erdöl ist der Haupttreiber des anthropogenen Klimawandels, dessen Folgen von Dürren über Überschwemmungen bis hin zu Hitzewellen reichen. Die ärmsten Länder, die am wenigsten zur Krise beigetragen haben, sind oft am stärksten betroffen.

Verlust von Biodiversität
Von der Zerstörung tropischer Regenwälder bis hin zur Verschmutzung mariner Lebensräume hat die Erdölindustrie einen erheblichen Anteil am weltweiten Biodiversitätsverlust.

Gesundheitliche Auswirkungen
Die durch die Erdölindustrie freigesetzten Schadstoffe schädigen nicht nur Ökosysteme, sondern auch die menschliche Gesundheit. Atemwegserkrankungen, Krebs und neurologische Störungen sind nur einige der Folgen.

Letztlich kommen bei dieser Betrachtung eine Menge an Umweltschäden in vielen Lebensräumen zusammen, und man mag darüber streiten, ob der durch die E-Mobilität hervorgerufene vermehrte Abbau von Lithium und Kobalt diese Dimensionen an Umweltschäden erreicht. Doch sollte man nicht vergessen, dass die technologischen Möglichkeiten in der Elektromobilität erst heranreifen, die den Einsatz von Kobalt in Akkus (LFP) sowie den Einsatz von Lithium in Akkus reduzieren – etwa durch die Verwendung und Weiterentwicklung von Akkus auf Natrium-Basis.

In den Technologien der E-Mobilität gibt es viele Perspektiven hin zu weniger Umweltverbrauch, und man darf zuversichtlich sein, dass diese ergriffen werden. Beim Erdöl gibt es keine. Titelfoto: unsplash/Kevin Harris

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