SAP Fuhrpark

SAP-Fuhrpark: „95 Prozent wollen wieder einen Stromer“

Der Softwarekonzern SAP stellt seinen Fuhrpark bis 2030 auf Elektroautos um. Das ist gar nicht so schwierig.

Der Dienstwagenmarkt in Deutschland ist groß: Zwei von drei neuen Pkw werden als Firmenfahrzeug zugelassen. Deswegen spielt dieser Markt eine besondere Rolle, wenn um Reduzierung von Emissionen sowie den Umstieg auf Elektroautos geht. Und es tut sich etwas: Viele Unternehmen haben bereits angekündigt, Benziner und Diesel auszumustern. Dabei müssen sie nicht zuletzt ein Problem lösen: die Lademöglichkeit für ihre Angestellten sicher stellen.

Reichweiten, lange Ladezeiten, schlechte Fahrzeugverfügbarkeit – einige große Probleme aus den Anfangstagen der Transformation sind heute bereits abgebaut. „Bei vielen Hürden hat sich im Laufe der vergangenen vier Jahre gezeigt, dass sie gar nicht so hoch sind, wie sie uns zunächst vorkamen“, so Steffen Krautwasser, Fuhrparkmanager bei SAP. Das Softwareunternehmen hat sich verpflichtet, ab 2026 ausschließlich emissionsfreie Fahrzeuge als Dienstwagen anzubieten und plant, seine gesamte Flotte bis 2030 auf Elektrofahrzeuge umzustellen. Aktuell bilden rund 19.000 Autos den deutschen Fuhrpark, davon sind knapp 5.000 rein elektrisch.

„Viele Hürden sind gar nicht so hoch“

SAP Fuhrpark
Steffen Krautwasser verantwortet den globalen Fuhrpark des Softwareunternehmens. Foto: SAP/Steinhauser

Auswahl und Verfügbarkeit beispielsweise hätten sich zuletzt stark verbessert, so Krautwasser, dem allerdings immer noch vor allem preisgünstigere Familienautos im Angebot fehlen. Gegenüber reinen Verbrenner-Zeiten hat der Fuhrparkmanager den Fahrzeugpool, aus dem seine Kollegen wählen können, bereits erweitert. Dennoch gibt es kaum Vollsortimenter unter den E-Autoherstellern, die in allen Segmenten gute Angebote hätten. Der umstrittene amerikanische E-Autobauer Tesla ist allerdings nicht vertreten; nicht aus politischen Gründen, sondern weil die Restwerte angesichts der erratischen Preispolitik der Marke schwer zu kalkulieren sind und außerdem das Werkstattnetz für SAP-Ansprüche immer noch zu lückenhaft ist.

Die von E-Auto-Skeptikern oft zitierte Reichweite sieht Krautwasser nicht als generelles Problem. Sorgen von Mitarbeitern, nicht mehr schnell und sicher zu einem Kunden zu kommen, hätten sich nicht realisiert. Generell sieht er eine große Zufriedenheit bei den Fahrern von Elektromodellen: „Weit über 95 Prozent unserer aktuellen E-Autonutzer wollen als nächstes Fahrzeug wieder ein rein elektrisches.“

Tesla gibt es nicht im SAP-Fuhrpark

Damit die gute Stimmung unter den E-Mobilisten erhalten bleibt, baut SAP nun die Infrastruktur für das Laden an seinen Standorten aus. „Für die Akzeptanz ist es extrem wichtig, dass das Laden auf der Arbeit möglichst reibungslos klappt“, so Krautwasser. Wer morgens vor einer nicht funktionierenden Säule steht, verliert nicht nur Vertrauen in die Transformationspläne des Arbeitgebers, sondern auch das Zutrauen zur E-Mobilität insgesamt.

SAP Fuhrpark
Die Heidelberg-Tochter Amperfied managt die Ladeinfrastruktur bei SAP. Foto: Amperfied

SAP hat daher Service, Wartung und Verwaltung seiner Ladestationen an den Ladegerätehersteller Amperfied vergeben, eine Tochter des Druckmaschinenkonzerns Heidelberg. Letzterer unterhält eh schon ein großes Service-Netz für anspruchsvolle Industriekunden, kennt sich mit Elektrik und Elektronik aus und soll nun auch die aktuell 1.750 SAP-Ladepunkte an 14 deutschen Standorten betreuen.

Mittelfristig soll das Netz bei SAP auf 3.700 Ladepunkte ausgebaut werden. Trotzdem sinkt die Zahl der Anschlüsse pro Fahrzeug; aktuell liegt sie bei etwa eins zu drei. Ziel ist jedoch, dass sich fünf E-Autos einen Ladepunkt teilen. Was wenig klingt, ist laut Krautwasser tendenziell eher noch zu viel: „Wir haben die Erfahrung gemacht, dass Sie längst nicht für jedes Auto eine Säule am Standort brauchen. Mitarbeiter sind beispielsweise im Homeoffice oder beim Kunden, laden unterwegs oder sie fahren Strecken, wo in der Regel das Aufladen einmal pro Woche ausreicht.“ Beim Laden sei es ähnlich wie beim Tanken – niemand wolle jeden Abend an die Tankstelle, wenn er nur ein paar Kilometer gefahren sei.

Amperfied managt das Laden

Das Aufladen auf dem Mitarbeiter-Parkplatz ist für SAP allerdings tendenziell erste Wahl – aus Kostengründen. Denn der Großkunden-Strom vor Ort ist in der Regel günstiger als der unterwegs oder bei den Angestellten zu Hause. „Den Kostenvorteil für das Unternehmen kommunizieren wir den Mitarbeitern natürlich“, so Krautwasser. Viel Überzeugungskraft muss er dafür allerdings nicht aufbringen: „Für die meisten Nutzer eines E-Dienstwagens ist das Laden während der Arbeitszeit ideal.“ Es sei schließlich einer der Vorteile von Elektromobilität, dass der Energienachschub aufgenommen wird, während das Auto ungenutzt rumsteht.

SAP ist kein Einzelfall. Laut der Fleet-Charging-Studie 2024 von Uscale planen zwei Drittel der deutschen Firmen, ihren Fuhrpark auf Elektrofahrzeuge umzustellen. Bislang verläuft die Transformation allerdings noch langsam. Laut Daten der Deutschen Automobil Treuhand ist der Anteil von Fahrzeugen mit alternativen Antrieben seit dem März 2023 lediglich um zehn Punkte auf nun 29 Prozent gestiegen. Davon sind rund 63 Prozent reine E-Autos. Dominierender Antrieb ist immer noch der Diesel mit einem Anteil von 57 Prozent. Holger Holzer/SP-X/Titelfoto: SAP/Leonhardi

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