Immer mehr Unternehmen werfen Tesla aus dem Fuhrpark. Die Gründe sind nicht immer wirtschaftlicher Natur.
Tesla war lange Zeit das Synonym für die Revolution in der Elektromobilität. Kein anderer Hersteller verband technologische Innovation, Reichweite und Prestige so stark mit nachhaltigem Fahren wie der kalifornische Konzern unter Elon Musk. Doch im Jahr 2024 und zu Beginn von 2025 hat sich das Blatt gewendet. Immer mehr Unternehmen – darunter Energieversorger, Einzelhändler, Bauunternehmen und selbst Autovermieter – wenden sich bewusst von Tesla ab.
Die Gründe? Eine komplexe Mischung aus politischem Protest, wirtschaftlichen Realitäten und einem Imagewandel, der weit über ein einzelnes Produkt hinausgeht. Wir haben einige Reaktionen zusammengetragen.
Politische Gründe für den Verzicht
Einige Unternehmen distanzieren sich aufgrund der politischen Haltung von Elon Musk von Tesla. Der südbadische Energieversorger Badenova kündigte an, keine neuen Tesla-Fahrzeuge mehr zu beschaffen und bestehende Leasingverträge auslaufen zu lassen. Elf Model 3 und Y stehen noch im Fuhrpark – sie laufen aus, werden aber nicht ersetzt.
Der Hintergrund: Vorstand Hans-Martin Hellebrand kritisierte öffentlich Elon Musks politische Einflussnahme und beschuldigte ihn, den Wirtschaftsstandort Deutschland durch seine Nähe zu rechtskonservativen Kräften zu gefährden. Besonders Musks Aussagen zur AfD und rechtspopulistischen Bewegungen in Europa hätten intern für Debatten gesorgt. Auch der Abschied vom sozialen Netzwerk X (ehemals Twitter) war Teil dieses Schritts. Und Mitarbeitende von Badenova äußerten laut Medienberichten Unwohlsein darüber, in Fahrzeugen unterwegs zu sein, deren Hersteller durch seinen Chef mit rechtspopulistischen Bewegungen sympathisiert.
Ähnlich äußerte sich die Drogeriekette Rossmann. Das Unternehmen entschied, keine weiteren Tesla-Fahrzeuge für seinen Fuhrpark anzuschaffen, da Musks Unterstützung für Donald Trump im Widerspruch zu den umweltfreundlichen Werten von Tesla stehe. Bestehende Fahrzeuge werden aus Nachhaltigkeitsgründen weiterhin genutzt, zukünftige Anschaffungen erfolgen jedoch bei anderen Herstellern.
„Unvereinbar mit den Markenwerten“
Auch der Ökostromanbieter LichtBlick hat eine ähnliche Entscheidungen getroffen und verzichtet auf den Einsatz von Tesla-Produkten. Die Hälfte des Firmenfuhrparks bestand bis dahin aus Tesla-Modellen. Das Management entschied sich aktiv gegen eine Verlängerung der Leasingverträge. Ausschlaggebend war laut Unternehmenssprecherin nicht nur Musks politische Positionierung, sondern auch eine generelle „Unvereinbarkeit mit den Markenwerten“. LichtBlick hatte Tesla einst als Pionier gefeiert – heute sieht man sich gezwungen, Konsequenzen zu ziehen.
Das niedersächsische Bauunternehmen Viebrockhaus distanzierte sich nicht nur von Tesla-Fahrzeugen, sondern von allen Tesla-Produkten – inklusive Batteriespeichern. Ursprünglich war geplant, neue Aktionshäuser mit Tesla-Energiespeichern auszustatten. Stattdessen wurde auf Konkurrenzlösungen umgestellt. CEO Lars Viebrock sagte sinngemäß, Tesla stehe nicht mehr für die Werte, die sein Unternehmen vertreten wolle. Es gehe nicht nur um Technik, sondern auch um Haltung.
Wirtschaftliche Gründe für den Rückzug
Neben politischen Beweggründen spielen auch wirtschaftliche Faktoren eine Rolle. Der Autovermieter Sixt hat angekündigt, keine weiteren Tesla-Fahrzeuge anzuschaffen und den bestehenden Bestand abzubauen. Das Unternehmen führte die Entscheidung auf die geringe Nachfrage nach Elektroautos, höhere Reparaturkosten, niedrigere Restwerte und (Achtung!) geringer Nachfrage zurück.
Auch der Autovermieter Hertz reduzierte seine Tesla-Flotte und bot Kunden an, die Fahrzeuge zu vergünstigten Preisen zu erwerben. Hertz begründete diesen Schritt mit hohen Reparatur- und Wartungskosten sowie einem Rückgang der Nachfrage nach Elektrofahrzeugen.
Die Deutsche Telekom flottet aktuell keine neuen Teslas mehr ein – jedoch weniger, um Elon Musks Aktivitäten in der Politik abzustrafen, sondern weil die Nachfrage der Mitarbeiter zu gering ist. „Wir haben Teslas in der Flotte, bieten aber derzeit keine Modelle unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern an“, wird die Flottenchefin Olga Nevska in der „Automobilwoche“ zitiert. Denn die Nachfrage nach Tesla-Modellen sei unter den Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu gering gewesen. „Wir prüfen quartalsweise unser Angebot“, so Nevska weiter, „und nehmen Marken hinzu oder sortieren diese aus.“
Firmenflotten machen einen signifikanten Anteil der Neuzulassungen in Europa aus. Die Entscheidungen großer Unternehmen wirken daher wie ein Seismograph für die Automobilbranche. Wenn sich Marktführer wie Sixt, Rossmann oder LichtBlick von einem Hersteller abwenden, hat das durchaus messbare Effekte. Titelfoto: KI-generiert
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