Denza

BYD startet die Luxusmarke Denza

Angriff im Krabbengang: Der BYD-Konzern bringt im Herbst die Luxusmarke Denza nach Deutschland. Und hat noch viel vor.

Seit dem Herbst 2022 ist die chinesische Automarke BYD in Deutschland vertreten; zunächst mit Han, Tang und Atto 3. Mittlerweile stehen sieben Modelle zu Auswahl, und mit dem Atto 2 ist ein achtes im Anmarsch. So richtig rund läuft es aber nicht, denn gerade einmal 2.900 Fahrzeuge konnte der weltgrößte Hersteller von Elektroautos hierzulande im vorigen Jahr absetzen.

Doch von Anfangsschwierigkeiten lässt sich ein Konzern wie BYD nicht im Mindesten abschrecken. Im Gegenteil, man hat Großes vor in Europa, will hier sogar Fahrzeuge produzieren. Fabriken entstehen derzeit in Ungarn und der Türkei. Angepeilt ist eine Kapazität von 500.000 Autos im Jahr. Motto: in Europa für Europa. Selbst eine Batteriefertigung steht auf dem Plan.

Denza
Angriff auf BMW; Auti, Mercedes und Porsche: Denza Z9GT. Foto: SP-X/Michael Specht

Und es geht weiter: Noch in diesem Jahr weitet BYD die Europa-Strategie auf seine Luxusmarke Denza aus. Im Fokus haben die Chinesen dabei die deutschen Premium-Marken Mercedes, Audi, BMW und Porsche. Besonders der Stuttgarter Sportwagenhersteller scheint es Denza angetan zu haben. Denn ihr Auftaktmodell, der Z9GT, weist durchaus Ähnlichkeiten zum Porsche Taycan Cross Turismo auf.

Das hat seinen Grund. Für das Design des Denza Z9GT zeichnet Wolfgang Egger verantwortlich. Der Ex-Audi-Mann ist seit neun Jahren in BYD-Diensten und setzt bei dem 5,18 Meter langen Z9GT gezielt auf dezente Athletik und zeitlose Eleganz. „Dafür eignet sich ein Shooting-Brake-Heck natürlich besser als eine klassische Limousine“, sagt Egger, „zugleich hat es einen praktischen Vorteil, was Kofferraum und Variabilität angehen.“ Den Z9GT bezeichnet er als „Gentlemans Car.“

Denza
Denzas Auftaktmodell, der Z9GT, weist durchaus Ähnlichkeiten zum Porsche Taycan Cross Turismo auf. Foto: SP-X/Michael Specht

BYD hat große Pläne für Europa

Innen versucht BYD, auf Augenhöhe mit der etablierten deutschen Konkurrenz zu gehen – mindestens. Zwar handelte es sich bei den Testfahrzeugen noch um Vorserienmodelle, doch zeigte der Z9GT schon jetzt, wie man Insassen in dieser Fahrzeugklasse stilvoll unterbringt. Das einer Lounge gleichende Interieur überzeugt durch erstklassige Materialien, präzise Verarbeitung und üppigste Ausstattung. So kann beispielsweise die Box zwischen den Vordersitzen bis minus 6 Grad heruntergekühlt werden und ist beidseitig zu öffnen. Das Cockpit wirkt aufgeräumt und puristisch, wird dominiert vom riesigen (17,3 Zoll) Zentral-Display, der wiederum von zwei kleineren Bildschirmen flankiert wird. Eines sitzt hinter dem Lenkrad, das andere dient dem Beifahrer.

Auch sonst ziehen die Chinesen alle Register ihres Könnens und kommen mit technischen Ausstattungen, die es bislang nirgendwo anders zu sehen gibt. Die extra für den Z9GT entwickelte Plattform verfügt nicht nur über drei Elektromotoren (zwei hinten, einer vorn), sondern an der Hinterachse auch über zwei Lenkgetriebe, die unabhängig voneinander operieren. Ebenso die E-Maschinen. Es ermöglicht dem Fahrer einzigartige Kunststücke, die vor einem Straßen-Café allerdings schnell in Richtung Peinlichkeit tendieren dürften.

So kann der Denza Z9 GT bei gebremstem linkem Vorderrad beispielsweise eine 360-Grad-Rechtsdrehung hinlegen, oder umgekehrt. Die Hinterräder drehen dabei jeweils in entgegengesetzter Richtung. Die gummifressende Show-Einlage ist gedacht, um den Wagen schräg vorwärts in eine parallel zur Straße freie Parklücke zu fahren und dann mit dem Hintern cool einzuschwenken.

Denza
Bemerkenswert ist, wie ruhig der Z9GT auf der Straße liegt und wie angenehm er auch auf rumpeligem Belag abrollt und federt. Foto: Denza

Und die Besonderheiten gehen weiter. Das Denza-System erlaubt sogar den „Krabben-Gang“, und damit das Auto quasi diagonal zu bewegen (wo auch immer so etwas nötig ist). Größter Vorteil der neuen Lenktechnik aber dürfte der enorm kleine Wendekreis sein, der bei der Testfahrt immer wieder für erstaunte Gesichter sorgte. Ein über fünf Meter großes Auto wendet auf nur 9,24 Meter Fahrbahnbreite. Das ist Kleinstwagen-Niveau.

Denza Z0GT: Wendekreis wie ein Kleinstwagen

Richtung Supersportwagen dagegen geht die ganze Sache bei der Fahrdynamik. Vorne ziehen am Shooting-Brake 230 kW/313 PS, hinten zweimal 240 kW/326 PS, macht zusammen 710 kW/965 PS. Denza verspricht für den Sprint von null auf Tempo 100 lediglich 3,4 Sekunden. Und dies mit einer überragenden Geschmeidigkeit, wie sie eben nur Elektromotoren liefern können. Bemerkenswert ist zudem, wie ruhig der Z9GT auf der Straße liegt und wie angenehm er auch auf rumpeligem Belag abrollt und federt.

Damit sollten auch lange Touren kein Problem darstellen. Zumal unter den Sitzen 100 kWh an Batteriekapazität bereitstehen, gut für rund 500 Kilometer Reichweite. Genauere Werte gibt Denza erst zum Markstart im Herbst bekannt. Ebenso die Preise, die nicht unter 100.000 Euro starten dürften. Zumindest nicht bei der vollelektrischen Version. Denn den Z9GT wird es auch als Plug-in-Hybrid geben, mit ähnlichen Leistungswerten und einer elektrischen Reichweite von gut 150 Kilometern.

Denza
Innen versucht BYD, auf Augenhöhe mit der etablierten deutschen Konkurrenz zu gehen – mindestens. Foto: Denza

Beim Z9GT will Denza es in Europa nicht belassen. BYD-Chefin Stella Li kündigt an, alle halbe Jahr ein neues Modell auf den Markt zu bringen. Auf den Shooting Brake folgt 2026 der Van D9. In der Pipeline sind zudem zwei SUV. Selbst einen Sportwagen mit der dreimotorigen Technik des Z9GT halten die Chinesen nicht für ausgeschlossen. Michael Specht/SP-X

Add a Comment

Your email address will not be published. Required fields are marked *