Unter den Neuheiten 2020 bei den Rollern gibt es bekannte und unbekannte Namen. Der Dominator heißt aber Vespa.
Mobilität in Innenstädten kann ja nicht nur mit dem Pkw, ÖPNV oder Fahrrad gelingen – der Roller kann vieles gut in den Cities. Nicht umsonst sind die Straßen unserer europäischen Nachbarn viel stärker durchsetzt mit den flinken, sparsamen und Platz sparenden Zweirädern. Sorry: Mittlerweile gibt es sie auch mit drei Rädern.
Aber auch wenn Deutschland den Vorbildern in Italien und Co. nicht nahekommt, so darf doch konstatiert werden, dass 2019 kein schlechtes Jahr beim Rollerabsatz war. Mit einem Plus von fast 20 Prozent lag der Zuwachs bis Ende November sogar viermal höher als das bei den Motorrädern der Fall war. Allerdings sind die absoluten Zahlen bei den Scootern auch deutlich geringer. Etwa 111.000 Motorrädern stehen gerade 16.500 Roller gegenüber.
Marktdominanz: Vespa 300 GTS
Während die Motorräder von der übermächtigen BMW R 1250 GS dominiert werden – alleine auf dieses Modell entfallen etwa 9 Prozent aller Neuzulassungen –, ist die Rolle der Vespa 300 GTS bei den Scootern noch weitaus überlegener: Die stärkste aller Wespen kann mit ihren 6.898 Verkäufen nicht weniger als 42 Prozent aller 16.376 Kraftroller-Neuzulassungen auf sich vereinen! Wie überlegen die Vespa am Markt ist, zeigt sich auch daran, dass die neun volumenstärksten Verfolgermodelle zusammen nicht mehr als 73 Prozent des Vespa-Absatzes schaffen.
Nach dem Willen der österreichischen KSR-Group soll die Vespa-Dominanz noch vor 2028 ein Ende finden. KSR setzt dabei auf die wiedererweckte Rollermarke Lambretta und bereitet noch für 2020 die Markteinführung der Lambretta G325 Special vor. Details über den Antrieb behält der Hersteller der in China gefertigten Roller noch für sich, doch soll die Lambretta die Vespa 300 im Hubraum wie in der Leistung übertreffen. Während der Aufbau – Stahl-Monocoque mit wechselbaren Seitenteilen – feststeht, gibt es zum Preis noch keine Aussagen. In wenigen Wochen will die KSR-Group auf der Delhi Auto Expo eine elektrische Hochleistungsversion der Lambretta G325 vorstellen; ihr Marktstart soll schon bald in Indien erfolgen, andere Märkte sollen erst später beliefert werden.
Dreirad-Scooter mit Zweizylinder
Eine wichtige Position auf dem Rollermarkt haben sich die Dreirad-Roller erkämpft; zu nennen sind der marktführende Piaggio MP3-500, der Peugeot Metropolis 400 und der Quadro-3. Sie bekommen es ab Mitte 2020 mit einem neuen Konkurrenten zu tun, der sogar von einem Zweizylindermotor angetrieben wird. Der Kymco CV-3, erster Dreirad-Scooter mit Zweizylindermotor, übernimmt den 54 PS/40 kW leistenden 550-ccm-Motor des Scooters AK 550 und eröffnet damit auch eine neue Leistungsklasse für Dreirad-Roller. Seine Höchstgeschwindigkeit soll 160 km/h betragen
Eine starke Rolle in der Kategorie der Leichtkraftroller bis 125 Kubik dürfte ab 2020 der neue Honda SH125i spielen, der mit fast 19.000 verkauften Einheiten im Jahr 2018 Marktführer in Europa war. Die neueste Version kann alles besser: Der Motor ist zugleich kräftiger und sparsamer geworden, der Stauraum unterm Sitz ist gewachsen, die Beleuchtung wurde auf LED umgestellt und es gibt eine Antischlupfregelung zur Steigerung der Fahrsicherheit. Außerdem erfüllt die neueste Version die Vorschriften der Umweltnorm Euro5. Ganz im Gegensatz zum allgemeinen Trend ist der neue SH125i nicht schwerer geworden: Mit 133,9 Kilogramm ist er sogar 400 Gramm leichter als das Vormodell.
Markanter Rahmen: Italjet Dragster
Im Vergleich mit dem durch und durch vernünftigen und dabei gediegenen Honda SH125i wirkt der neue Italjet Dragster geradezu verrückt: Die Neuauflage des zwischen 1998 und 2003 schon einmal gebauten Fun-Scooters mit dem markanten Gitterrohrrahmen und der innovativen Achsschenkellenkung knüpft am „Damals“ an und steuert den Dragster gekonnt ins „Jetzt“. Als 125er leistet der Einzylindermotor 14,9 PS/11 kW, als 200er 19,8 PS/14,5 kW. Stufenloses CVT-Getriebe und Riemenantrieb sind Standard, genauso wie Reifen in ungewöhnlich voluminösem Format. Der Preis des nach wie vor Aufsehen erregenden 125ers liegt bei 5.000 Euro zuzüglich 300 Euro Nebenkosten, der 200er ist 500 Euro teurer.
Im Highend-Bereich der sportlichen Scooter ist seit nunmehr zwei Jahrzehnten der Yamaha TMAX tonangebend; für 2020 wird er kräftig überarbeitet und rundum verbessert. Die neue Modellbezeichnung lautet TMAX 560, der neue Preis beträgt 12.000 Euro, als Version TechMAX gar 13.700 Euro.
Preisbrecher: Sym TL 500
Um volle 4.000 Euro günstiger ist ein neuer Konkurrent, der mit 41 PS/30 kW allerdings etwas weniger Leistung bietet: Der ab Februar 2020 zum Einführungspreis von 8.000 Euro angebotene Sym TL 500 des taiwanesischen Herstellers San Yang Motors kann dennoch mit großem Fahrspaß punkten, weil die Fahrwerksentwickler gute Arbeit geleistet haben. Er fühlt sich nämlich nicht nach 223 Kilogramm Leergewicht an. Der Zweizylindermotor ist ein angenehmer Geselle, überzeugt in Tonlage und Kraftentfaltung. Ungewöhnlich am Sym ist der Endantrieb mittels O-Ring-Kette; Rollerfahrers Lieblingslösung ist das bekanntlich nicht. In der Summe aus Leistung, Komfort, Fahrvergnügen und Preis darf der Sym TL 500 allerdings als Schnäppchen gelten. HM/SP-X/Titelfoto: BMW
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