Nur die Augen werden beschattet: Digitale und transparente Sonnenblende soll die Unfallgefahr schmälern.
Nahezu alles am und im Auto wird ständig weiterentwickelt. An einem – sehr wichtigen – Feature ist die Moderne aber weitgehend vorbei gegangen: Die Sonnenblende. Okay, es gibt sie mittlerweile zweigeteilt, um sich auch seitlich vor Blendung schützen zu können, ansonsten aber sieht der „Oldie“ im Fahrzeuginnenraum heute fast genauso aus wie vor knapp 100 Jahren.
Dabei verursacht blendendes Sonnenlicht mehr als doppelt so viele schwere Verkehrsunfälle wie Nebel, Glätte oder andere Witterungsbedingungen. Jedes Jahr zählt die US-Bundesbehörde für Straßen- und Fahrzeugsicherheit NHTSA mehrere tausend Unfälle, die durch blendende Sonne verursacht wurden. 2018 waren es in Deutschland laut Statistischem Bundesamt 3.756.
Aus der Sonnenblende wird der Virtual Visor
Bosch will nun die Sonnenblende neu erfunden haben: mit der neuen transparenten und digitalen Sonnenblende, dem Virtual Visor. Die klassische Sonnenblende wird dafür durch ein transparentes LCD-Display und eine auf den Fahrer ausgerichtete Kamera ersetzt. Dank intelligenter Algorithmen wird auf dem Display immer nur der Teil verdunkelt, aus dem die Sonne den Fahrer sonst blenden würde. Der Rest des Displays bleibt durchsichtig und der Blick auf die Straße frei.
„Kleine Erfindung, große Wirkung: Mit dem Virtual Visor von Bosch haben Autofahrer freie Sicht auf das Verkehrsgeschehen“, sagt Dr. Steffen Berns, Vorsitzender des Bereichsvorstands des Geschäftsbereichs Car Multimedia. „Besonders wenn Autofahrer morgens und abends von der tiefstehenden Sonne geblendet werden, geraten klassische Sonnenblenden an ihre Grenzen. Mit der digitalen-transparenten Sonnenblende von Bosch haben wir für dieses Problem eine innovative Lösung entwickelt.“
Der Virtual Visor von Bosch feiert auf der CES 2020 in Las Vegas seine Weltpremiere. Von den Organisatoren der weltweit größten Elektronikmesse wurde die neue transparente digitale Sonnenblende bereits mit einem „Best of Innovation“ Award ausgezeichnet.
Intelligente Sonnenblende für das 21. Jahrhundert
Der Virtual Visor arbeitet mit einer Innenraumkamera, die das Gesicht des Fahrers während der Fahrt betrachtet. Intelligente Algorithmen auf Basis von künstlicher Intelligenz (KI) erkennen sowohl die Gesichtspartien wie Augen, Nase und Mund, als auch den Schatten, den die Sonne auf das Gesicht des Fahrers wirft. Sie analysieren permanent, wohin der Fahrer gerade blickt und verdunkeln ausschließlich einen kleinen Bereich auf dem Display, damit nur ein Schatten im Bereich der Augen des Fahrers entsteht.
„Schon früh im Entwicklungsprozess haben wir herausgefunden, dass viele Autofahrer die traditionelle Sonnenblende dauerhaft so einstellen, dass ihre Augen im Schatten sind,” sagt Jason Zink, Technikexperte bei Bosch in Nordamerika und einer der Miterfinder des Virtual Visor. Somit ist der Sichtbereich des Fahrers durch traditionelle Sonnenblenden meist eingeschränkt. „Diese Erkenntnis war für unser Konzept des Virtual Visors von entscheidender Bedeutung“, so Zink. So wurde die Idee geboren, die bekannte LCD-Technologie zu nutzen, um damit einzelne Bereiche auf dem Display gezielt abzudunkeln und somit das Sichtfeld des Autofahrers so groß wie möglich zu belassen.
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