Mobilität Hannover

Wenn sich Verkehrsverbünde im Weg stehen

Viel diskutiert wird die Mobilität in der City. Vergessen wird die Anbindung der angrenzenden Kreise – wie der Landkreis Hameln-Pyrmont.

Viele blicken derzeit gespannt auf die Änderungen in den Städten im Bereich Mobilität: Radwegeausbau, Fahrverbote für Diesel, autonome Busse oder auch E-Scooter. Was weniger betrachtet und beachtet wird ist die Anbindung des Umlandes an die großen Städte und die Pendlerströme, die damit einhergehen. Wollen wir eine Veränderung in der City, muss sich auch im ländlichen Bereich etwas grundlegend ändern.



Ein gutes Beispiel ist der an Hannover angrenzende Landkreis Hameln-Pyrmont. Der Kreis liegt außerhalb der Tarifgrenzen des Großraumverkehrsverbundes Hannover (GVH). S-Bahn-Fahrende, die beispielsweise von Hameln nach Hannover wollen, müssen für das Hin- und Rückfahrticket 27,40 Euro bezahlen; wird ein Fahrrad mitgeführt, kommen noch einmal 5 Euro hinzu. Fährt man innerhalb des GVH-Tarifs, kostet ein Tagesticket 9 Euro. Hat man Pech und wohnt eine Haltestelle jenseits des GVH-Tarifs, muss man also das Dreifache Euro mehr bezahlen.

Für Pendler zu teuer

Bedenkt man nun, dass zwei Fünftel aller Pendler in die niedersächsische Landeshauptstadt von außerhalb der GVH-Grenzen kommen, dann wundert es nicht, dass diese nicht auf den ÖPNV umsteigen. Diese Thematik wurde übrigens auch auf der DMT-Arena am 14. November im HCC angesprochen. Den Bericht dazu lesen Sie hier, den Film sehen Sie hier.

Zusätzliche Relevanz erhält das Thema Mobilität in und um Hannover dadurch, dass der Wahlsieger Belit Onay versprochen hat, die Innenstadt bis 2030 autofrei zu gestalten, also ein großes Interesse daran haben sollte, dass Pendler auf den ÖPNV umsteigen. Zudem finden am 8. März im Landkreis Hameln-Pyrmont Landratswahlen statt.

„Den ÖPNV stärken“

Wie also steht es um das Thema Mobilität in der Region? Welche Priorität genießt es bei den Kandidaten der großen Parteien? Unser Geschäftsführer Eckhard Schulte hat sich mit den drei Kandidaten Dirk Adomat (SPD), Stefan Wittkop (CDU) und Torsten Schulte (Grüne) darüber unterhalten.

Grundsätzlich ist allen dreien an der Thematik gelegen und möchten sie als eine der ersten angehen, sollten sie gewählt werden. „Wir müssen den ÖPNV im ländlichen Raum stärken. Die Anbindung an das GVH-Tarifsystem ist eine der Schlüsselfragen für unseren Kreis“, sagt Stefan Wittkop im Interview. Um dies zu erreichen, möchte er gemeinsam mit Belit Onay einen Weg finden, wie dieses Problem gelöst werden könne.

„Mehr Geld in die Hand nehmen“

Ähnlich sieht es SPD-Kandidat Dirk Adomat: „Wir müssen hier notfalls noch mehr Geld in die Hand nehmen und die Tarife zusammenführen“, sagt er. „Wir müssen zudem aber auch den Individualverkehr mit dem ÖPNV zusammenbringen, also etwa mehr Park+Ride-Plätze, Fahrradboxen und auch mehr Fahrradwege schaffen.“ Er mache selbst die Erfahrung, dass die Park+Ride-Plätze oft besetzt seien.

„12 Euro für das Ticket nach Hannover“

Ein konkretes Ziel gibt Grünen-Kandidat Torsten Schulte aus: „Wir müssen es schaffen, dass wir nicht mehr als 12 Euro für das Ticket nach Hannover bezahlen. Denn auch Hannover hat ja das Interesse, autofrei zu werden, und das kann es nur schaffen, wenn die Pendler die Möglichkeit haben, mit dem ÖPNV in die Stadt zu kommen.“

Fazit: Alle drei Kandidaten möchten die Tarife im Kreis denen des GVH anpassen und den ÖPNV stärken. Man darf gespannt sein, was nach den Wahlen geschieht.

Die filmischen Interviews können Sie auf dem Youtube-Kanal des Deutschen Mobilitätstages sehen:

Torsten Schulte

Dirk Adomat

Stefan Wittkop

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