Schnellladen

Schnellladen: Auf die Leistungskurve achten

Der Maximalwert sagt nicht alles darüber aus, wie lange ein Ladestopp beim Schnellladen dauert. Denn den erreichen die E-Autos oft nur kurz.

Wie neu und kompliziert das Thema Laden eines Elektroautos ist verdeutlicht nicht allein der Leistungswert eines E-Autos. Es kommt auch darauf an, wie lange der Lader die Maximalleistung beim Schnellladen aufrecht erhält. Bislang wetteifern vor allem die Stromer der Luxusklasse um eine besonders hohe Schnellladeleistung, die in Kilowatt angegeben wird. Doch die allein garantiert noch keine kurze Standzeit am Gleichstromlader.

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Mit aktuell bis zu 270 Kilowatt und perspektivisch sogar 350 Kilowatt ist der Porsche Taycan beim Schnellladen aktuell der König der Steckdose. Der Leistungswert gibt an, wie viel Power der Elektrosportler maximal aus einer Ladesäule saugen kann. Je mehr, desto schneller lässt sich eine leere Batterie für die Weiterfahrt füllen. Bis auf Tesla-Modelle – die auf bis zu 250 Kilowatt kommen – kann die Konkurrenz aktuell kaum mithalten. Selbst in der Premiumliga sind Werte bis maximal 150 Kilowatt die Regel, viele E-Mobile im mittleren Preissegment müssen mit 50 Kilowatt auskommen.

Der Maximalwert sagt nicht alles

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Audi wirbt mit einer sehr konstanten Ladeleistung. Der nicht näher genannte Wettbewerber ist in diesem Diagramm Tesla. Foto: Audi

Mit hohen Ladeleistungen lässt sich also punkten. Das Problem: Die Zahl allein sagt nur bedingt etwas darüber aus, wie schnell man den Stromtank-Stopp beim Schnellladen wirklich absolviert. Denn bei der von den Herstellern angegebenen Ladeleistung handelt sich lediglich um den technisch möglichen Maximalwert – und der liegt unter Umständen nur für wenige Minuten an. Vor allem bei frühen Tesla-Modellen hatte die Ladeleistungskurve den Charakter eines steilen Berggipfels: kaum oben, fiel sie schon wieder rasant ab.

Wie schnell sackt die Kurve ab?

Längst haben die Kalifornier das zackige Bergprofil etwas abgeflacht. Doch immer noch gilt bei Tesla, dass die Ladeleistung kurz nach Ladestart das Maximum erreicht, um danach sukzessive in den Keller zu gehen. Bei vielen anderen Autos anderer Hersteller zeigt sich ein ähnliches Bild, wenn man einschlägige Leistungsdiagramme vergleicht, die Fahrer ins Internet stellen. Aber auch die Daten von Experten wie denen vom Beratungsunternehmen P3 Automotive zeigen für viele Modelle den typischen Spitzgipfel-Verlauf. Auch übrigens für den Porsche Taycan, der die Batterie bis zur Hälfte mit voller Vehemenz füllt, um dann stetig nachzulassen.

Die Akkus werden zu heiß

Das Abflachen der Ladeleistung hat technische Gründe. So lässt zu starker Strom auf Dauer die Akkus zu heiß werden, was der Lebensdauer schadet. Die Hersteller kappen die Leistung irgendwann – je nach Philosophie und Batterietechnik früher oder später. Daneben gibt es aber auch einen rein physikalischen Grund für Schwankungen in der Ladeleistung: Je voller die Batterie wird, desto schwieriger finden die elektrisch geladenen Teilchen im Inneren einen freien Platz an der Elektrode. Dieser Effekt ist ab einem Ladestand von 80 Prozent so stark, dass sich das Weitertanken unter zeitökonomischen Aspekten kaum mehr lohnt. Die meisten Autohersteller geben in den technischen Daten die Schnellladezeit daher für den Bereich zwischen 80 und 20 Prozent an.

Die Plattform-Strategie

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Die Ladeleistung des E-tron. Foto: Audi

Neben dem Gipfelsturm-Ansatz wie ihn vor allem Tesla nutzt, hat sich in letzter Zeit eine Plateau-Strategie etabliert. So nutzt Audi beim E-Tron eine in dieser Klasse eher mäßige Ladeleistung von 150 Kilowatt, hält sie aber über den Großteil des Ladevorgangs nahezu konstant. Erst bei rund 70-prozentiger Füllung lässt das E-SUV erst langsam und bald darauf rapide nach. Ähnliche Hochebenen, wenn auch nicht ganz so ausgeprägt, zeigen sich mittlerweile auch in den Ladediagrammen anderer Hersteller und Modelle, etwa bei Jaguar I-Pace, Kia e-Niro oder Mercedes EQC. Selbst diverse Tesla-Varianten tanken mittlerweile so.

Das Optimum: Indexwert 1

Nur wenige potenzielle Autokäufer dürften sich jedoch die Mühe machen, Ladediagramme im Internet zu recherchieren und zu vergleichen, wer den Strom am schnellsten zapft. Eine kleine Übersicht, die die Sucher erleichtert, findet sich im „Charging Index“ der Beratungsagentur P3 Automotive. Der untersucht, wie nahe aktuelle Modelle dem definierten Ideal kommen, in 20 Minuten Strom für 300 Kilometer zu laden. Das würde in dem Modell einem Indexwert von 1 entsprechen, den aktuell jedoch kein E-Auto schafft. Am besten schneidet der Porsche Taycan mit 0,72 ab, gefolgt vom VW ID.3 mit 0,7 dem Tesla Model 3 mit 0,66 und dem Audi E-Tron mit 0,58.

Wie wichtig man außerhalb eingeschworener Fankreise und Quartettspieler die Unterschiede innerhalb der Spitzengruppe nehmen sollte, darüber kann man streiten. Klar ist, dass alle vier Modelle im Alltag wohl ausreichend schnell laden. Der Audi sehr konstant, der Tesla eher wie ein Kurzstreckensprinter und der Porsche liegt irgendwo dazwischen. Trotzdem sind die Ladekurven von mehr als rein akademischem Interesse, denn sie könnten Blender enttarnen und übertriebene Versprechen erden. Und die dürften kommen, je mehr E-Modelle um den Titel des Lademeisters konkurrieren. HM/SP-X/Titelfoto: Porsche

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