Bei einem Unfall setzt das System von Bosch über eine Smartphone-App automatisch einen Notruf ab. Auch die Gesundheitsdaten können hinterlegt werden.
Bei Autos ist das Notrufsystem E-Call bereits Standard und zählt zur Grundausstattung. Bei Motorrädern ist das anders. Dabei ist schnelle Hilfe gerade bei Motorradfahrern wichtig, denn umso größer sind ihre Überlebenschancen. Nach wie vor ist das Risiko, bei einem Crash getötet zu werden, für Motorradfahrer bis zu 20-mal höher als für Autofahrer.
Bosch hat das System namens Help Connect nach eigenen Angaben nun zur Serienreife geführt. Das vernetzte Notruf-System erkenne Unfälle mithilfe eines intelligenten Crash-Algorithmus in der Stabilitätskontrolle (MSC) im Fahrzeug. Per Smartphone-App übermittle Help Connect unter anderem Informationen zu Unfallort und Fahrer über das Bosch Service Center an die Rettungskräfte und erleichtere ihnen damit das Auffinden des Unfallopfers. Eine automatische Meldung kann die Zeit bis zum Eintreffen der Rettungskräfte am Unfallort in Einzelfällen um bis zu 50 Prozent reduzieren (Quelle: EU-Projekt Harmonised eCall European Deployment, I_HeERO).
App übermittelt Standort- und Fahrerdaten
Und so funktioniert´s: Das System greift auf das MSC zurück. Dieser im Fahrzeug verbaute Sensor misst 100-mal pro Sekunde Beschleunigung und Winkelgeschwindigkeit. Diese gibt an, wie schnell sich ein Winkel um eine Achse ändert. Der Sensor kann somit eindeutig berechnen, in welcher Bewegung und Schräglage sich das Motorrad befindet. Durch den integrierten Crash-Algorithmus erkennt der Sensor zudem automatisch, ob das Motorrad in einen Unfall verwickelt ist, oder ob es beispielsweise wegen eines Missgeschicks beim Abstellen umfällt.
Es bedürfe keines zusätzlichen Steuergerätes, was die Integration ins Fahrzeug erleichtere. Per Bluetooth werde anschließend die Verbindung zur Bosch-Notfall-App Vivatar hergestellt. Es lassen sich auch andere Smartphone-Apps – etwa von Motorradherstellern – in die Notruflösung einbinden. Neben den Standortinformationen übermittle Help Connect auch vom Fahrer hinterlegte Gesundheitsdaten an das Service Center. Diese Daten können für die Rettung lebensnotwendig sein. Auf Wunsch werden zusätzlich persönliche Notfallkontakte automatisch informiert.
Start wohl im nächsten Jahr
Im ersten Schritt ist der Notruf-Service für Kunden aus Deutschland verfügbar. Dabei können die Nutzer mit dem Service Center auch im europäischen Ausland in Deutsch oder Englisch kommunizieren. Meldet sich ein Fahrer aufgrund eines schweren Unfalls nicht, werden die Rettungskräfte unverzüglich an den Unglücksort gelotst. Da das Smartphone in der Regel immer gut geschützt am Körper getragen wird, lassen sich verunfallte Motorradfahrer auch dann rasch auffinden, wenn sie beim Crash vom Fahrzeug getrennt wurden.
Das System dürfte im kommenden Jahr bei einem großen Motorradersteller Premiere feiern. Eine Nachrüstung ist nicht möglich. HM
Immer aktuell und gut unterhalten: Abonnieren Sie den Puls-Newsletter!
Add a Comment