Seat Leon TGI

Seat Leon – ein kleiner Naseweis

Vor nicht allzu langer Zeit hat Seat die vierte Generation des Leon vorgestellt. Hat er das Zeug zum Golf-Konkurrenten? Ein Fahrbericht.

Der mittelalte Herr blickt an der Zapfsäule neugierig auf unser Fahrzeug. Schließlich überwindet er sich und stellt die Frage, die ihn schon seit geraumer Zeit bewegt: „Ist das der neue Leon?“. Ja, er ist es. Und wir wundern uns, dass uns diese Frage zu einem Seat gestellt wird – vor Jahren noch undenkbar. Doch heute gehören die spanischen Autos zum Straßenbild, kein Wunder, bieten sie doch für weniger Geld die gleiche Technik wie die des Marktführers VW.

Und das Design passt auch. So betont der Leon der vierten Generation die sportliche Attitüde gegenüber dem Golf durchaus: Das Heck wird betont durch das durchgehende Leuchtenband, das alle neuen Seat charakterisiert, vorne bekam er eine aggressivere Front mit einer stärkeren Wölbung der Motorhaube verpasst. Der Radstand ist um rund fünf Zentimeter auf 2,69 Meter gewachsen, und in der Länge legte der Leon um neun Zentimeter auf 4,37 Meter zu. Das Ergebnis spürt man vor allem im Fond, wo die Knie nun mehr Freiheiten haben und die Schultern etwas mehr auf Distanz bleiben. In den Laderaum passen nach wie vor 380 Liter.

1,5-Liter mit Zylinderabschaltung

Seat Leon
Das Heck wird betont durch das durchgehende Leuchtenband, das alle neuen Seat charakterisiert. Fotos: Seat

Vorstellig wurde der Leon bei uns mit dem bekannten 1,5-Liter-TSI mit 150 PS und Siebengang-DSG-Getriebe. Das ist keine schlechte Mischung, sorgt der Motor mit seiner Zylinderabschaltung doch für zweierlei: moderaten Verbrauch und genug Kraft, um auch am Berg nicht zu verhungern. Zu würdigen ist die Zylinderabschaltung, von der man außer einem kleinen Eco-Zeichen im Display so gar nichts mitbekommt. Fährt der Motor nicht unter Last, dann schalten sich zwei der vier Zylinder ab und sparen somit Sprit.

Das ist zwar nichts Neues, es gab sie schon in den Modellen der vergangenen Jahre, doch ein Durchschnittsverbrauch von 6,5 Liter auf 100 Kilometer kann sich sehen lassen. Geht man sehr vorsichtig mit seinem Gasfuß um, dann kratzt man an der Sechs-Liter-Marke. Es gibt den Motor übrigens auch in einer Mild-Hybrid-Variante, die durch ein kleines e vor dem TSI gekennzeichnet ist. Sie ist aber nur unwesentlich sparsamer. Nachgereicht wird noch ein Plug-in-Hybrid, bei dem der 1,5-Liter-TSI-Motor mit einer E-Maschine mit einer Systemleistung von 204 PS und einem Puffer-Akku von 13 kWh kombiniert wird, der Strom für bis zu 60 Kilometer ohne Sprit liefert. Auch ein Cupra wird noch kommen.

Das Auto denkt mit

Viel getan hat sich im Cockpit. Geschwindigkeit und Drehzahl kann man sich im virtuellen Display hinter dem Lenkrad in verschiedenen Darstellungsvarianten anzeigen lassen; die Variationsmöglichkeiten haben sich vervielfacht. Die Logik hinter dem System ist aber nachvollziehbar, so dass man sich bald zurecht findet. Neu ist die intelligente Abstandskontrolle mit aktiver Spurführung, die doch recht entschlossen Impulse in das Lenkrad schickt, wenn die Spur nicht ordentlich gehalten wird.

Seat Leon
Die Sitzposition passt: Trotz des sportlichen Design gibt es genügend Kopffreiheit.

Das Auto denkt aber auch mit. So weist es auf kommende Tempobeschränkungen hin und darauf, dass man den Fuß nun vom Gaspedal lupfen und somit Sprit sparen kann. Das System bremst dann eigenständig auf die neue Geschwindigkeit runter. Leichter Widerstand im Pedal weist auch auf bevorstehende Bremsmanöver hin. Die Assistenten assistieren also nicht mehr nur, sie geben auch Ratschläge – das Auto, der kleine Naseweis. Und natürlich ist der Leon „always on“, verbindet sich nahtlos mit dem Smartphone, navigiert online und lässt sich mit allerlei Apps anreichern. Nettes Detail: Als optische Anzeige des Toter-Winkel-Assistenten dient ein Abschnitt der Ambientebeleuchtung in Höhe des Spiegels.

Start bei knapp 21.000 Euro

Da wir die sportlichere Top-Ausstattung FR fahren durften, wundert es nicht, dass das Fahrwerk ein wenig härter gefedert ist, ohne den Komfort jedoch gänzlich zu vernachlässigen. Der Motor wirkt kernig, das DSG-Getriebe vollzieht die Stufenwechsel nun samtiger, so dass man kaum noch etwas davon mitbekommt. Sitze, Raumökonomie und Qualität stimmen; auch in den Details gibt es wenig zu meckern.

Vom Verbrauch haben wir ja bereits berichtet. Bleibt ein Blick auf die Preise. Der Seat Leon startet als 1,0-Liter-Benziner (90 PS) und der Ausstattung Reference bei 20.820 Euro. So nackt wird er aber wohl kaum über den Ladentisch gehen. Als Style kostet er 22.390, als FR und Xcellence mindestens 24.800 Euro. Viel öfter aber wird der Leon voll ausgestattet verkauft werden, und dann bewegt man sich in Sphären deutlich über 30.000 Euro. Unser Testwagen landete schließlich bei 35.724 Euro.

Kosten: 38,8 Cent je Kilometer

Seat Leon
Die beiden Monitore lassen sich sehr individuell einrichten.

Da aber der Preis eines Fahrzeugs nur Teil der Betriebskosten sind, haben wir diese ausgerechnet: Bei einer Fahrleistung von 15.000 Kilometer im Jahr kommt man bei dem erwähnten Durchschnittsverbrauch laut dem Rechner von autokosten.org auf Kilometerkosten inklusive Wertverlust von 38,8 Cent. Nutzt man den Leon als Vielfahrerwagen und fährt 30.000 Kilometer, dann sind es 23,5 Cent (Laufzeit 3 Jahre/Kraftstoffpreise 1,25 Euro).

Fazit: Der Leon bleibt der sportliche Bruder des Golf, findet einen eigenen Charakter und dürfte seinen Erfolgsweg fortsetzen. Sollte er auch, denn bei Investitionskosten von rund einer Milliarde Euro ist er zum Erfolg verdammt. Dass er ein Naseweis ist, kann man ihm verzeihen. Heinz May

Seat Leon 1,5 TSI DSG7 FR – Technische Daten:

Fünftüriges, fünfsitziges Kompakt-Pkw mit Frontantrieb, Länge: 4,37 Meter, Breite: 1,99 Meter, Höhe: 1,45 Meter, Radstand: 2,69 Meter, Kofferraumvolumen: 380 bis 1.301 Liter.

Antrieb: 1,5-Liter-Vierzylinder-Benziner mit Zylinderabschaltung, 110 kW/150 PS bei 5.000-6.000 U/min, maximales Drehmoment: 250 Nm bei 1.500-3.500 U/min, 0-100 km/h: 8,4 s, Vmax: 221 km/h, Normverbrauch: 5,0 l/100 km, Praxisverbrauch: 6,5 l/100 km, CO2-Ausstoß: 131-138 g/km, Abgasnorm: Euro 6 DG, Preis: 35.724 Euro.

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