Bei einem Test von Greenpeace stellt sich heraus, dass das Verkaufsinteresse der VW-Händler bei E-Autos überschaubar ist.
VW-Chef Herbert Diess gibt seit vielen Monaten die Richtung vor: Die automobile Zukunft ist elektrisch! Doch bei den Händlern der Marke ist diese Botschaft anscheinend (noch) nicht angekommen. Bei Testbesuchen der Umweltschutzorganisation Greenpeace in 50 Autohäusern empfahl kaum ein Verkäufer das für den Konzern immens wichtige E-Mobil ID.3. Auch allgemein konnten sie bei Fragen zur E-Mobilität nicht glänzen.
Jede zweite Frage falsch beantwortet
Äußerten die Testkunden zu Beginn des Beratungsgesprächs keine Modellpräferenz, riet lediglich einer von 25 Verkäufern zum Kauf des ID.3. Selbst wenn die potenziellen Käufer scheinbar zwischen dem E-Mobil und einem konventionellen Golf schwankten, empfahlen nur 7 von 25 Mitarbeitern den Stromer. Von allgemeinen Fragen zur E-Mobilität wurde im Schnitt fast jede zweite falsch beantwortet. Greenpeace vermutete eine schlechte Schulung als Grund. In einzelnen Fällen rieten Verkäufer außerdem eindeutig von einem Kauf des ID.3 ab und äußerten grundsätzliche Zweifel an der Elektromobilität.
CO2-Srafen drohen
In der Konzern-Chefetage dürfte die schwache Verkaufsmotivation der Vertragshändler schlecht ankommen. Volkswagen hat massiv in die Elektromobilität investiert, will sein Angebot in den kommenden Jahren stark ausbauen. Rasche Verkäufe sind zudem nötig, um künftig CO2-Strafen zu vermeiden. Für das laufende Jahr dürfte das aufgrund des späten und von Pannen begleiteten Anlaufs schon kaum mehr gelingen. Spätestens im kommenden Jahr müssen die Neuzulassungszahlen der elektrischen ID-Familie daher massiv steigen.
Zentrale nicht ganz unschuldig
Trotzdem dürfte VW selbst an dem mangelnden Engagement nicht ganz unschuldig sein; üblicherweise nehmen die Hersteller durch Prämiensysteme und Rabattaktionen massiv Einfluss auf den Verkaufs-Mix ihrer Vertriebspartner. Bei den E-Mobilen hat der Konzern davon der Umweltschutzorganisation zufolge aber noch kaum Gebrauch gemacht. Stattdessen habe VW im Sommer und Herbst den Abverkauf seiner konventionellen Modelle gefördert, bei denen Privatkunden beim Neuwagenkauf von VW und Händler 16 Prozent Mehrwertsteuer geschenkt bekamen. Ausgenommen von der Aktion waren nur der E-Up und der ID.3. SP-X/Titelfoto: VW
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