Dreirad

Alles begann vor 135 Jahren – mit einem Dreirad

Das erste Auto war ein Dreirad. Vor 135 Jahren feierte es Geburtstag. Seitdem ist viel passiert.

Der am 29. Januar 1886 von Karl Benz zum Patent angemeldete Motorwagen hat nicht mehr viel mit unseren heutigen Autos gemein. Zwar gibt es vor allem im und um den von Benz nach dem Otto-Prinzip weiterentwickelten Motor noch ein paar Bauteile, die man auch in den aktuellen Verbrennern findet. Doch schon bei der Zahl der Räder hört es mit den Parallelen auf. Bei Benz mussten drei dürre, aber dafür beinahe mannshohe Fahrradreifen genügen, um die Erfindung ins Rollen zu bringen. Statt eines Lenkrades gab es einen fragilen Steuerknüppel, mit dem man das einzelne Vorderrad auf Kurs hielt. Und wo wir heute mit Pedalen bremsen oder Gas geben, musste ein unter dem Sitz montierter Hahn für die Gemischbildung und ein Knüppel an der rechten Seite reichen, mit dem man den Antriebsriemen kontrolliert.

Das Anlassen war ein Kraftakt

Dreirad
Der Patent Motorwagen von Benz feiert Geburtstag. Fotos: Daimler

Schon das Anlassen war ein kleiner Kraftakt: Nur wer kräftig genug am liegenden Schwungrad schwingt, entlockt dem Motor ein Lebenszeichen. Zwei, drei Mal musste man das riesige Rad drehen, dann wurde aus dem kurzen Stottern ein regelmäßiges Tuckern und der liegende Einzylinder kam in Fahrt. Nur etwa 400 Mal die Minute stapft der Kolben durch den knappen Liter Hubraum und produziert dabei nicht einmal ein 1 PS an Leistung.

Doch weil das als eine Mischung aus Kutsche und Fahrrad konstruierte Auto inklusive Motor nur 270 Kilogramm auf die Waage bringt, nimmt der Motorwagen trotzdem flott Fahrt auf. Immerhin 16 km/h waren damals möglich. Für damalige Verhältnisse beinahe ein Geschwindigkeitsrausch. Auch die Reichweite war für damalige Zeiten stattlich: Mit den knapp fünf Litern Ligroin aus der Apotheke kam der Motorwagen rund 50 Kilometer weit.

150 Replikas sind entstanden

Das Original des Patent-Motorwagens steht seit mittlerweile über 100 Jahren im Deutschen Museum in München. Für die eigenen Archive und Veranstaltungen lässt Mercedes das erste Auto der Welt seit einigen Jahren regelmäßig nachbauen. Rund 150 Replikas sind seitdem entstanden, von denen die Schwaben einige an historisch interessierte Autofahrer verkauft haben. Zum Preis einer gut ausgestatteten Business-Limousine.

Ein großer Erfolg war der Motorwagen 1 seinerzeit nicht. Erst mit der dritten Version, auf der Berta Benz die Spritztour nach Pforzheim absolviert, kam die Idee so langsam in Fahrt. Wirklich Geld verdiente Benz mit seiner Erfindung allerdings erst, als die Benz-Werke getrieben von Weltwirtschaftskrise und Hyperinflation mit Daimler fusionieren und der Erfinder selbst längst aus dem Tagesgeschäft ausgestiegen ist.

Heute gibt es rund eine Milliarde Kraftfahrzeuge auf der Welt – und in jedem steckt ein Stück vom Patent-Motorwagen. Und auch für die kommenden Jahre dürfte das weiter gelten. Aber die Herausforderungen für die Zukunft heißen Digitalisierung und Dekarbonisierung. Der Paten-Motorwagen taugt da nur bedingt als Vorbild. SP-X

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