Volvo setzt voll auf die Elektromobilität. Entsprechend gibt man kräftig Strom: Was planen die Schweden für die nächsten Jahre?
Volvo ist der festen Überzeugung, dass die Zukunft der Mobilität elektrisch sein wird. Entsprechend engagiert geht die schwedische Premium-Marke die Umsetzung ihrer Strategie an. Bis 2025 will man mindestens fünf vollelektrische Modelle im Portfolio haben, vermutlich sogar sieben. Diese sollen dann die Hälfte des gesamten Absatzvolumens ausmachen. Die anderen 50 Prozent sollen die Plug-in-Hybride beisteuern. Nur fünf Jahre später fliegen – wie zuvor schon die konventionellen Benziner – schließlich auch die Teilzeitstromer aus dem Programm.
„Es gibt keine langfristige Zukunft mehr für Autos mit Verbrennungsmotor, sagt Volvos Technikvorstand Henrik Green. „Wir sind fest entschlossen, bis 2030 ein reiner Elektroautohersteller zu werden.“ Im europäischen Vergleich nehmen die Schweden damit eine Spitzenstellung ein, falls nicht Jaguar seine Prophezeiung wahrmacht und schon ab 2025 den Schalter komplett umlegt. Experten zweifeln an diesem Datum.
Erstes E-Modell: XC40 Recharge
Die Pandemie hat Volvo nur wenig zugesetzt. Das zweite Halbjahr 2020 mauserte sich absatzmäßig sogar zum stärksten der Firmengeschichte. „In Deutschland haben sich unsere Neuzulassungen seit 2013 fast verdoppelt“, sagt Thomas Bauch, Geschäftsführer Volvo Cars Germany. In Europa will Volvo schon in diesem Jahr im Marktsegment der „Autos mit Kabel“ die Pole Position einnehmen – vor seinen Wettbewerbern Mercedes, BMW und Audi.
Mit dem XC40 Recharge bietet man seit kurzem sein erstes vollelektrische Modell an, sieht man einmal vom C30 ab, mit dem das Strom-Engagement der Skandinavier vor knapp zehn Jahren begann. Damals allerdings blieb es bei nur wenigen Exemplaren. Weder war der umgerüstete C30 reif für den Markt, noch glänzte er mit alltagstauglicher Reichweite. Mehr als 150 Kilometer waren kaum drin.
Dann der C40 Recharge
Noch in diesem Jahr will Volvo mit einem zweiten Stromer an den Start gehen: dem C40 Recharge (Titelfoto), ein Crossover-Modell in der Größe des XC40, aber mit flacherer Silhouette und Coupé-Heck. Die Produktion startet im Herbst in Gent/Belgien. Der C40 Recharge basiert auf der zusammen mit Konzernmutter Geely entwickelten CMA-Plattform (Compact Modular Architecture) und ist der erste Volvo, der vom Start weg als reines E-Auto konzipiert wurde. Die Antriebstechnik, zwei Elektromotoren, Allrad und 78-kWh-Batterie (Reichweite: 420 Kilometer) stammt wiederum aus dem XC40. Beide Modelle platzieren die Schweden in einem strategisch günstigen Umfeld. Konkurrenz kommt derzeit nur von Mercedes (EQA) und Audi (Q4 e-tron und Q4 e-tron Sportback). Um auch preislich attraktiv zu bleiben, will Volvo im Herbst den XC40 Recharge als abgespeckte Basisvariante anbieten, mit nur einem Elektromotor und kleinerer Batterie.
Was kommt nach dem XC90?
Für 2023 steht die Ablösung des XC90 an. Erstmals zeigen will man sein Flaggschiff-SUV allerdings noch in 2022. Der neue XC90 ist das erste Modell, das auf der SPA-Plattform der zweiten Generation basiert und damit nicht nur fit für den vollelektrischen Antrieb (neben Plug-in-Hybrid) und 5G-Konnektivität ist, sondern soll auch autonom auf Level 4 fahren kann. Produziert werden soll der XC90 aller Voraussicht nach in Charleston/USA.
Glaubt man Gerüchten im Netz, planen die Schweden angeblich ein weiteres Luxusmodell, ein SUV in Coupé-Form. Kolportiert wird der Name XC100. Der Antrieb soll ausschließlich elektrisch erfolgen, das Package zwei Lounge-Sitze im Fond beinhalten und den XC100 damit zu einem komfortablen Reise-Viersitzer machen. Offiziell mag Volvo sich zu dem Super-SUV nicht äußern.
Einstieg ins Kompaktsegment
Konkreter sind da die Pläne für den Einstieg ins Kompaktsegment. Die Voraussetzung hierfür bietet die neue Plattform SEA (Sustainable Experience Architecture), die zusammen mit der Mutter Geely entwickelt und im Herbst vorigen Jahres im Rahmen der Messe „Auto China“ vorgestellt wurde. Konstante Online-Updates, autonome Fahrfunktionen und eine Reichweite von bis zu 700 Kilometern zählen zu den technischen Highlights. Zudem ist SEA skalierbar vom A- bis zum E-Segment. Sogar für leichte Nutzfahrzeuge soll sie passen, wovon Geelys London-Taximarke LEVC profitieren dürfte. Auch anderen Herstellern soll die Architektur als Open-Source-Plattform angeboten werden. Angeblich gibt es Gespräche mit Daimler.
Volvo stellt auf die SEA-Plattform vermutlich 2023 ein vollelektrisches, kompaktes Crossover-Fahrzeug, positioniert unterhalb des XC40. Aussichtsreichster Name: XC20 Recharge oder XC30 Recharge. Auf das Mini-SUV würde beim Absatz eine Schlüsselrolle zukommen. Anders könnte Volvo seine hohen Verkaufsziele, die man bei den Elektromodellen für 2025 anstrebt, wohl kaum erreichen. Michael Specht/SP-X
Add a Comment