Das ICCT hat nachgerechnet: Elektroautos sind heute schon umweltfreundlicher als Benziner. Und H2-Autos haben ein Problem.
Der Streit um die Klimabilanz von Elektroautos tobt seit Jahren. Immer wieder werfen Kritikern den E-Autos vor, bei der Produktion und der Entsorgung entstünden zu hohe Umweltbelastungen oder der Strom stamme aus Kohleproduktion. Eine Untersuchung der renommierten Nichtregierungsorganisation ICCT – die übrigens den VW-Abgasskandal aufdeckte – widerspricht nun deutlich. Wie „Spiegel online“ berichtet, schneiden Elektroautos in ihrer Klimarechnung nicht nur deutlich besser ab als Wagen mit Verbrennungsmotor. Die Bilanz der Fahrzeuge hat sich zudem zuletzt offenbar noch einmal klar verbessert.
Heute schon klimafreundlicher
Demnach setzt ein Elektroauto aus der Kompaktklasse in Europa 66 bis 69 Prozent weniger Treibhausgase frei als ein Fahrzeug mit Benzinantrieb. Bei der dieser Rechnung betrachtet wurde der Energiebedarf über die gesamte Lebensdauer der Pkw, inklusive Herstellung. Einbezogen in die Rechnung ist, dass manche Batterien auf anderen Kontinenten gefertigt werden, etwa in China. Zugrunde gelegt ist der erwartete Strommix für die Jahre 2021 bis 2038, in denen ein heute zugelassenes E-Auto unterwegs wäre. Die Klimapläne der EU sehen vor, dass erneuerbare Energien deutlich ausgebaut werden und bei der Stromproduktion weit weniger CO₂ entsteht als heute.
Vorsprung wird sich vergrößern
Die ICCT-Autoren erwarten zudem, dass die in den kommenden Jahren zugelassenen E-Autos eine noch bessere Klimabilanz haben. „Aufgrund des sich stetig verbessernden Strommix, erhöht sich dieser Emissionsvorteil von BEVs für Neufahrzeuge im Jahr 2030 auf etwa 74 bis 77 Prozent.“ Den Daten zufolge entstehen bei der Akkuproduktion nun gut zwei Drittel weniger Treibhausgase als noch vor einigen Jahren angenommen wurde. Dies auch, weil inzwischen weniger Energie im Fertigungsprozess benötigt wird. Das ICCT stützt die Untersuchung auf Daten des Argonne National Laboratory, einem Forschungsinstitut des US-Energieministeriums.
Das ifeu stimmt zu
Diesen Aussagen stimmen auch andere Wissenschaftler zu: Der Klimanutzen von E-Autos vergrößere sich derzeit tatsächlich, sagt Hinrich Helms vom Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg (ifeu). „Die Klimabilanz von batterieelektrischen Autos wird in der Tat jedes Jahr besser. So wird nicht nur der Strommix zum Laden sauberer, sondern auch die Produktion der Batteriezellen erfolgt mit saubererem Strom und wird effizienter. Da tut sich aktuell sehr viel.“ Das ifeu hatte zuletzt für das Bundesumweltministerium einen Klimavorteil von gut 30 Prozent für E-Autos gegenüber Benzinern ermittelt. Dabei hatte das Institut teils andere Grundannahmen getroffen als das ICCT, etwa beim Strommix.
Grundsätzlich basiert das Ergebnis derartiger Vergleiche auf den jeweils gewählten Parametern; auch von der Frage, wie weit die Autos über ihre Lebensdauer gefahren werden Das ICCT setzt 243.000 Kilometer für Wagen der unteren Mittelklasse an. Die Organisation geht davon aus, dass der Akku durchhält, bis der Wagen verschrottet wird.
Der Haken bei Brennstoffzelleautos
Aber auch Brennstoffzellenautos weisen laut ICCT grundsätzlich den Weg in eine klimafreundliche Zukunft. Dabei komme es allerdings stark darauf an, dass der Treibstoff vollständig mit Strom aus erneuerbaren Quellen produziert wird – zumal dessen Herstellung sehr viel Energie verschlingt. Zudem weist die Untersuchung auf ein wenig bekanntes Detail in der Bilanz von Autos mit Brennstoffzelle hin. Bislang galt die Herstellung von Batterieautos als deutlich klimaschädlicher. Knackpunkt ist der Wasserstofftank aus Carbonfasern: Ihn und die Brennstoffzelle zu produzieren, lasse in etwa so viel Treibhausgase entstehen wie die Herstellung eines mittelgroßen E-Auto-Akkus. Titelfoto: Toyota
Lesen Sie hier einen Kommentar zu den Diskussionen.
Add a Comment