Die Pläne von Nissan: Mit dem Ariya läuten die Japaner ein neues Kapitel ein. Weitere Stromer werden folgen.
Eine Marke, die in der Vergangenheit Mut bewies, ist Nissan. Als die Japaner 2007 ihren Crossover Qashqai vorstellten und sich mit dem Kompaktmodell zwischen dem traditionellen Golf-Segment und den in Mode kommenden SUVs positionierten, landeten sie einen Volltreffer. Gefällige Proportionen, ansprechendes Design, günstige Preise und die etwas höhere Sitzposition kamen bei den Kunden bestens an. So gut, dass Nissan in zwei Generationen bis heute rund fünf Millionen Qashqai produzierte, drei Millionen davon fanden Käufer in Europa. In Deutschland ist der Qashqai mit großem Abstand der Bestseller im Portfolio.
Qashqai: Erstmals keinen Diesel
An diesen Erfolg wollen die Japaner auch mit der dritten Generation anknüpfen. Die Markteinführung ist diesen Sommer. Der neue Qashqai steht auf der Renault-Nissan-Allianz-Plattform CMF-C und hat erstmals keinen Diesel mehr. Nissan betrachtet den Selbstzünder als Auslaufmodell und setzt stattdessen verstärkt auf Elektrifizierung. Ende 2023 sollen in Europa rund 75 Prozent der verkauften Modelle entweder elektrifiziert sein oder einen vollelektrischen Antrieb unter der Haube haben.
Im kommenden Jahr schickt Nissan den Qashqai in einer sogenannten e-Power-Version an Start, einer speziellen Hybrid-Variante. Sie weicht in der technischen Auslegung von einem „normalen“ Hybrid ab, wie ihn beispielsweise Toyota seit fast 25 Jahren einsetzt. Im Qashqai steckt ein serieller Hybrid. Hier werden die Räder ausschließlich vom Elektromotor angetrieben, während der Benziner Strom für die Batterie produziert. Nissan verspricht sich davon eine bessere Effizienz und dem Kunden mehr elektrisches Fahrgefühl. Dem 1,5-Liter-Dreizylinder spendierten die Entwickler sogar eine variable Verdichtung. Damit soll der Motor problemlos die Euro-7-Abgashürde schaffen.
Neu: Der serielle Hybrid
Den seriellen Hybrid wird 2022 auch der nächste X-Trail (4. Generation) erhalten, der im Frühjahr in China debütierte. Nissans Topmodell im europäischen SUV-Portfolio fährt damit ebenfalls ohne Dieselmotor. Der letzte Selbstzünder läuft dann zwar noch im Navara, doch der Pickup wird ab 2022 nicht mehr in der EU angeboten. Das Werk in Barcelona schließt zum Ende dieses Jahres.
Bislang hat Nissan in Europa keinen Plug-in-Hybrid im Programm. Dabei wird es auch bleiben. Grund: Der europäische Markt ist für die japanischen Marke schlicht zu klein (Anteil unter drei Prozent), als dass sich die hohen Investitionen in diese Technik lohnen würden. Zudem liegt der PHEV-Anteil im für Nissan wichtigen C-Segment nur bei etwa 20 Prozent und man hält das Plug-in-Prinzip für nicht zukunftsträchtig. Stichwort: staatliche Förderung. Sobald diese wegfällt, würde laut Nissan auch die Nachfrage massiv zurückgehen.
Lieber gleich vollelektrisch
Dann lieber, im Zuge von Dekarbonisierung und Klimaneutralität, gleich vollelektrisch: Erfahrungen mit dem Leaf hat man schließlich genug, ebenso mit dem Bau von SUVs. Beides in sich vereinen soll der 4,60 Meter lange Ariya (Titelfoto) und gleich, laut Konzernchef Makato Uchida, „ein neues Kapitel in der Geschichte von Nissan einläuten“. Der Ariya bildet den Auftakt zu einer ganzen Elektro-Familie. Folgen werden weitere SUV, aber auch Limousinen und Kompaktwagen. Zu Letzterem könnte der nächste Micra gehören, mit dessen Neuauflage 2024 zu rechnen ist. Ihn noch mit konventionellem Antrieb anzubieten, erscheint wenig sinnvoll, zumal Partner Renault auf gleicher Plattform den elektrischen R5 ins Rennen schickt. Beide dürften vom selben Band in Flins/Frankreich vom Band laufen.
Als nächstes ein Crossover
Angekündigt hat Nissan als nächsten Vollstromer bereits einen Crossover. Das Fahrzeug gilt als Nachfolger des Leaf und wird vermutlich Ende 2023 vorgestellt. Wie wichtig Nissan das Thema Elektromobilität ist, zeigen die Investitionen in Sunderland. Rund 1,2 Milliarden Euro fließen in den englischen Standort. Zusammen mit Envision AESC entsteht dort nicht nur eine riesige Batteriefabrik, das City Council von Sunderland stellt für die Produktion der Akkuzellen auch regenerativen Strom zur Verfügung. Der stammt aus einen neu errichteten Wind- und Solarpark. Zudem kann überflüssiger Strom in einem 1-MW-Batteriesystem gespeichert werden – das aus gebrauchten Fahrzeug-Akkus entstanden ist. Michael Specht/SP-X/Titelfoto: Nissan
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