Audi Q5

Audi Q5 TDI: Ein Herz für den Diesel?

Wo kann der Diesel seine Vorteile ausspielen? Wir waren unterwegs mit dem Audi Q5 50 TDI – und zweirädriger Beladung.

Auch wenn die Zukunft elektrisch ist, so werden derzeit doch noch eine Menge Autos mit Verbrennungsmotor verkauft. Dabei ist kaum eine Technik so schnell in Misskredit geraten wie der Dieselmotor. Wir erinnern uns: Vor wenigen Jahren noch war der Selbstzünder das Maß der Dinge nicht nur wegen seiner bulligen Kraft – vor allem bei den Fahrzeugen der aufstrebenden SUV-Klasse. Er war auch das Maß der Dinge beim Verbrauch und somit bei den Emissionen.

Der Diesel-Anteil sinkt

Audi Q5
Überraschte mit einem recht niedrigen Verbrauch: Audi Q5 50 TDI quattro. Fotos: Audi

Dann kam der Dieselskandal und alles änderte sich. Eine Menge schlechter Presse und nicht abreißende Berichte über Modelle, die mehr emittierten als sie dürften, vernichteten den Ruf dieser Motorenkonstruktion – auch wenn es da schon eine viel bessere Abgasreinigung gab, mit der die Grenzwerte sogar unterschritten wurden. Nun, im August 2021, ist der Anteil der Diesel-Neuzulassungen bei nur noch 17,7 Prozent angekommen, und die reinen Stromer schicken sich an, ihn zu überholen.

 

Prädestiniert für den Hängerbetrieb

Dennoch stellt sich die Frage, ob der Diesel, insbesondere für die schweren SUV, nicht die ökologischere Wahl ist als der Benziner, vor allem auf Langstrecken mit Beladung. Also machten wir uns daran, dies zu überprüfen und wuchteten zwei E-Bikes auf die Hängerkupplung. Während man bei den reinen Elektroautos (BEV) ja immer genau schauen muss, wie schwer diese Beladung sein darf und ob überhaupt etwas geht, braucht man sich bei einem Audi Q5 50 TDI quattro darüber keine Gedanken machen. Er darf (gebremst) bis zu 2,4 Tonnen ziehen und hat eine Stützlast von 100 Kilo; da sind zwei E-Bikes pillepalle. Zusätzlich gab´s noch ein wenig Gepäck in den Laderaum, und los ging´s.

Das Navi verabschiedet sich

Audi Q5
Über Andriod Auto kann man seine Apps auf dem Display spiegeln.

Die Anhängekupplung kostet übrigens 1.000 Euro, klappt per Knopfdruck unter dem Laderaum heraus, und man muss sie nur mit einem Ruck arretieren. Leider stellte sich schon bald nach dem Start heraus, dass das Navigationssystem sich verabschiedet hatte; wir konnten nicht auf die Daten zugreifen, so die Meldung. Das änderte sich auch während der kompletten Testzeit nicht. Zum Glück gibt´s ja Android Auto – also Handy angeschlossen und mit Google navigiert. Doch auch diese Lösung sollte uns nicht ewig beschieden bleiben. Doch dazu später mehr.

Der 210 kW starke und weithin bekannte Dreiliter-TDI hat freilich mit dem Gewicht keine Probleme. Unter kaum vernehmbarem Knurren beschleunigt er zügig, die Automatik wechselt kaum merklich die Stufen. Dennoch: Wer zuvor ein Elektroauto gefahren ist, merkt schnell, dass der Kraftschluss und die Beschleunigung nicht an die der Stromer heranreicht. Aber das ist Jammern auf hohem Niveau.

Bedienung: schöne alte Welt

Auffallend ist, dass es im Q5 doch recht eng zugeht. Wer hinter dem Vordersitz einen Wasserkasten transportieren möchte, muss vorne die Beine ein wenig einziehen. Auch die Ablagen vorne sind recht klein geraten, ein Brillenfach sucht man vergebens. Immerhin: In die Türtaschen lassen sich große Flaschen aufrecht versenken. Die Bedienung stellt niemanden vor Herausforderungen: Die Menüführung auf dem großen zentralen Touchscreen ist logisch, und für die wichtigsten Funktionen gibt es die guten alten Tasten. Schöne alte Welt.

8,3 Liter Verbrauch

Audi Q5
Hohe Verarbeitungsqualität prägt den Innenraum.

So viel muss man ja über den Q5 nicht erzählen, es gibt ihn ja schon einige Jahre. Doch wo pendelte sich der Verbrauch ein? Laut WLTP-Norm sollte dieser bei 8,2 Liter dümpeln, was für einen zwei Tonnen schweres SUV kein schlechter Wert wäre. Letztlich verbrauchten wir gut einen zehntel Liter mehr, also 8,3 Liter auf 100 Kilometer. Damit kann man leben, zumal wir ja einiges an Gewicht mitschleppten und die Räder am Heck den cW-Wert nicht gerade verbesserten.

Kein Schnäppchen

Werfen wir abschließen noch einen Blick auf die Kosten. Dass der Q5 kein Sonderangebot ist, dürfte klar sein. Als 50 TDI quattro kommt er auf einen Basispreis von 58.100 Euro, doch ohne Extras dürfte er kaum über den Ladentisch gehen. Unser Testwagen war ausgestattet mit vielen Feinheiten und Paketen, die kräftig zu Buche schlugen, so dass ein Endpreis von 87.190 Euro unter dem Strich stand. Für diese Differenz gibt es schon einen gut ausgestatteten Kompakten. So darf man sich nicht wundern, dass die Gesamtkosten laut ADAC schon für das Basismodell bei 93,7 Cent je Kilometer (bei 15.000 Jahreskilometern) oder 1.171 Euro im Monat liegen.

Kein Wegweiser mehr

Audi Q5
Der Kofferraum fast bis zu 1.520 LIter.

War noch was? Ach ja die Navigation. Auch das Handy/Android Auto als Wegweiser ließ uns schließlich im Stich. Die Elektronik hatte es einfach abgemeldet, so dass wir uns für die letzten Kilometer auf die Nasen-Navigation verlassen mussten – wie einst. Gab es Zeiten ohne Navi? Heute kaum noch vorstellbar…

Technische Daten – Audi Q5 50 TDI quattro:

Fünftüriges Kompakt-SUV: Länge: 4,682 Meter, Breite: 1,893 Meter (ohne Außenspiegel), Höhe: 1,662 Meter, Radstand: 2,820 Meter, Kofferraumvolumen: 520/1.520 Liter.

3,0-Liter-Dieselmotor, Allradantrieb, Achtstufen-Tiptronic, 210 kW/286 PS, maximales Drehmoment: 620 Nm bei 1.750 – 3.000 U/min, 0-100 km/h: 5,7 sek., Vmax: 240 km/h, Durchschnittsverbrauch: 8,2 l/100 km (WLTP), CO2-Ausstoß: 178 g/km, Abgasnorm: Euro 6, Effizienzklasse: k.A., Testverbrauch: 8,3 l/100 km, Preis ab: 58.100 Euro.

Plus/Minus:

Gewohnt gute Verarbeitung

Souveräner Antrieb

Akzeptabler Verbrauch

Souveränes Fahrwerk

Übersichtliche Bedienung

Hohe Anhängelasten

Materialqualität

Elektronikprobleme

Kleine Ablagen

Recht teuer

Viele aufpreispflichtige Extras

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