COP26: Wie erwartet hat sich Deutschland nicht dem „Verbrenner-Bündnis“ angeschlossen. Man setzt lieber auf hohle Phrasen. Beschämend.
Die Bundesregierung hat sich dem Bündnis von Ländern und Unternehmen nicht angeschlossen, das Verbrenner bis 2040 nicht mehr zulassen will (wir berichteten). Mittlerweile sind es rund 30 Staaten sowie Städten und Konzernen, die sich in Glasgow zum vollständigen Umstieg auf emissionsfreie Autos bis spätestens 2040 bekannt haben. Deutschland ist nicht dabei. Nach Angaben des Bundesumweltministeriums gibt es innerhalb der Regierung keine Einigkeit darüber, ob sogenannte E-Fuels in Verbrennungsmotoren Teil der Lösung sein können.
Auch Stimmen aus der deutschen Autoindustrie stehen hinter dieser Haltung, wie gestern Oliver Zipse, Vorstandvorsitzender von BMW, bekannte. Vorgeschoben wird einmal mehr die „Technologieoffenheit“. Hinter dieser Phrase verbarrikadiert sich die deutsche Autoindustrie, um ihre (teils großen und margenstarken) Verbrennermodelle weiterhin verkaufen zu können. Und – so scheint es – zieht die Regierung am Nasenring hinter sich her.
Eine leere Worthülse!
Dass Andreas Scheuer da mitmacht verwundert wenig, über seine Rolle und vor allem das, was er gemacht – oder besser: nicht gemacht – hat in den vergangenen Jahren, braucht man sich nicht mehr aufzuregen. Er ist zum Glück bald Geschichte. Aber auch sonst ist der Aufschrei hierzulande nicht sonderlich gut hörbar. Warum regt sich keiner über die Floskel „Technologieoffenheit“ auf und enttarnt sie als das, was sie ist? Eine leere Worthülse!
Die Zeiten, in denen man nicht genau gewusst hat, wo der technologische Weg hinführt, sind längst vorbei. Wissenschaft und Experten sind sich längst einig, dass der Weg elektrisch ist; dass Pkw mit reinem E-Antrieb allen anderen in vielerlei Hinsicht überlegen sind, zumal wenn sie mit erneuerbarer Energie geladen werden. Lösungen wie Brennstoffzelle und E-Fuels bieten sich wegen ihrer mangelnden Verfügbarkeit und schlechten Umweltbilanz höchstens für Lkw, Busse und Flugzeug an.
„Technologieoffenheit“ ist kein Ziel
Fest steht: Wir müssen heute die Weichen stellen für unsere Zukunft, und somit müssen wir Ziele ansteuern, die wir in einem gewissen Zeitraum erreichen wollen. „Technologieoffenheit“ ist kein Ziel! Sie ist eine faule Ausrede.
Andere Staaten haben das erkannt: Zu den Unterzeichnern in Glasgow gehören neben Großbritannien EU-Staaten wie Dänemark, Polen, Österreich und Kroatien sowie eine Reihe anderer Industrieländer wie Israel und Kanada. Aber auch Schwellen- und Entwicklungsländer wie die Türkei, Paraguay, Kenia und Ruanda schlossen sich der Initiative an. „Zusammen werden wir daran arbeiten, dass alle Verkäufe neuer Autos und Kleinbusse generell bis 2040 und in führenden Märkten nicht später als 2035 emissionsfrei sind“, heißt es in der am Mittwoch vom britischen COP26-Vorsitz veröffentlichten Erklärung.
Ist Ihnen aufgefallen, dass das alles Staaten sind, die keine Autoindustrie besitzen? Titelfoto: AdobeStock
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