Mit dem Formentor stellte Cupra sein erstes eigenständiges Modell vor. Wir fuhren den Benziner mit 190 PS und Allrad.
Auch wenn der Cupra Formentor nicht das allerneueste Modell der noch jungen Marke ist, so ist er doch das erste eigenständige – und damit etwas Besonderes. Nach der Ausgliederung von der Marke Seat war allein der Kompakt-SUV Ateca das Aushängeschild; mit dem Formentor hat sich das geändert. Er soll vor allem die sportliche Ausrichtung der Marke betonen und wird mit einer breiten Palette verschiedenster Antriebe angeboten – darunter zwei leistungsstarke Plug-in-Hybridversionen. Insgesamt reicht die Spanne von 110 kW (150 PS) bis zur Topmotorisierung mit 287 kW (390 PS) im VZ5. Jüngst ist noch eine Dieselvariante hinzugekommen. Der Name Formentor geht übrigens auf die gleichnamige Halbinsel zurück, die im Norden Mallorcas 13 Kilometer weit ins Mittelmeer herausragt und durch ihre krassen Felsen berühmt ist.
Wie viel Sport steckt im Formentor?
Nun ja, ein wenig gewundert hat es uns schon, dass man nicht konsequent auf Sportlichkeit und damit ausschließlich auf potente Motoren gesetzt hat. Doch hat es uns auch neugierig gemacht: Wie viel Sportlichkeit steckt im 140 kW (190 PS) starken (oder schwachen?) Benziner-Formentor? Zur Beantwortung der Frage hatten wir 14 Tage und rund 1.000 Kilometer Zeit, in der der Kandidat ein alltagstauglicher Gefährte war, wie wir ja auch in unserem Test-Tagebuch regelmäßig festgehalten haben.
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Denn bevor man das Gas ein wenig fester streichelt gilt es ja, sich in dem Auto zurecht zu finden. Und das fiel keinem Fahrer/in schwer. Die Bedienung funktioniert zwar vorrangig über den großen, mittig angebrachten Touchscreen, was beim Einschalten der Sitzheizung schon ein wenig nervte, denn das System braucht schon einen Moment länger bis es hochgefahren ist. Und dann muss man diesen noch mindestens zweimal berühren, bevor die (gute) Sitzheizung eingeschaltet ist. Doch vor Rätsel stellte das niemanden. Dennoch: Tasten sind effektiver; wir wünschen sie uns zurück. Leider ist der Sprachassistent keine Leuchte: Man muss manche Adressen schon mehrmals wiederholen, bevor er sie verstanden hat – oder man muss sie manuell eingeben.
Immer mit Allrad und DSG
„Unser“ Formentor war wie gesagt mit dem 140-kW-Vierzylinder bestückt, der stets mit dem „4Drive“ genannten Allradantrieb ausgeliefert wird. Selbstredend auch mit 7-Gang-DSG-Getriebe. Sein kantiges Heck und die weit auslaufende Motorhaube heben ihn ebenso wohltuend von der Masse ab wie das angenehme Ambiente im Innenraum mit viel Leder und gesteppten Nähten. Leider verströmte er einen etwas unangenehmen Neuwagengeruch, an den man sich aber schnell gewöhnte. Und das Bediensystem leistete sich einen Absturz während der Fahrt, bootete sich aber neu und fuhr wieder hoch.
„Normal“ gibt es nicht
Hinter dem Volant fühlt man sich wohl, alles findet sich dort, wo man es vermutet; man ist aber auch etwas mehr eingebaut als etwa in Seat-Modellen – der Sportwagen lässt grüßen. Das Fahrwerk fällt ein wenig härter aus, ist aber nicht unkomfortabel. Spannend: Bei den Fahrmodi kann man nur unter den Einstellungen Comfort, Sport und Individual wählen; Normal gibt es nicht. Die lederbezogenen Sitze sind manuell einstellbar und mit einer ebenfalls manuellen Lordosenstütze versehen, die durchaus energischer stützen könnte.
Platz gibt es vorne wie hinten genug, auch die Sitze lassen sich weit genug nach unten fahren, um auch großen Fahrern ein Auskommen zu gewährleisten. Getriebe, Lenkung, Fahrwerk, Bedienung (mit kleinen Abstrichen) – das alles passt. Transportieren kann der Formentor 420 bis 1.475 Liter bei umgeklappten Rücksitzlehnen, das ist okay. So ist also aus dem avisierten Sportler ein gutes Alltagsmodell geworden, das nicht nur lechzend nach dem nächsten Renneinsatz ruft.
Verbrauch: 8,25 Liter
Einige Abstriche muss man beim Verbrauch auf kurzen und mittleren Strecken machen. Auf den typischen Pendlerrouten durchs Rhein/Main-Gebiet genehmigte er sich 8,6 Liter, also erheblich mehr als die angegebenen 7,5 bis 7,9 Liter nach WLTP-Norm. Das relativierte sich bei einer längeren Tour zum EcoGP an den Nürburgring, auf der er sich mit guten 7,6 Liter je 100 Kilometer begnügte. Insgesamt kamen wir auf einen Schnitt von 8,25 Liter.
Kilometerkosten: 65,9 Cent je Km
Und der Preis? Bei einem Basistarif von 38.140 Euro für den Cupra Formentor 2,0 TSI 4Drive mit 7-Gang-DSG ist schon einiges geboten (Allrad!), doch einige Extras wie die aktive Fahrwerksregelung (840) oder das Beats-Audiosystem (580), das man seltsamerweise nicht so richtig laut stellen konnte, treiben den Preis auf rund 50.000 Euro – wir kennen das ja. Die Betriebskosten berechnet der ADAC für das Basismodell mit 65,9 Cent je Kilometer oder 824 Euro im Monat. Der Formentor 2,0 TSI ist also kein Schnäppchen, was auch daran liegen mag, dass er mit Super Plus gefüttert werden will.
Und wie geht es weiter mit der jungen Marke? Der Kurs dürfte vom Vollsortimenter wegführen; Cupra will eine rein elektrische Marke werden. Die chronologische Nummer zwei in der Elektro-Strategie nach dem eben vorgestellten Born wird der Tavascan. Danach folgen weitere E-Modelle. Der Formentor dürfte also etwas Besonderes bleiben.
Cupra Formentor 2,0 TSI 4Drive DSG – Technische Daten:
Fünftüriges, fünfsitziges Crossover; Länge: 4,45 Meter, Breite: 1,99 Meter, Höhe: 1,53 Meter, Radstand: 2,68 Meter, Kofferraumvolumen: 420 – 1.475 Liter, Anhängelast: 750/1.700 kg (ungebremst/gebremst).
Vierzylinder-Ottomotor mit 2,0 Liter Hubraum (140 kW/190 PS), maximales Drehmoment: 320 Nm bei 1.500 bis 4.100 U/min, Siebengang-DSG-Getriebe, Allradantrieb, 0-100 km/h: 7,1 s, Vmax: 220 km/h, Normverbrauch: 7,5 – 7,9 Liter/100 Kilometer (WLTP), CO2-Ausstoß: 170 – 179 g/km (WLTP), Testverbrauch: 8,25 Liter/100 km, Abgasnorm: Euro 6 AP, Effizienzklasse: C.
Preis: 38.140 Euro, Testwagenpreis: 50.541.
Plus/Minus:
Gefälliges Design
Kräftiger Motor
Klasse Fahrwerk
Alltagstauglich
Gute Bedienung
Gute Sitzposition
Allrad
Recht hohe Betriebskosten
Bediensystem: einmaliger Absturz
Sprachassistent
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