Verbrenner

Die Flut der E-Monster oder: Umparken im Kopf

Warum erscheinen so viele Elektroautos in der Ober- und Luxusklasse? Ist das der richtige Weg?

Neulich fuhr ich den Audi e-tron GT, ein E-Auto der Topklasse, mit Top-(E-)Technologie, super Design und allem, was sich das Autofahrerherz so wünscht (außer vielleicht komfortables Ein- und Aussteigen). Neben dem GT hat Audi auch den e-tron und den e-tron Sportback im Verkaufsköcher. Alles Modelle, die mehr als 100.000 Euro kosten.

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BMW iX: Großes E-SUV, sechsstellig. Foto: BMW

Zum Jahreswechsel kamen mit dem BMW i4 und dem iX zwei E-Autos der Oberklasse auf den Markt, und jüngst hat man die Studie Concept XM vorgestellt, ein E-Fahrzeug, das ebenfalls in der Oberklasse spielt. Außerdem in der Pipeline: der i7. Mercedes-Benz launcht den EQS (elektrische S-Klasse) und gibt einen Ausblick auf den EQE (elektrische E-Klasse). Volvo hat mit dem XC60 Recharge und bald dem C40 Recharge zwei Modelle im Sortiment, die zwar nicht die 100.000-Euro-Grenze überspringen, unter 70.000 Euro aber kaum zu haben sein werden.

„Dann kann ich auch Verbrenner fahren“

Mit jenem e-tron GT habe ich einen Freund besucht, der nur wenig Auto-affin ist, der sein altes Fahrzeug jüngst wegen Motorschaden ausgemustert hat und den ich seitdem zu überzeugen versuche, dass in der E-Mobilität die Zukunft liegt. Für ihn ist Autofahren simple Fortbewegung. Beim Blick auf den GT goutierte er zwar die schicke Schale, fragte aber direkt nach Akkugröße, Verbrauch und Preis. Der Schluss: „Dann kann ich auch einen kompakten Verbrenner fahren, der hat insgesamt gesehen sicherlich die bessere CO2-Bilanz“, war der kurze Kommentar.

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Ebenfalls sechsstellig: Audi e-tron GT. Foto: Mag

Ob diese Feststellung korrekt ist, mag dahingestellt sein. Für mich hat sich die Erkenntnis ergeben, dass man diejenigen Autofahrer, die sich noch nicht zwischen den Technologien entschieden haben, die auf die Ökobilanz achten und einfach nur Mobilität möchten, wohl kaum mit den großen Dickschiffen der Premiumanbieter überzeugen wird. Warum kommt nicht von BMW der i1 oder der i2 – einen i3 gibt es ja schon (und BMW ist mit dessen Einführung kein Zacken aus der Krone gebrochen) – und der verkauft sich immer noch recht gut? Warum gibt es bei Audi keinen kleinen Stromer, den A1 e-tron? Soll man auf die Schwestermarken ausweichen?

Warum gibt es keinen i1?

Für die Verkehrswende brauchen wir kleine und kompakte elektrische Autos und keine Riesen-SUVs, die die Städte verstopfen. Wir brauchen Autos wie die Drillinge VWe-Up/Skoda Citigo e iV/Seat Mii electric, die leider nicht mehr zu kaufen sind. Sie sind wichtiger für die ökologische Wende im Verkehr, die wir einschlagen müssen.

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Mehr davon: Seat Mii electric. Foto: Seat

Warum stellen wir nicht auch unser Denken um, jetzt, wo wir den Umbruch in der Technologie beschreiten? Und von wem muss dieser Impuls ausgehen? Von der Industrie? Kann man ihr vorwerfen, dass der Kunde diese Fahrzeuge nachfragt?

Ich denke, das muss von beiden Seiten kommen. Die Industrie muss Fahrzeuge in der „richtigen“ Größe anbieten, und die Kundschaft muss im Kopf umdenken und sich zügeln. Wie umschreib Opel das in einer Werbekampagne vor nicht allzu langer Zeit: Umparken im Kopf. Das ist es, was wir brauchen – auf beiden Seiten. Titelfoto: pixabay

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