Mit dem Mokka-e hat Opel Modell und Antrieb komplett modernisiert. Er heischt Aufmerksamkeit und besitzt Charme. Ein Fahrbericht.
Das war schön: Mit dem Opel Mokka kam mal wieder Farbe ins winterliche Einheitsgrau – und zwar dank eines leuchtenden Grüns, in das sich unser Testwagen Opel Mokka-e gekleidet hat. In Verbindung mit dem schwarzen Dach und der schwarzen Motorhabe macht das schon was her. Auch sonst ist das Design des Mokka sehr gelungen: Proportionen und die modern wirkende Front mit „Vizor“-Blende machen den Mokka von Anfang an sympathisch. Wir fuhren natürlich die rein elektrische Variante mit dem „e“ am Namensende.
Die E-Plattform des Konzerns
Wie schon die Geschwister im Stellantis-Konzern (Citroen eC4, Peugeot 208-e) basiert auch der Mokka-e auf der Elektrobasis des Konzern, das heißt, er kommt mit 50 kWh großem Akku, der E-Motor leistet 100 kW/136 PS und bietet 260 Nm Drehmoment, die Reichweite beträgt nach WLTP rund 320 Kilometer. Nun, wir sind gespannt.
Lesen Sie hier das Test-Tagebuch zum Opel Mokka-e.
Wie erwähnt, nimmt der Mokka(-e) den/die Betrachter/in schon beim Kennenlernen für sich ein: Design, Farbe, Größe, das alles passt zu einem modernen und vor allem umweltfreundlichen Fahrzeug. Man findet sich hinter dem Volant schnell zurecht, zwei große Monitore – in der von uns gefahrenen Ultimate-Version sind das ein 12-Zöller vor dem Piloten und ein 10er in der Mitte – sorgen für zeitgemäßes Ambiente und guten Überblick.
Vorne gibt es viel Platz…
Die Platzverhältnisse vorne sind großzügig; der Arm findet auf der vorziehbaren Mittelabdeckung eine Stütze, die Kopffreiheit ist üppig, die Sitze lassen sich weit nach hinten und unten schieben und bieten sogar eine Massagefunktion. Auf die Rückbank wird es dann aber etwas enger: Große Erwachsene finden hier nur mühsam Raum für die Beine, an ein Fahren zu fünft ist kaum zu denken. Zudem ist der Ein- und Ausstieg hinten etwas beschwerlich. Leider fehlen Haltegriffe vorn wie hinten.
…hinten leider weniger
Im Fond und im Kofferraum macht sich besonders bemerkbar, dass der Mokka gegenüber dem Vorgänger 13 Zentimeter an Länge verloren hat, da man nun die Stellantis-Plattform nutzt. Deshalb fällt auch der Kofferraum mit 310 bis 1.060 Liter nicht sehr geräumig aus. Unter dem Strich zeigt sich hier die Zugehörigkeit zur Kleinwagenklasse. Apropos Kofferraum: Der Kontakt zu dessen Öffnung liegt nicht wie gewohnt an der Klappe selbst, sondern unter der Stoßstange. Kundige Nutzer in den E-Auto-Facebook-Gruppen klärten uns darüber auf, nachdem wir zuvor vergeblich gesucht hatten.
Einen Frunk, also einen zweiten Stauplatz unter der Haube, gibt es nicht. Ebenso wenig bietet der Mokka-e die Möglichkeit zur Montage einer Anhängerkupplung, so dass auch Fahrräder dort nicht mitgeführt werden können.
Einstufige Rekuperation
Die Fahrleistungen des Mokka-e kann man dank des permanenterregten Synchronmotors als völlig ausreichend werten. Im Sport-Modus mobilisiert er alle 100 kW und zieht flott von dannen. Im Normal-Modus sind es nur 80, was aber auch auf der Autobahn voll ausreicht. Lediglich der Eco-Modus gestaltet das Fahren recht zäh, so dass wir diesen kaum nutzten. Die Rekuperation lässt sich einstufig über eine Taste am Schalthebelchen aktivieren – allerdings bremst der Mokka-e nicht bis zum Stillstand ab.
Unrealistische Reichweitenanzeige
Im großen und übersichtlichen Front-Monitor findet sich sowohl eine Reichweitenanzeige als auch eine SoC-Anzeige. Glücklicherweise, denn die Reichweitenanzeige zählt die Kilometer viel zu schnell runter. Bei einem SoC von 30 Prozent zeigte sie gerade noch 30 Kilometer an. Realistisch wären eher 80 bis 100. Die zweite Erkenntnis: Der Winter tut E-Autos nicht gut. Bei Temperaturen von unter 5 Grand haben wir auf einer längeren Tour bei einem SoC von knapp 20 Prozent nach 180 Kilometern nachgeladen. Losgefahren sind wir mit vollem Akku.
Maximale Test-Ladeleistung: 60 kW
Maximale Ladeleistung trotz warm gefahrenen Akkus: 60 kW. Von der versprochenen Ladeleistung von 100 kW waren wir also ein gutes Stück entfernt. Für den Langstreckenbetrieb ist der Mokka-e also eher weniger geeignet. Der Verbrauch pendelte sich laut Bordcomputer bei 21,3 kWh ein – auch hier muss man den kalten Temperaturen ihren Beitrag zusprechen. Inklusive Ladeverluste ermittelten wir einen (Winter-)Durchschnittsverbrauch von 23,8 kWh für den gesamten Testzeitraum und 913 zurückgelegten Kilometern.
Ein wenig irritiert waren wir wegen der Ver- und vor allem Entriegelungsautomatik der Ladedose. Schließt man das Auto auf, dann stoppt das Laden, und der Stecker wird freigeben. So die Theorie. In der Praxis klappte das bei uns nicht immer, und man musste den Entriegelungsvorgang wiederholen. Auch verstand sich die Ladelektronik beim ersten Ladeversuch nicht gleich mit der unserer Wallbox, und wir mussten mehrmals einstöpseln. Grund unklar.
Fehlermeldung an der Ladesäule
Ärgerlich aber war unser Versuch an einer HPC-Ladesäule des Anbieters ChargeIT mobility: Diese meldete fortgesetzt einen Fehler der Elektronik im Mokka-e und stoppte den Ladevorgang, während unsere EnBW-App einen solchen als erfolgreich vermeldete. Mit anderen E-Fahrzeugen hatte das Laden an dieser Säule stets problemlos geklappt.
Einen Tag später an einer Ionity-Säule funktionierte das Laden dann problemlos, es scheint also an der Kommunikation zwischen Ladesäule und Autoelektronik gelegen zu haben. An der Ionity-Säule lag die Ladeleistung zwischen 60 und 40 kW bis 80 Prozent Ladestand, danach fiel sie auf 20 kW (siehe Ladekurve).
Basispreis bei 34.110 Euro
So müssen wir denn einige „Abers“ einflechten. Schade, denn der Fahr- und Sitzkomfort vorn im Mokka-e ist klasse, die Motorleistung reicht allemal und die Matrix-Scheinwerfer erhellen die Nacht wirklich vorbildlich. Auch mit engen Parklücken in alten Parkhäusern hat der Mokka keine Probleme. Wir sind wirklich gerne mit ihm unterwegs gewesen.
Bleibt noch der Blick auf den Preis. Der Basispreis für die Editionsversion liegt bei 34.110 Euro brutto vor Innovationsprämie. Das Auto ist dann aber recht karg ausgestattet, und für einen Dreiphasenlader muss 1.190 Euro Aufpreis berappt werden. In der nächsthöheren Stufe Elegance (37.300 Euro) ist dieser dann schon vorhanden, außerdem Einparkhilfe und Rückfahrkamera sowie Apple Carplay und Android Auto. Wer auf Vollausstattung setzt, nimmt die höchste Stufe Ultimate für 41.220 Euro und darf sich auch über die erwähnten Matrix-Scheinwerfer freuen. Davon kann man dann noch die Förderung von 9.750 Euro abziehen, landet also bei 31.470 Euro.
Günstiger als der Benziner
Doch wir wissen ja: Der Preis ist nur ein Teil der Fahrzeugkosten. Laut ADAC-Autokostenindex liegt der Mokka-e Ultimate in den Gesamtkosten bei monatlich 627 Euro oder je Kilometer bei 50,2 Cent (15.000 km/Jahr, 5 Jahre Haltedauer). Der vergleichbare Benziner, der 1,2 DI Turbo Ultimate Automatik für brutto 33.656 Euro, liegt bei 679 Euro monatlich oder 54,3 Cent je Kilometer, ist also teurer.
Fazit: Der Opel Mokka-e ist ein sympathisches, schickes und angenehmes Auto. Für Langstrecken ist es aber nicht ausgelegt und auch nicht für Transportaufgaben oder regelmäßige Turns zu viert – Letzteres gilt freilich auch für die Verbrenner-Varianten.
Lesen Sie hier das Test-Tagebuch zum Opel Mokka-e.
Opel Mokka-e – Technische Daten:
Fünftüriges, fünfsitziges Mini-SUV; Länge: 4,15 Meter, Breite: 1,79 Meter (Breite mit Außenspiegeln: 1,98 Meter), Höhe: 1,53 Meter, Radstand: 2,56 Meter, Kofferraumvolumen: 310 – 1.060 Liter.
Permanenterregter Synchronmmotor, 100 kW/136 PS, maximales Drehmoment: 260 Nm, Batteriekapazität: 50 kWh (brutto)/ 46 kWh (netto), dreiphasiger Lader mit max. 100 kW (DC) und 11 kW (AC), Reichweite: 313 – 324 km (WLTP), Frontantrieb, 1-Gang-Getriebe, 0-100 km/h: 9,0 s, Vmax: 150 km/h (abgeregelt), Durchschnittsverbrauch (WLTP): 17,4 – 18,0 kWh/100 km, CO2-Ausstoß: 0 g/km, Effizienzklasse: A+, Testverbrauch: 23,8 kWh/100 km.
Anhängelast: keine, Stützlast: keine, Zuladung: 417 kg.
Preis: ab 34.110 Euro. Preis des Testwagens: 41.220 Euro (Ultimate).
Plus/Minus:
Schickes Kleinwagen-SUV
Prozentuale SoC-Anzeige
Ausreichend starker Antrieb
Viel Platz auf den vorderen Sitzen
Gute Bedienbarkeit
Gute Übersichtlichkeit
Günstiger als der vergleichbare Benziner
Geringere Ladeleistung im Test
Etwas hoher Verbrauch
Keine Anhänge-/Stützlast
Im Fond recht eng
Kleiner Kofferraum
Problem mit Ladesäule
Kein Frunk
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