Lang hat´s gedauert, aber nun führt MG mit dem 5 Electric den ersten vollelektrischen Kombi am Markt ein. Und der kann sich sehen lassen.
Lang hat´s gedauert, und auf den Puls-Magazin-Seiten in den sozielen Medien wurde schon öfter beklagt, dass es keinen klassischen Kombi mit Elektroantrieb gibt – doch nun ist einer da: der MG 5 Electric. Und dazu noch einer, dessen Preis nicht in oberen Bereichen schweben. Die zum Start verfügbare Variante mit großem Akku kostet ab 38.490 Euro brutto, die später nachgereichte mit kleinerem Energiespeicher gibt es für 35.490 Euro.
Der MG verkleidet sich auch beim Fahrverhalten beinahe in einen unaufgeregten Verbrenner-Kombi. Klar, beim Anfahren steht der antriebstypische spontane Start zur Verfügung. 280 Newtonmeter Drehmoment stehen eben fast bei Fuß zur Verfügung. Beim weiteren Hochbeschleunigen geht es turobdieselartig voran, in 8,3 Sekunden auf Tempo 100. Das reicht.
Ab 38.490 Euro brutto
Bei 185 Stundenkilometer regelt MG den 5 ab – anders als manche Konkurrenten in der Preisklasse. Es geht eben vor allem um den Performancevergleich mit Verbrennerkombis. Und auch im Fahrverhalten will der Chinese vor allem Solidität und Sicherheit vermitteln. Ein ordentlich rückmeldendes, straff geführtes Lenkrad macht das Bewegen auch auf längeren, flotten und kurvigen Strecken angenehm – ohne zu Übertreibungen zu verleiten. Es gibt zwar neben Eco und Comfort auch eine Sport-Fahrstufe, in der die 156 PS der Version mit 61-kWh-Akku sich etwas agiler geben. Aber das ist nicht die Welt des MG. Die 177 PS der später folgenden Version mit 50 kWh-Batterie dürften das nicht grundlegend ändern.
Vier Rekuparationsstufen
Vier Rekuperationsstufen lassen sich per Knopfdruck im übersichtlichen Cockpit wählen, reines One-Pedal-Feeling gibt es aber nicht. Wer so fährt, wie Fahrwerk und Antrieb es nahelegen, der dürfte unter Durchschnittsbedingungen den MG 5 Electric auch um die 20 kWh-Verbrauchslinie bewegen können. Sparfüchsen verspricht der WLTP-Verbrauch sogar noch zwei kWh weniger auf 100 Kilometer.
Der Innenraum ist nicht von Entbehrung geprägt. Die verwandten Materialien sind besser als das meiste, was in diesem Preissegment der E-Autos geboten ist. Gefallen kann anders als in früheren MG der klar strukturierte und schnell reagierende Touchscreen. Wichtige Funktionen etwa für Lautstärke oder Homescreen finden sich als haptische Tasten unter den Bildschirm. Klimatisierung oder die nur einstufige Sitzheizung müssen aber über Display-Menü eingestellt werden. Die Einbindung von Apple Carplay und Android Auto funktioniert, allerdings nur mittels Kabel, das in einer Ablage unter der Mittelkonsole untergebracht ist.
1.500 Euro für die Luxus-Variante
Die Basisversion punktet mit Leichtmetall-Felgen, Sitzheizung, LED-Beleuchtung oder adaptivem Tempomaten. In der 1.500 Euro teureren „Luxury“-Version legt MG noch sinnvolle Details wie Klimaautomatik oder elektrischen Fahrersitz drauf – und eine Kunstlederpolsterung, die ihren Hochsommertest noch absolvieren muss. Bequem und langstreckentauglich ist das gemütliche Gestühl aber sowohl vorn wie auch hinten, wo mangels Kardantunnel alle Passagiere reichlich Platz haben.
Und Platz ist schließlich in der Kombi-Kundschaft das zentrale Argument. Vom Laderaum her ist der MG da mit einem VW Golf-Variant oder Fiat Tipo Kombi vergleichbar. Gemessen daran wird der Kombikenner im MG nicht seine ungetrübte Freude haben. Zwar ist die Ladekante niedriger als bei SUV, aber die genannten Verbrenner-Kombi sind wegen der fehlenden Akkus nochmal näher am Boden. Die Länge der Ladefläche ist mit 1,77 Metern aber auch für Fahrräder ohne Ausbau von deren Vorderrad möglich. Die Fläche ist jedoch nach Umlegen der 60:40 teilbaren Rückenlehne nicht vollkommen eben. Zudem gibt es bei niedriger Stellung des Ladebodens eine Stufe zu den umgelegten Sitzen. Und der Beifahrersitz lässt sich nicht für ganz langes Gut nach vorn umklappen.
Maximal 87 kW Ladeleistung
Für die uneingeschränkte Renaissance des klassischen Urlaubskombis fehlt dem MG 5 zudem eine weitere zentrale Fähigkeit: der perfekte Zweiklang aus Reichweite und Ladegeschwindigkeit. Die maximalen 400 Kilometer Reichweite des großen Akkus (ab 38.490 Euro/28.920 Euro nach Abzug der Umweltprämie) sind für einen Langstrecken-Pkw schon knapp bemessen. Die maximalen 87 kW Ladegeschwindigkeit aber verlängern die Langstreckentour denn doch spürbar – besonders für den, der früher im Diesel-Kombi auch 900 Kilometer ohne Gedanken an die Reichweite zurückgelegt hat. MG gibt 40 Minuten für die Nachladung von 5 auf 80 Prozent Füllstand oder 320 Kilometer Reichweite an. In der Praxis wird es weniger sein. Über Nacht an der heimischen Wallbox mit 11 kW dürfte der MG aber immer voll sein. Der kleinere Akku mit seinen 50 kWh und höchstens 320 Kilometer Reichweite degradiert den MG 5 Electric zum Mittelstrecken-Fahrzeug. Aber auch da hat er im Preis-Leistungsmix noch Argumente. Peter Weißenberg/SP-X
MG 5 Electric – Technische Daten:
Viertüriger, fünfsitziger Kombi der Mittelklasse; Länge: 4,60 Meter, Breite: 1,82 Meter, Höhe: 1,54 Meter, Radstand: 2,66 Meter, Kofferraumvolumen: 479 – 1.367 Liter.
Elektromotor, Frontantrieb, Automatik, Lithium-Ionen-Batterie mit 50,3/61,1 kWh, Gesamtleistung 115 kW156 PS oder 130 kW/177 PS, maximales Drehmoment: 280 Nm bei 0 U/min, 0-100 km/h: 8,3 s, Vmax: 185 km/h (abgeregelt), Reichweite: 320 (400) km, Normverbrauch: 17,9-17,5 kWh, DC-Schnellladen (bis zu 87 kW), 5-80 %: 40 Min., Effizienzklasse: A+, Preis: ab 35.490 Euro (vor Abzug der Umweltprämie).
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