Genesis schickt gleich drei BEV in diesem Jahr auf den Markt. Den Auftakt macht jetzt der GV60 – wir haben eine Runde gedreht.
Genesis, die Nobelmarke im Hyundai-Konzern, macht nun ernst und schickt in kurzer Abfolge drei Stromer auf den Markt: den GV60, den G80 und den GV70. Den Anfang macht nun der GV60, ein Mid-Size-SUV. Der GV60 wird in Deutschland vorerst lediglich in den beiden Allradversionen Sport und Sport Plus angeboten. Ob und wann es wie in anderen Ländern den Heckantrieb geben wird, ist derzeit unklar. Klar aber ist, dass der GV60 in Sachen Verbrauch, Reichweite, Ladezeiten, Performance und auch Ausstattung auf Premiumniveau unterwegs ist. Das gilt allerdings ebenso für den Preis. Der Einstieg liegt bei 56.370 Euro.
Der Sport ist mit einem 160-kW-(218 PS)-Motor für die Hinterräder und einem Motor mit 74 kW (101 PS) für die Vorderräder bestückt und bietet eine Gesamtleistung von 234 kW (318 PS) sowie ein Drehmoment von 605 Nm. Die Reichweite wird mit 470 Kilometern im WLTP-Modus (Stadtverkehr 636 Kilometer) angegeben. Für erste Testfahrten stand mit dem GV60 Sport Plus AWD das Spitzenmodell zur Verfügung. Hier nennt Genesis eine Reichweite von 466 Kilometern (Stadt 621 Kilometer). Die Performance-Version verfügt über zwei Aggregate mit jeweils 160 kW (218 PS) für die Vorder- und Hinterräder mit einer Gesamtleistung von 320 kW (435 PS).
Rekuperation und Fahrmodi
Wir waren auf Landstraßen mit vielen Ortsdurchfahren, auf kurvigen Strecken mit reichlich Höhenmetern und der Autobahn unterwegs. Auf der haben wir bei einem Tempo zwischen 130 und 140 Kilometern pro Stunde laut Bordcomputer um die 22 kWh pro 100 Kilometer verbraucht. Nach der ruhigen Fahrt durch Orte mit Tempolimit auf 50 oder auch 30 Kilometer war der Durchschnittswert relativ schnell auf 16,6 kWh gesunken. Schon hier zeigte sich, dass die Rekuperation ein Menge Energie in den Akku zurückfließen lässt. Noch eindrucksvoller war das aber auf der kurvenreichen Strecke mit vielen Bergauf- und Bergabpassagen. Aufgrund der über die beiden Schaltpedals links und rechts am Lenkrad in vier Stufen wählbaren Rekuperationsstärke wird die Batterie gerade bergab und in den Ortsdurchfahrten wieder mit reichlich Energie versorgt.
Nach einer kleinen Eingewöhnungsphase gelingt es auch, die für die jeweilige Situation passende Rekuperationsstufe zu wählen. In der stärksten Stufe mit dem i-Pedal-Drive verzögert der Genesis GV60 nämlich ziemlich heftig und bremst in den meisten Fällen schließlich bis zum Stillstand ab, ohne dass die Bremse betätigt werden muss. Über einen Schalter auf der Mittelkonsole lassen sich mit Eco, Comfort, Sport und Sport Plus noch unterschiedliche Fahrmodi ansteuern. Entweder geht es also besonders sparsam, eher komfortabel oder sportlich vorwärts. Die genannten Verbrauchswerte haben wir im überwiegend gewählten Comfort-Modus erfahren.
Im Schnitt 19,8 kWh Verbrauch
Bei der Sport-Einstellung strafft sich der Wagen spürbar, das Beschleunigungspedal reagiert noch direkter. Bei Sport Plus lässt sich sogar ein Drift Modus aktivieren. Auf öffentlichen Straßen sollte der aber nicht zum Einsatz kommen. Anders der Boost-Knopf am Lenkrad. Der liefert zehn Sekunden lang zusätzlich 20 kW Leistung pro Motor. Beim Auffahren auf die Autobahn zeigte sich dieses Plus an Performance mit einem noch vehementeren Antritt – hier, wie auch beim Überholen ein nicht zu unterschätzender Sicherheitsaspekt. Bei relativ wenig Verkehr konnten wir sogar fast die Höchstgeschwindigkeit von 235 Kilometern pro Stunde erreichen. Dennoch lagen wir letztendlich mit 19,8 kWh nur unwesentlich über dem von Genesis angegebenen WLTP-Verbrauch von 19,1 kWh für die 100 Kilometer. Das kann sich sehen lassen.
Wie übrigens auch das Fahrverhalten. Der GV60 liegt klasse in der Hand. Der Wagen reagiert exakt auf Lenkanweisungen, bleibt auch bei wirklich zügiger Kurvenfahrt problemlos in der vorgegebenen Spur. Bei der Abstimmung des Fahrwerks stand die sportliche Ausrichtung deutlich im Vordergrund. Der Komfort leidet darunter aber keinesfalls. Schlechte Fahrbahnabschnitte passiert der Genesis GV60 souverän.
Wert auf Qualität gelegt
Die Außenhaut des GV60 ist coupéartig gezeichnet. Die vordere Haube ist ein mächtiges Panel, das sich bis über die Kotflügel zieht. Direkt über den Rückleuchten haben die Designer dem Auto am unteren Rand des Heckfensters einen Spoiler verpasst. Die Griffe der groß geschnittenen Türen sind während der Fahrt in der Außenhaut versenkt.
Der Innenraum bietet reichlich Platz sowohl vorne als auch auf der Rückbank. Bei der Materialauswahl wurde von den Designern Wert auf Qualität gelegt. Die Bezüge der Sitze, die Verkleidung der Türen oder des Armaturenträgers und die Haptik der schick gestalteten Bedienelemente sind hochwertig. Zudem sind Rädchen und Schalter im höhen- und längsverstellbaren Multifunktionslenkrad logisch angeordnet und geben beim Bedienen eine haptische Rückmeldung.
Die kugelförmige Getriebesteuerung, Crystal Sphere genannt, in der scheinbar schwebenden Mittelkonsole ist eines der optischen Highlights im Passagierabteil. Ist das Fahrzeug fahrbereit, dreht sich die Kugel, und das Shift-by-Wire erscheint. Dann können über das Bedienfeld die unterschiedlichen Fahrmodi, der Rückwärtsgang und der Parkmodus angesteuert werden. Wird das Fahrzeug ausgeschaltet dreht sich Crystal Sphere mit einem Leuchteffekt wieder in den Ruhezustand.
Anzeigen in 3-D-Optik
Mit Premium Line, Luxury Line und Sport Line stehen drei Ausstattungslinien zur Wahl. Zudem gibt es ein Technik- sowie ein Komfortpaket. Zusätzliche Assistenzsysteme, Infotainment-Features oder Details wie ein digitaler Außenspiegel mit kleinen und gut sichtbaren Monitoren im Inneren der Türen oder ein Glasdach sind dann verfügbar. Beste Übersicht bietet der flache aber sehr breit ausgelegte Bildschirm. In einer großen Fläche kombiniert er die digitale Instrumentenanzeige in 3-D-Optik mit dem Infodisplay, erstreckt sich mit einem leichten Knick in der Mitte vom Fahrerplatz bis über die Mittelkonsole.
Das Infodisplay ist übersichtlich und problemlos zu bedienen. Große Kacheln ermöglichen einfaches Manövrieren. Zwischen Mittelkonsole und Screen liegt zudem noch eine Schalterleiste zum direkten Ansteuern von Navigation, Karte, Radio sowie zum Einstellen der Klimaautomatik. Auch eine separate Walze für Lautstärkeregelung ist vorhanden.
800-Volt-Ladetechnologie
Ausgestattet ist der Genesis GV60 mit einer Batteriekonditionierungsfunktion, um optimale Bedingungen beim Laden zu gewährleisten. Der Akku wird vorgeheizt, um eine bessere Leistung bei niedriger Temperatur zu gewährleisten. Wie schon Hyundai Ioniq 5 und Kia EV6 ist im GV60 ein 400/800-Volt-Multi-Schnellladesystem integriert, das die vom Ladegerät gelieferten 400 auf 800 Volt erhöht. Beim Laden mit 350 kW mit der Ultra-Speed-Charging-Funktion kann der Akku in nur 18 Minuten von zehn auf 80 Prozent geladen werden. Stehen 50 kW zur Verfügung dauert es 73 Minuten. Und wer den GV60 an der Wallbox mit 230 Volt und drei Phasen lädt, der muss sieben Stunden und 20 Minuten kalkulieren. Außerdem wurde die Ladezeit für die Langsamladefunktion durch die Erhöhung der Ladeleistung von 7,2 kW auf elf kW verkürzt.
Wie die Konzernbrüder kann auch der GV60 mit einer V2L-Funktion (Vehicle to Load) als mobile Stromquelle verwendet werden. Die V2L-Funktion unterstützt eine Ladung von 3,6 kW, so dass beispielsweise Fahrradakkus mit Strom versorgt werden können.
Bei einem Einstiegspreis von 56.370 Euro für den Genesis GV60 Sport liegt die Innovationsprämie bei 7.500 Euro. Der Sport Plus startet bei 71.010 Euro. Mit ein paar Extras wie Technik- und Sitzpaket Komfort, Panoramaglasdach und dem Bang&Olufsen-Audiosystem kommen mehr als 80.000 Euro zusammen. Enthalten in den Preisen sind eine Fünf-Jahres-Garantie (samt Austauschfahrzeug) und eine persönliche Betreuung. An den Haken nehmen darf er übrigens bis zu 1.600 Kilogramm.
Genesis GV60 Sport Plus AWD (Sport) – Technische Daten:
Fünftüriges, fünfsitziges Mittelklasse SUV; Länge: 4,52 Meter, Breite: 1,89 Meter (mit Außenspiegeln: 2,15 Meter, 2,10 Meter mit digitalen Spiegeln), Höhe: 1,58 Meter, Radstand: 2,90 Meter, Kofferraumvolumen: 432 – 1.550 Liter + 20 Liter Frunk.
2 Elektromotoren, 320 kW/435 PS (234 kW/318 PS), Allradantrieb, Ein-Stufen-Automatik, Akku-Kapazität: 77,4 kWh, 700 (605) Nm, Drehmoment, 0-100 km/h: 4,0 (5,5) s, Vmax: 235 (200) km/h, Reichweite: 466 (470) km; Ladezeiten: 18 Minuten (DC, 350 kW/200A/800V, 10-80 %), 73 Minuten (DC, 50 kW/125 A/400V, 10-80 %), 7 Std./20 Min. (AC, 11 kW, 16A, 230V, dreiphasig, 10-100 %), 34 Std./20 Min. (12 A, 230V, 10-100 %, einphasig); Energieverbrauch: 19,1 (18,8) kWh/100 Kilometer, CO2-Ausstoß: 0 g/km, Abgasnorm: Euro 6d.
Preis: 71.010 Euro (56.370 Euro/jeweils vor Abzug der Innovationsprämie von brutto 7.975 Euro)
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