Will man im elektrischen Kleinwagensegment erfolgreich sein, braucht man das richtige Produktionskonzept. So erfahren wir auf dem e.GO Mobile Launch des e.wave X in der Micro Factory in Aachen.
Das Kleinwagensegment insgesamt hat es schwer, für Elektrische sieht es nicht viel anders aus. Nach dem Aus für den BMW i3 verkündet Audi, gar keine Kleinwagen mehr bauen zu wollen. Der Teilemangel bringt die Hersteller dazu, sich auf die margenstarken Modelle zu konzentrieren. Für Nutzer mit dem Wunsch nach nachhaltiger Mobilität wird es eng, will man ein vollwertiges Auto, das im Großstadtverkehr mitschwimmen kann. Da käme ein tragfähiges Modell, in Deutschland gebaut und montiert, gerade recht.
Weniger ist mehr
„Entstanden ist das Produktionskonzept aus dem Gedanken der maximalen Nachhaltigkeit. Nachhaltigkeit im eigentlichen Sinne heißt, nicht mehr zu verwenden, als ich brauche,“ so erklärt Martin C. Klein, CEO Next.e.GO Mobile SE. Bezogen auf das Produktionskonzept bedeutet das, dass durch den verwendeten Aluminium-Space-Frame und die Polymer-Außenhülle auf zwei teure Produktionsschritte verzichtet werden kann: Sowohl Presswerk als auch Tauchlackierung entfallen. Das klingt schlüssig.
Auch bei der Batteriegröße geht man einen Sonderweg. Das Vormodell bietet einen 21,5 kWh-Speicher und der e.wave X eine 30 kWh Batterie. Dem Dogma der großen Reichweite unterliegt man hier nicht, weil man die Nutzungsbedingungen der Kunden genau beobachtet. Purpose-Designed-Car nennt man bei e.GO diesen Ansatz. Die Nutzungsdaten der über 1.000 ausgelieferten Fahrzeuge werden genau beobachtet, um die Entwicklung an den Einsatzzweck in Metropolen zu optimieren. Da ist der Fokus auf Effizienz und nicht auf Reichweite. Für die Kurzstrecken reicht der kleine Akku und das Laden mit 11 kW aus und das schont das innerstädtische Elektrizitätsnetz. Das resultiert in einer City-Reichweite von 240 Kilometern und einem Preis von 24.990 Euro vor Abzug der Subventionen.
Vom Startup zum Scaleup
Beim Launch-Termin informiert die Firma über typische Startup-Fehler aus der Vergangenheit und Maßnahmen zur Verbesserung. So soll ein After-Sales Teilezentrum aufgebaut werden, um die Teileverfügbarkeit zu verbessern. Den Service übernehmen Bosch-Car-Service und weitere Mehrmarkenhändler. Die bisherigen 40 Servicestationen sollen bis Jahresende auf 100 ausschließlich in Metropolen anwachsen. Die ego-connect-App integriert unter anderem für den Nutzer den THG-Quotenhandel und zeigt, wie ökonomisch der Fahrer unterwegs ist.
Die Micro-Factory soll für Nachhaltigkeit, Zeit- und Kostenersparnis sorgen. So sollen von der Planung bis zum Produktionsstart lediglich 24 Monate vergehen. Und die Internationalisierung soll vorangetrieben werden. Das nächste Werk entsteht in Bulgarien.Jetzt muss nur noch der Markt das Konzept verstehen und die Produkte annehmen. Wir werden sehen. ES/Titelfoto: Eckhard Schulte
Bildergalerie Produktion
Wie die Montage in der Micro-Factory vom nackten Spaceframe bis zum vollständigen und geprüften Fahrzeug abläuft, zeigt die nachfolgende Bildergalerie. e.GO Mobile hat uns zur Tour mitgenommen.
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