Im Testzeitraum von 14 Tagen fallen uns an einem Auto viele Kleinigkeiten auf. Das Test-Tagebuch fasst diese zusammen. Der Kandidat: Opel Astra PHEV
10.10.2022: Auch wenn Plug-in-Hybride nicht der Weisheit letzter Schluss sein mögen, für einige Fahrprofile und vor allem Fahrerpsychen stellen sie eine gute Alternative dar. Etwa wenn die Angst vor dem zeitigen Ausbleiben der Ladesäule zu groß ist oder keine eigene Lademöglichkeit zur Verfügung steht. Wie dem auch sei: Mit dem neuen Astra hat Opel zeitgleich mit den herkömmlichen Antrieben einen PHEV ins Rennen geschickt, den wir uns in den nächsten Tagen genauer anschauen. Anmerkung: Der Stromer kommt im kommenden Jahr.
Beginnen wir bei den Preisen: Während der günstigste Benziner bei 27.900 Euro brutto startet, muss man für den Plug-in mindestens 38.650 Euro in der Ausstattungs-Variante Business Elegance hinlegen. Dafür bekommt man ein Duo mit 1,6-Liter-Benziner mit 110 kW (150 PS) und einen E-Motor an der Vorderachse mit 81,2 kW (110 PS). Die Systemleistung beträgt 133 kW (180 PS). Das kann sich sehen lassen. Schon bei leichtem Druck aufs Fahrpedal drängt der Astra vehement nach vorne, wobei man den sich dann einmischenden Verbrenner nicht spürt. Was auch dem sehr guten Acht-Gang-Getriebe geschuldet ist. Auch wenn man es ihm nicht ansieht: Der PHEV-Astra besitzt eine durchaus sportliche Attitüde.
Neben der Basisausstattung Elegance kann der Kunde zwischen GS-Line (40.330 Euro) und dem Ultimate-Paket (44.330 Euro) wählen, in dem alles Nettigkeiten enthalten sind, unter anderem ein Head-up-Display, dutzendfach verstellbare AGR-Sitze sowie sämtliche Assistenten.
Noch ein paar elektrische Daten: Der Akku fasst 12,4 kWh, die für 60 Kilometer reichen sollen – wir werden das nachprüfen. Das Laden vollzieht sich einphasig mit 3,7 kW AC; für 990 Euro Aufpreis gibt es einen dreiphasigen Lader mit bis zu 22 kW AC. Nun denn, er hängt derzeit an der Wallbox, dann geht´s los.
11.10.2022: Also schauen wir mal, ob der Astra PHEV die versprochenen 60 Kilometer im rein elektrischen Betrieb wirklich schafft. In dreieinhalb Stunden war der Akku geladen (dank des schönen Wetters mit Sonnenstrom), und heute früh gings los bei Außentemperaturen um die 10 Grad. Und siehe da: Die Reichweitenanzeige für den Akku sank bedenklich schnell, und so schafften wir nur 40 Kilometer (Foto rechts), bis die Elektronik auf den Hybrid-Modus umschaltete und der Akku mit 0 Prozent angezeigt wurde. Hinzusagen sollte man, dass die Fahrt langsam, aber teilweise bergauf stattfand, so dass sich der Wert sicherlich noch übertreffen lässt.
3,2 Liter auf 100 Km
Auf den restlichen 60 Kilometern unserer Testrunde lief der Astra mit Verbrenner und kam laut Bordcomputer auf einen Schnitt von 3,2 Liter je 100 Kilometer (Foto unten). Der WLTP-Wert von 1,0 Liter ist also einmal mehr Makulatur – wie so oft bei Plug-in-Hybriden.
Was uns am meisten aber beeindruckte, ist die Laufruhe und das Ansprechverhalten des Antriebs. Auch wenn der Akku leer ist, reagiert der Antriebsstrang unmittelbar auf den Fußbefehl – wie bei einem Elektroauto. Zudem hält sich der Benziner auffällig im Hintergrund; lediglich beim heftigen Beschleunigen hört man ebenso ein leises Brummeln wie beim untertourigen Fahren in Stufe 8. In Verbindung mit dem straffen, aber nicht unkomfortablen Fahrwerk bietet der Astra wirklich Fahrfreude wie noch keiner seiner Vorgänger.
Mal 40, mal 54 Kilometer
13.10.2022: Wie zuvor berichtet, schaffte der Astra mit einer Akkuladung beim ersten Versuch nur 40 Kilometer. Gestern haben wir die 20 Grad mit Sonnenschein ausgenutzt und einen weiteren Test gefahren – und siehe da, diesmal kam der Proband 54 Kilometer weit, bevor sich der Benziner (fast unmerklich) zuschaltete. Einmal mehr waren wir beeindruckt vom fast perfekten Zusammenspiel der beiden Antriebseinheiten. Die höhere E-Reichweite dürfte durch die höhere Außentemperatur sowie ein flacheres Streckenprofil bedingt sein. In der nun kommenden kalten Jahreszeit sollte man also eher von 40 Kilometern ausgehen.
Aufgefallen ist uns, dass der Kollisionswarner ein wenig nervös reagiert und in engen Straßen gerne vor einem Crash warnt; zum Glück nicht mit einem Alarmton, sondern mit einem optischen Warnsignal auf dem Screen. Ansonsten ist die Bedienung des Infotainments logisch aufgebaut, wobei sich das Klima über Tasten regulieren lässt – sehr angenehm. Der Sprachassistent nimmt nicht nur Navigationsangaben auf, sondern kann auch einen Radiosender einstellen.
Ein Wort zu den AGR-geprüften Sitzen, die sich mannigfaltig einstellen lassen und weit nach unten gefahren werden können. Hier sollte jeder eine geeignete Position finden. Sie kosten 1.120 Euro Aufpreis und sind mit den Ausstattungsstufen GS-Line und Ultimate kombinierbar. Für Vielfahrer ein glatter Kauftipp. Doch davon an dieser Stelle genug, der Ausstattung widmen wir uns bald.
21.10.2022: Es sind schon ein paar Tage her seit unserem letzten Eintrag, was mit dem Wirken eines bestimmten Virus zu tun hat, der die Gesellschaft seit einiger Zeit in Atem hält. Dennoch konnten wir alle Testfahrten absolvieren und herausfinden, dass der Astra Plug-in-Hybrid mit „leerem“ Akku im Hybridbetrieb 7,5 Liter Super E10 je 100 Kilometer konsumiert. Damit kann man leben, was sicherlich auch mit dem Leergewicht unseres Doppelherz-Opel zu tun hat: Mit 1.678 Kilo wiegt er nicht übermäßig viel und knapp 250 kg mehr als der Basis-Benziner (1.438).
Wenn einige Zeilen zuvor das Wörtchen „leer“ in Gänsefüßchen steht, dann deshalb, weil der Akku eigentlich nie so richtig leer ist. Er wird beim Bremsen immer wieder nachgeladen und versorgt den Astra beim Anfahren mit ein wenig Energie, so dass das in einem vorigen Beitrag beschriebene E-Auto-Fahrgefühl immer gepflegt wird.
Also fassen wir zusammen: Mit einer Akkuladung schafft der PHEV zwischen 40 und 60 Kilometer – je nach Temperatur und Streckenprofil – und ermöglichst so die 100-Kilometer-Runde mit einem Durchschnittsverbrauch von 3,2 Liter. Mit leerem Akku sind es 7,5.
Aufgrund der staatlichen Förderung von PHEV dürfte der Dienstwagen-Klassiker Astra auch für Firmen eine interessante Wahl sein, wenn es darum geht, Mitarbeitern/innen einen guten und günstigen Firmenwagen anzubieten, zumal es ihn ja auch als Kombi gibt. Wir aber sind vor allem gespannt auf den BEV, der im kommenden Jahr erscheint.
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