Verbrenner

Vom Ausland lernen oder: Die Nasenspitze ist nicht das Ende der Welt

Umdenken! Von staunenden Kanzlerinnen, cleveren Nachbarn und den RIP-Kriterien.

Angela Merkel war auf Stippvisite in den Niederlanden und staunte nicht schlecht, was die Nachbarn in der Zwischenzeit so hinbekommen haben. Nicht nur, dass sie in Utrecht das weltgrößte Parkhaus für Fahrräder mit mehr als 12.000 Stellplätzen eröffnet haben, sie wollen auch bis 2030 alle Kohlekraftwerke abschalten.

Möchte man sehen, wie eine Innenstadt sich verändert, die vom Radverkehr dominiert wird, dann muss man – von Ausnahmen wie Münster einmal abgesehen – ins Ausland gehen. In Utrecht wird sogar der Lieferverkehr elektrisch oder per Lastenrad abgewickelt.

Schaut man also über seine Nasenspitze hinaus, dann merkt man schnell, dass vieles geht, was man eigentlich für nicht vorstellbar hielt. Natürlich nicht von heute auf morgen – auch die Niederlande brauchte dafür Jahrzehnte -, aber man muss irgendwann den ersten Schritt tun. Und der muss von der Politik kommen.

Was wir brauchen: Konzepte, die Bestand haben

Sonst drohen Dieselskandal und Großstädte wie wir sie derzeit (noch) sehen und zunehmend verabscheuen: sich stauender Autoverkehr, schlechte Luft, Lärm und jede Menge Blech an jeder Straße und jeder Ecke. Das Umsteuern beginnt erst langsam und zögerlich, stößt an Hürden und Gegenargumente. Nötig wären aber schnelle – und richtige – Entscheidungen. Dazu bräuchte es ein tragbares Konzept, das nicht nur heute Bestand hat.

Und damit tun wir uns hierzulande schwer. Das Argument Arbeitsplätze, die Aktivitäten der vielen Lobbygruppen und seltsame Ansichten und Maßnahmen von Politikern, die schon Millionenaufträge vergeben, obwohl noch ein höchstrichterliches Verfahren ansteht, lassen einen nicht nur staunend zurück.

Was wir nicht brauchen: Politiker, die den Regenwald abfackeln

Immerhin: Die Diskussionen ziehen an, die Kommunen bauen an der etwas grüneren Stadt und das Thema E-Mobilität ist in der Breite angekommen. Es könnte durchaus sein, dass Prof. Dr. Bratzel richtig liegt, wenn er prognostiziert, dass das Wachstum bei der E-Mobilität im kommenden Jahr noch viel stärker sein werde, da die „RIP“-Kriterien erfüllt seien. Der Leiter des Center of Automotive Management in Bergisch Gladbach, der bei der dmt Arena am 14. November in Hannover Keynote-Speaker sein wird, nutzt das Kürzel RIP als Abkürzung für die Begriffe Reichweite, Infrastruktur und Preis.

Der Blick ins Ausland zeigt aber auch, dass wir in gewisser Weise auch nicht klagen müssen: Immerhin haben wir keinen Trump, Putin oder Johnson auf dem Chefsessel. Und schon gar keinen Bolsonaro, der gerade die grüne Lunge der Welt abfackelt und es den Umweltschützern in die Schuhe schiebt. Das muss einem erstmal einfallen! HM/Foto: pixabay

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