Elektro-Motorräder

Elektro-Motorräder: Stromern auf zwei Rädern

Elektro-Motorräder sind bislang nur eine Randerscheinung. Bleibt das so? Wir haben uns fünf Kandidaten angeschaut.

Seit Jahren wächst die Zahl neu vorgestellter Elektro-Motorräder. Bislang wurden sie eher skeptisch beäugt, und so richtig in die Spur, sprich auf Verkaufszahlen, sind sie auch nicht gekommen. Etliche davon schaffen es auch nie auf den Markt, andere wirken für ein Motorrad viel zu schmächtig. Doch mittlerweile gibt es einige Einspurstromer, die neben einer MT-07, CBR oder 890 Duke durchaus ebenbürtig wirken und zudem verfügbar sind. Bei Fahrleistungen und Reichweite dringen diese Modelle in zudem alltagstaugliche Regionen vor – zum Teil sogar zu moderaten Preisen. Erreicht die Wende nach dem Pkw-Markt auch den der Motorräder?

Alrendo Bravo TS

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Neu auf dem Markt – und günstig: Alrendo Bravo TS: Foto: Alrendo

Durch einen sogar sehr moderarten Preis zeichnet sich die Bravo TS der neuen Marke Alrendo aus. Im Mai soll das in China produzierte Bike zu Preisen ab nur 9.995 Euro verfügbar sein. Der auf der Webseite von Alrendo vorbestellbare Stromer im Power-Cruiser-Stil kombiniert einen 58 kW/75 PS starken E-Motor mit einer 16,6 kWh großen, flüssiggekühlten Batterie. Das Bike fährt zwar nur maximal 135 km/h schnell, doch im Gegenzug zwischen 150 und 420 Kilometer weit. Die maximale Reichweite wird allerdings nur bei konstant 50 km/h erreicht. Angesichts von 118 Newtonmeter Drehmoment dürfte der Antrieb den Fahrer durchaus dazu verleiten, den „Gashahn“ gelegentlich auch weiter aufzudrehen. Knapp unter vier Stunden dauert damit der Ladevorgang an einer Haushaltssteckdose.

Harley-Davidson Lifewire

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Kraftpaket, nicht billig: Harley-Davidson Livewire. Foto: Harley-Davidson

Das Gegenteil von günstig heißt übrigens Livewire. Harley-Davidson hat das schicke Naked Bike vergangenes Jahr zum Preis von 33.000 Euro in Deutschland eingeführt. Obwohl sie ein Vielfaches der Bravo TS kostet, fällt ihre Akkukapazität mit 15,5 kWh sogar kleiner aus. Dafür bietet sie mit 78 kW/106 PS ordentlich Power und immerhin 177 km/h Höchstgeschwindigkeit. Auf Landstraßen kann die Livewire mit so gut wie jedem gängigen Verbrenner-Bike der Klasse unter 150 PS mithalten. Die Reichweite beträgt immerhin 158 Kilometer, was im Landstraßeneinsatz auch ein praktisch erzielbarer Wert ist. Wer nach einer Zwei-Stunden-Tour eine längere Pause macht, kann die Livewire auch einigermaßen flott wieder volltanken, denn ihre Schnellladetechnik erlaubt das Befüllen des Stromspeichers in nur einer Stunde.

Zero SR/S

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Schnell und mit viel Reichweite: Zero SR/S: Foto: Zero

Eine ebenfalls starke Elektro-Alternative zu konventionell getriebenen Motorrädern bietet auch der amerikanische E-Bike-Pionier Zero mit der noch jungen SR/S, die optisch wie ein klassischer Sport-Tourer daherkommt. Sie ist mit 21.540 Euro deutlich günstiger als die Harley, bietet im Gegenzug aber einen mit 82 kW/110 PS sogar etwas stärkeren Antrieb, der zudem eine Höchstgeschwindigkeit von knapp unter 200 km/h erlaubt. Auch sie hat Schnellladetechnik, bei der allerdings Strom mit nur 6 kW in den 14,4-kWh-Akku fließen kann, was im Idealfall ein Laden in zweieinhalb Stunden ermöglicht. Nach einer Tour, die so um 180 Kilometer weit sein kann, muss also eine längere Pause eingelegt werden, um Saft für den Rückweg zu ziehen. Irre Beschleunigungswerte, ein Riemenantrieb oder die Energierückgewinnung gehören zu den besonderen Vorzügen der rundum erwachsen wirkenden Zero SR/S, die es für 20.790 Euro übrigens auch in einer hübschen Naked-Version gibt.

Energica Eva Esseesse9

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Günstigstes Modell von Energica: Eva Esseesse9. Foto: Energica

Bereits seit ein paar Jahren am Markt und seither immer mal wieder überarbeitet wurden die vergleichsweise sportlich auftretenden E-Bikes der Marke Energica. Aktuell günstigstes Modell der Italiener ist die unverkleidete Eva Esseesse9, die mit kleiner 13,4-kWh-Batterie rund 16.400 Euro kostet. Wer rund viereinhalbtausend Euro mehr investiert, bekommt einen Akku mit 21,5 kWh. In dieser Version stehen 80 kW/109 PS sowie 200 Newtonmeter Drehmoment zur Verfügung. Das zum Modelljahr 2021 überarbeitete Line-up von Energica, insgesamt stehen drei Modelle zur Wahl, ist noch performanter als zuvor. Im Fall der Eva Esseesse9 ist der Sprint auf 100 km/h in 2,8 Sekunden erledigt, maximal sind 200 km/h drin. Zu langsam? Die neue Ego mit 107 kW/145 PS soll 240 km/h erreichen.

Verge Motorcycles TS

Noch nicht verfügbar, jedoch für dieses Jahr angekündigt ist die TS (Titelfoto) des finnischen Start-up Verge Motorcycles. Das Bike wirkt nicht nur erwachsen, sondern außerdem noch cool, bietet es doch ein nabenloses Hinterrad, welches den E-Antrieb integriert. Der E-Motor ist nämlich ringförmig und bildet optisch mit der speichen- wie nabenlosen Felge eine Einheit. Verge verspricht zudem 80 kW/107 PS und 1.000 Newtonmeter Drehmoment. Damit soll ein Sprint aus dem Stand auf 100 km/h in unter 4 Sekunden gelingen. Die Höchstgeschwindigkeit wird auf 180 km/h beschränkt. Über die Batterie macht Verge noch keine genauen Angaben, doch soll sie im Stadtmodus bis 300 und bei Überlandfahrten bis 200 Kilometer Reichweite erlauben. Mit dem Onboard-Ladegerät beträgt die Ladezeit 4 Stunden, an einem Schnelllader verkürzt sie sich auf bis zu 45 Minuten. Die minimalistisch und zugleich futuristisch wirkende TS baut auf einem Alubrückenrahmen auf. Verge nimmt auf seiner Webseite Vorbestellungen für die TS entgegen, sie kostet 25.000 Euro. Mario Hommen/SP-X/Titelfoto: Verge Motorcycles

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