Bulli Volkswagen Elektromobilität

Als der Bulli elektrisch unterwegs war

Volkswagen experimentierte schon des öfteren mit dem Elektroantrieb: 1972 präsentierte man den E-Bulli.

Auch wenn sich heute viel um die Elektromobilität dreht, so sollte man doch nicht vergessen, dass die Idee, Autos mit Strom anzutreiben, nicht neu ist. Schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts war der Anteil elektrisch angetriebener Fahrzeuge in den USA beinahe doppelt so hoch als Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren. Und auch in den 50er Jahren fuhren vereinzelt elektrisch angetriebene Autos über Berlins Straßen.



In den 70er Jahren wand sich Volkswagen wieder der Idee elektrisch angetriebener Fahrzeuge zu: 1970 gründete der Erfinder des Käfers und des Bulli in Wolfsburg einen Entwicklungsbereich, der die ersten elektrisch angetriebenen Volkswagen konzipierte. Schon damals ging es darum, alternative Energieträger zu erschließen, um sich von fossilen Rohstoffen unabhängiger zu machen und emissionsfrei durch die Städte zu gleiten.

Bulli Volkswagen Elektromobilität
Prototyp des VW-Elektro-Transporter auf Basis des T2 von 1972. Fotos: VWN/Scheffen

880 kg schwere Batterie

1972 präsentierte das Unternehmen auf der Hannover-Messe einen ersten Prototyp als Pritschenwagen mit offener Ladefläche. Kurz danach startete die Kleinserienproduktion des nicht nur als Pritsche, sondern auch als Bus und Kastenwagen angebotenen VW-Elektro-Transporters, der seinem Namen mit einer beachtlichen Zuladung von 800 kg gerecht wurde. Trotz der 880 kg schweren Batterie.

Ein Teilnehmer des Flottenversuchs: die Stadt Berlin. An der Spree erwarb man in den Folgejahren sieben elektrische Bulli. Einer davon: der 1977 produzierte und am 14. April 1978 auf die Berliner Verkehrsbetriebe, Bereich Entwässerungswerke, zugelassene T2. Slogan als Aufdruck auf dem Wagen: „Wir fahren mit Strom – umweltfreundlich“.

Batteriewechselstation im Tiergarten

Bulli Volkswagen Elektromobilität
Die 880kg schwere Batterie war herausnehmbar auf dem Ladeboden montiert.

Berlin ging den Test in der Tat konsequent an: Im Bezirk Tiergarten wurde eine Batteriewechselstation eingerichtet, an der binnen fünf Minuten die leere Batterieeinheit gegen eine volle getauscht wurde. Das funktionierte, weil der unter der Ladefläche integrierte Akku einfach herausgeschoben werden konnte. Die Lade- und Wechseltechnik entwickelte Volkswagen zusammen mit den Rheinisch-Westfälischen Elektrizitätswerken (RWE) und der damaligen Gesellschaft für Elektro-Straßenfahrzeuge (GES).

Rekuperationssystem an Bord

Alternativ konnte die Blei-Traktionsbatterie von Varta auch per Stecker über eine Schnittstelle im Bulli-Heck geladen werden. Zudem hatte der Transporter aus der Zukunft schon vor mehr als vier Jahrzehnten ein Rekuperationssystem an Bord, mit dem beim Bremsen kinetische Energie gespeichert wurde. Der Energiegehalt der Batterie lag bei 21,6 kWh; damit kam der VW-Elektro-Transporter auf

Bulli Volkswagen Elektromobilität
Die Stromeinspeisung wirkte damals noch weniger elegant.

Reichweiten von bis zu 85 km. Für Vortrieb sorgte ein fremderregter Gleichstrom-Nebenschlussmotor von Bosch (später Siemens). Der brachte es auf eine Dauerleistung von 16 kW (22 PS); als Peak waren es kurzfristig 32 kW (44 PS). Das maximale Drehmoment lag bei kraftvollen 160 Nm.

75 km/h – für die Stadt genug

So unter Strom gesetzt, schaffte der 2.170 kg schwere Transporter eine Höchstgeschwindigkeit von 75 km/h – ausreichend Speed, da zumeist in der Stadt unterwegs. Und er schaffte noch mehr: Der VW-Elektro-Transporter war die Keimzelle einer Entwicklung, die Generationen von Ingenieuren antrieb, den Zero-Emission-Bulli für die Großserie zu entwickeln. Doch über Jahrzehnte fehlte dazu eine wirklich praxistaugliche Batterie-Technologie. Heute ist das anders. Bereits angeboten wird von Volkswagen Nutzfahrzeuge der e-Crafter – ein großer Zero-Emission-Transporter der Neuzeit. Und 2022 werden der ID. Buzz und der ID. Buzz Cargo durchstarten. Bereit für die Zukunft der Mobilität. HM

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