Noch vor der Corona-Krise hat Hyundai einen Online-Showroom gestartet. Der passt in die Zeit, sagt Vertriebsleiter Holger Müller im Interview.

Just in diesen von Corona beeinträchtigten Tagen zu Beginn des Jahres hat Hyundai einen Service gestartet, der ganz auf den Kontakt über das Netz setzt. Als erster Hersteller bietet das Unternehmen seit Februar 2020 die Möglichkeit, einen mit aktuellen Modellen ausgestatteten Online-Showroom virtuell zu betreten.

Es ist künftig also möglich, sich samstags abends im Kreise der Familie über ein Fahrzeug zu informieren oder sich über die Technologie eines Elektrofahrzeugs ins Bild setzen zu lassen. „Wir haben in unseren Gesprächen seit Februar die Erfahrung gemacht, dass der Bogen der Themen sehr weit gespannt ist und dass viele potenzielle Kunden sich über die Technik von Elektroautos, in unserem Fall zumeist des Kona elektro, informieren“, berichtet Holger Müller, Vertriebsleiter bei Hyundai Motor Deutschland, von den ersten Erfahrungen mit dem Inline-Showroom.

Zwar ist der Kaufinteressent nicht vor Ort, doch der 350 Quadratmeter große Ausstellungsraum im fränkischen Elsenfeld ist so echt wie die vier Autos, die dort stehen. Ebenso real sind die sieben Presenter, die auf Wunsch umfassend, detailliert und individuell über das Produkt informieren – bis hin zur fertigen Konfiguration eines Neuwagens. Außer an Feiertagen ist der Online-Showroom an sieben Tagen in der Woche geöffnet, täglich von 10 und 22 Uhr. Der Zugang zum Online-Showroom erfolgt über die Hyundai Homepage.

Auf dem Weg aus der Krise

„Ja, der Online-Showroom kam zur rechten Zeit und hat uns in der Krise, als die Autohäuser geschlossen waren, sehr geholfen“, sagt Müller weiter. Und stellt fest, dass der Service lediglich der Präsentation der Fahrzeuge dient und nicht dem Verkauf. Dieser laufe nach wie vor ausschließlich über die Händler.

Wir haben uns mit dem Hyundai-Vertriebschef über das Geschäft nach der Krise unterhalten.

Puls: Herr Müller, läuft der Fahrzeugverkauf nun wieder an?

Holger Müller: Ja, das kann man sagen. Wir haben unseren prozentualen Marktanteil im ersten Halbjahr gehalten und befinden uns aktuell wieder bei 95 Prozent des Vor-Corona-Geschäfts. Am 1. Juli starten wir zudem ein attraktives Leasingprogramm für private und gewerbliche Kunden. Details werden wir in Kürze kommunizieren.

Welches Kundensegment hat am stärksten auf die Krise reagiert?

Das waren sicherlich die Privatkunden sowie die kleinen und mittleren Flotten. Bei den großen Fuhrparks waren die Einbußen nicht so stark. Zu Zeiten des Shutdowns waren wir froh, dass wir den Kundenkontakt über den Online-Showroom halten konnten. Seit Anfang Februar haben fast 100.000 Besucher auf unserer Homepage den Online-Showroom angeklickt.

„Das Interesse ist da“

Spüren Sie eine größere Nachfrage nach elektrifizierten Fahrzeugen? Wie wirkt sich das Konjunkturpaket aus?

Ja, das spüren wir auf jeden Fall. Das Interesse an den Förderbeträgen macht sich durchaus bemerkbar. Die Kunden lassen sich die Technik von E-Autos oder Plug-in-Hybriden erläutern und beziehen diese Fahrzeuge in ihr Kalkül ein. Der Kona Elektro und der Kona Hybrid sind mit großem Abstand die am meisten gefragten Modelle im Showroom. Unsere Beratung zielt verstärkt darauf ab, die Nutzungsprofile der Kunden kennen zu lernen. Da kommt es uns zupass, dass Hyundai in allen Bereichen gut aufgestellt ist und Hybrid-, Plug-in-Hybrid- und reine Elektrofahrzeuge anbietet. Auch ein Brennstoffzellenauto haben wir ja im Serienangebot.

Ist das die Zukunft, die Interessenten hinsichtlich ihrer Bedürfnisse zu beraten?

Auf jeden Fall. Die Technik des Automobils muss sich an den Anforderungen des Käufers orientieren. Allein zwischen Benziner und Diesel zu beraten – diese Zeiten sind vorbei. Es macht keinen Sinn, einem Viel- und Langsteckenfahrer ein Elektroauto verkaufen zu wollen, für den ein Dieselfahrzeug viel besser geeignet ist. Auch deswegen haben wir den Online-Showroom gestartet. Zudem schulen wir unsere Händler und Verkäufer in allen Technologien, die wir anbieten, und unterstützen sie dabei, den Kunden umfassend beraten zu können.

Türöffner für den Flottenmarkt

Es ist zu erwarten, dass es im zweiten Halbjahr einen Run auf Elektroautos gibt. Von einigen Marken hört man schon von langen Lieferzeiten. Wie sieht das bei Hyundai aus?

Seit März wird der Kona Elektro auch in unserem Werk in Tschechien produziert. Das erhöht die Kapazität und verkürzt die Lieferzeiten enorm. Wer heute bestellt, kann in wenigen Wochen sein Auto bekommen. Zudem haben wir von den Ioniq-Varianten und vom Kona Elektro Fahrzeuge auf Lager, die wir sofort abgeben können.

Eröffnet der sich nun immer schneller wandelnde Markt neue Chancen im Gewerbekundenmarkt, in dem es Importeure traditionell schwer haben gegen die deutschen Marken?

Ja, das spüren wir deutlich. Unternehmen, vor allem große, orientieren sich derzeit neu, prüfen den Einsatz von E-Autos und machen dann Ausschreibungen, in denen auch Hyundai gelistet ist. So sind wir beispielsweise beim Energieversorger EnBW, der derzeit seinen Fuhrpark umstellt, zum Zuge gekommen. Heinz May

Vielen Dank für das Gespräch!

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