Der Audi Q4 e-tron 40 ist mehr als nur das kleinere Abbild des großen e-tron. Vor allem nicht beim Verbrauch. Ein Fahrbericht.
Die Gegner von Elektroautos freuen sich derzeit über ein weiteres „Argument“ gegen die strombetriebene Art der Fortbewegung: Es sei doch nicht vertretbar, so die Ansichten, bei der zu erwartenden Energieknappheit im Winter elektrische Energie an E-Autos zu verschwenden. Man freue sich deshalb über den eigenen (großvolumigen) Diesel. Nun ja: Zum einen steht noch nicht fest, ob und wie groß die Energieknappheit ausfallen wird. Zum anderen geht es vorrangig um Erdgas und nicht um Strom. Das zeigt, wie schwer es die Elektromobilität nach wie vor in der Bevölkerung hat und dass ihre Gegner alle Truppen mobilisieren derer sie habhaft werden können.
Lesen Sie auch das Test-Tagebuch zum Audi Q4 e-tron 40
Was das mit dem Audi Q4 e-tron 40 zu tun hat, dem wir uns hier zuwenden wollen? Zunächst einmal wenig. Auf den zweiten Blick fällt auf, dass der Zuwachs von Q4 e-trons bis zum nächsten Frühling überschaubar bleiben wird, denn die Wartezeit beträgt derzeit rund 18 Monate. Das ist schade, denn der elektrische Q4 stellt einen schönen Eintritt in die elektrische Audi-Welt dar. Heute und wohl auch in Zukunft: Dass es einen noch kleineren E-Audi geben wird, scheint unwahrscheinlich, denn die neue Unternehmensstrategie setzt vor alle auf das Luxus-Segment. Klein- und Kompaktwagen muss man woanders kaufen. Eine Lücke, in die die chinesischen Anbieter nur zu gerne stoßen dürften.
Lange Lieferzeit
Wobei das Wort „Einstieg“ auch beim Q4 e-tron 40 relativiert werden muss, denn mit 51.900 Euro brutto ist diese Latte schon recht hoch gelegt – und mit einigermaßen sinnvoller Ausstattung überschreitet man in jedem Fall die 60.000-Euro-Grenze. Mit 43.613 Euro netto Grundpreis kommt er im kommenden Jahr auch nicht mehr in den Genuss der vollen staatlichen Förderung (Umweltbonus) von bislang 6.000 Euro, sondern er wird nur noch mit 4.500 Euro bezuschusst.
2023 weniger Förderung
Dass der Q4 e-tron wie sein großen Bruder e-tron ein komfortabler, wohnlicher, ja einfach ein typischer Audi ist, brauchen wir an dieser Stelle nicht weiter ausführen. Dies haben wir ja bereits im Test-Tagebuch geschildert. Dennoch hätten wir auf einer längeren Tour eine zielgenauere Ladeplanung gewünscht. Denn liegt das Ziel außerhalb der Reichweite, lotst der Q4 e-tron nicht automatisch zu einem Schnelllader entlang der Route, sondern man muss das System um Vorschläge an der Route bitten – und sich dann aus der Liste den passenden aussuchen, was doch recht umständlich ist.
57 kWh in 40 Minuten
Das ist freilich kein Beinbruch, hat man doch den passenden Lader mit ein bisschen scrollen bald gefunden, und dann ist der Blick auf die Ladekurve stets eine spannende. Mit einem Pegelstand von 11 Prozent und etwa 50 Restkilometern haben wir den Q4 e-tron an den 350-kW-Schnelllader gehängt. Zunächst hat es uns überrascht, dass die Ladeleistung flugs auf 172 kW geklettert ist, wo doch in den technischen Daten für das Fahrzeug ein maximaler Wert von 135 kW angegeben ist. Nun ja, lange blieb der Audi nicht auf dem Niveau (siehe Chart). Nach 15 Minuten bremste er den steilen Abfall ab und lud fortan mit um die 60 kW. Nach 40 Minuten Ladezeit hatten wir 57,3 kWh aufgenommen und waren bei 85 Prozent Ladestand – und 300 Kilometer Reichweite. Leider liefert der Audi kaum Daten zum Ladevorgang. Man sieht die geladenen Kilometer sowie die Restzeit bis 100 Prozent, aber nicht den Ladestrom.
18,7 kWh Verbrauch
Bis zu Ladesäule haben wir bei gleichmäßiger und nicht allzu schneller Autobahnfahrt (120 – 130 km/h) knapp unter 19 kWh verbraucht. Mit einigen Landstraßenfahrten und nur weniger Kilometern durch die Stadt kamen wir auf einen Gesamtverbrauch von 18,7 kWh über eine Strecke von rund 900 Kilometern. Das kann sich für ein wuchtiges SUV durchaus sehen lassen. Wer es ein wenig eiliger hat, dürfte aber schnell die 20-kWh-Marke überschreiten. Auf Facebook berichteten Nutzer auch von (Sommer-)Verbräuchen von unter 18 kWh.
350 Kilometer Reichweite
Nun kann man sich leicht ausrechnen, dass bei dem netto 76,6 kWh großen Akku Reichweiten von rund 350 Kilometer drin sind. Bei einem Ladestand von 80 Prozent im Alltag oder nach der Schnellladung entsprechend weniger. Der Zugang zur Ladedose findet sich übrigens auf der Beifahrerseite hinten, was wir für weniger vorteilhaft halten, da man das Auto beim Laden rückwärts auf der entsprechenden Seite des Laders positionieren muss. Ladezugänge vorn finden wir da praktischer. Was uns noch aufgefallen ist: Der zentrale Monitor ist mit Daten doch ziemlich überladen, da findet sich das Auge nicht auf Anhieb zurecht, zumal die wichtigen Infos wie Reichweite und prozentualem Ladestand (SoC) recht klein dargestellt werden.
Lange Aufpreisliste
Werfen wir noch einen Blick auf die Preisliste. Als Basispreis steht der Q4 e-tron 40 mit 51.900 Euro brutto in der Liste, wobei die Frage ist, wie lange dieser stabil bleibt bei der derzeitigen Liefersituation. Wie bei Audi üblich ist die Zahl der möglichen Zusatzausstattungen lang, und es sei gestattet, ein paar Extras hier aufzuzählen, die zum Endpreis von immerhin 64.075 Euro führen. So darf man sich ein wenig wundern, dass die Wärmepumpe mit 990 Euro extra bezahlt werden muss. Ebenso die Posten Klimatisierungspaket (590 Euro), Volllackierung (250/die Farbe Navarrablau-Metallic schlägt bereits mit 770 Euro zu Buche) und das „e-tron Ladesystem kompakt“ mit 650 Euro, wohinter sich das Mode-2-Ladesystem und für das Laden an Steckdosen verbirgt.
Eine Tonne Anhängelast
So wundert es nicht, dass unser Testwagen auf einen Endpreis von 66.475 Euro brutto kommt. An den Haken nehmen darf der e-tron 40 mit seiner 150 kW starken E-Maschine übrigens 1.000 kg bei 12 Prozent Steigung gebremst und 750 kg ungebremst. Stütz- und Dachlast betragen jeweils 75 kg.
Aufgefallen ist uns noch, dass es unter der vorderen Haube keinen Frunk, also einen zusätzlichen Stauraum, gibt. In den Türen hat sich Audi aber etwas für Trinkflaschen einfallen lassen: Nicht wie üblich in den Türfächern, sondern weiter oberhalb finden sich tiefe, fast waagerechte Aussparungen für Literflaschen – sehr praktisch. Ein wenig gewöhnen muss man sich an die berührungsempfindlichen Tasten auf dem Lenkrad: Sie reagieren sowohl auf Druck als auch auf ein darüberstreichen, so dass es bisweilen zu Fehlbedienung kommen kann.
Klasse Wendekreis
Toll ist der enge Wendekreis des Q4 e-tron. Mit 10,2 Metern kann man auch auf engen Flächen gut manövrieren. Ein wenig kritteln möchten wir noch an der für Handys vorgesehenen Ablage unter dem hervorstehenden Panel für den Getriebeschalter, die nicht gut erreichbar ist. Das Head-up-Display mit Augmented Reality hat uns übrigens nicht zu Begeisterungsstürmen animiert; vielmehr die Tatsache, dass die Darstellung großflächig und gut sichtbar in die Frontscheibe projiziert wird.
Fazit: Auch der Q4 e-tron 40 ist ein echter Audi – auch was Preis und Ausstattung angeht; wer die Marke mag, dürfte sich wohlfühlen. Ausbaufähig ist die Reichweite sowie die Ladegeschwindigkeit, während die Kraft des Antriebs vollkommen ausreicht. Wir sind gespannt, was in Sachen E-Auto als nächstes aus dem Hause Audi kommt – Vorsprung durch Technik?
Lesen Sie auch das Test-Tagebuch zum Audi Q4 e-tron 40
Audi Q4 e-tron – Technische Daten:
Fünftüriges, fünfsitziges SUV der oberen Kompaktklasse; Länge: 4,59 Meter, Breite: 1,87 Meter, Höhe: 1,63 Meter, Radstand: 2,76 Meter, Kofferraumvolumen: 520 – 1.490 Liter.
Ein permanenterregter Synchronmotor; max. 150 kW/204 PS, maximales Drehmoment: 310 Nm ab 1 U/min, Hinterradantrieb, Eingang-Automatik, 0-100 km/h: 8,5 s, Vmax: 160 km/h, Batteriegröße: 76,6 kWh (netto), Reichweite: 440 – 510 (WLTP), Normverbrauch nach WLTP: 17,1 – 20,0 kWh/100 km., CO2-Ausstoß: 0 g/km, Testverbrauch 18,7 kWh (ohne Ladeverluste), Anhängelast (gebremst/ungebremst): 1.000/750 kg, Stützlast 75 kg/Dachlast 75 kg.
Preis: 51.900 Euro (43.613 Euro netto), Testwagenpreis: 66.475 Euro (brutto).
Hoher Fahrkomfort
Niedriger Verbrauch
Gutes Platzangebot
Gut nutzbare Anhängelasten
Einfache Bedienung
AR-Head-up-Display
Hoher Preis
Positionierung der Ladedose
Kein Frunk
Lieferzeit
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