Porsche macht Tempo bei der Elektrifizierung, selbst der 911 erhält einen Hybridantrieb. Ein elektrischer Panamera steht auf der Kippe.
Auch eine so auf das Thema Sport ausgelegte Marke wie Porsche muss über die Elektrifizierung nachdenken. Und kaum ein anderer Autohersteller versteht es so gut wie Porsche, die Möglichkeiten der Individualisierung derart geschickt auszuspielen und eine Baureihe mit so vielen Varianten zu belegen, dass selbst Insider Schwierigkeiten haben, sie alle aufzuzählen. Das 911-Portfolio besteht mittlerweile aus 25 Derivaten und Sondermodellen. Rekord. Dabei bleibt es nicht. Gerade macht sich die Nummer 26 startklar, der Dakar. Der Offroad-Sportwagen, über 220.000 Euro teuer, ist in seiner Konzeption der wohl außergewöhnlichste Serien-Porsche überhaupt. Mit ihm ließe sich sogar eine Tour quer durch Afrika machen, ohne dass die Reifen je Asphalt berühren müssten. Auf 2.500 Einheiten begrenzt Porsche die Produktion. Sie ist nahezu ausverkauft.
Der 911 ST dreht schon seine Runden
Buchstäblich seine letzten Abstimmungsrunden dreht als Nummer 27 derzeit auf dem italienischen Hochgeschwindigkeitskurs in Nardo der 911 ST. Er soll ebenfalls in diesem Jahr in Kundenhand gehen und beerbt den 911 R aus der vorigen Baureihe 991. Das Kürzel ST stammt aus den 70er-Jahren, als es einen 911 S und eine davon abgespeckte Version T gab. Sie zählt heute zu den gesuchten Sammlerstücken. Dem 911 ST pflanzten die Entwickler erneut den Sauger-Sechszylinder aus dem GT3 RS ein, erstarkt von 500 auf 525 PS. Die typische und von den Fans geliebt Saugmotor-Charakteristik wird nicht von langer Dauer sein. Die Abgasnorm Euro 7 zwingt zu Anpassungen. Zu hören ist, dass auch die RS-Versionen ab 2024 mittels Turbolader zwangsbeatmet werden. Allerdings bleibt es beim Hochdrehzahlkonzept.
Stets betont Porsche, dass der 911er das letzte Modell der Marke sein wird, das mit Strom fährt. Auf dem Weg dahin erfährt die Sportwagen-Ikone im nächsten Jahr immerhin schon mal eine Teilelektrifizierung – geschuldet ebenfalls der Euro 7. Im Getriebe konnten die Ingenieure Platz für ein E-Modul schaffen. Es dient in erster Linie als Booster, elektrisch rollen kann der Elfer-Hybrid nur eine sehr kurze Strecke mit geringer Geschwindigkeit (Rangieren, Stop&Go).
Boxster und Cayman kommen elektrisch
Auch bei der Einstiegs-Baureihe 718 – zu ihr zählen Boxster und Cayman – tut sich 2023 noch was. Den Boxster wird es, wie schon den Cayman als GT4 RS, ebenfalls in der Hochleistungsversion 718 Spyder RS geben. Beide Karosserievarianten, Spyder und Coupé, präsentiert Porsche dann Mitte des Jahrzehnts in neuer Generation und mit dann rein elektrischem Antrieb. Das Layout sieht weiterhin eine Mittelmotor-Bauweise vor. Eine verbesserte Zellchemie im 800-Volt-Hochvoltspeicher sowie konsequenter Leichtbau und Effizienz-Optimierung sollen für eine kundenakzeptable Reichweite sorgen.
Mit Verzögerung geht der elektrische Macan in den Markt. Ursprünglich geplant war 2023. Wegen Software-Problemen wird es jetzt 2024. Der neue Macan steht auf der zusammen mit Audi entwickelten 800-Volt-Architektur PPE (Premium Platform Electric) und läuft in Leipzig vom Band. Porsche rechnet mit einem Volumen von etwa 80.000 Einheiten pro Jahr, so viele wie beim Verbrenner-Macan. Dieser läuft parallel weiter, wird allerdings in Europa nur noch so lange angeboten, bis Euro 7 den Vertrieb nicht mehr zulässt. Außerhalb Europas kann der Macan weiterhin gekauft werden.
Der elektrische Cayenne folgt 2025
Nach dem gleichen Strickmuster (Produktionszeitverlängerung) dürfte es beim Cayenne und Cayenne Coupé laufen, die in diesem Frühjahr eine Überarbeitung erfahren, die weit über den Umfang eines gewöhnlichen Facelifts hinausgeht. Die PA (Produktaufwertung) – Porsche spricht von einer neuen Generation – umfasst Design, Cockpit und Antriebe (Hybridisierung). Die Produktion bleibt in Bratislava. Mit dem vollelektrischen Cayenne (Basis PPE) ist aller Voraussicht nach 2025 zu rechnen.
Oberhalb des Cayenne-E positioniert Porsche dann zirka 2026 den vielbesagten K1 (Entwicklungskürzel) als High-End-SUV (O-Ton Porsche), gedacht vorwiegend für China und Nordamerika. Beide Länder erhalten ihn in siebensitziger Konfiguration. Technisch steckt unter dem K1 die neue Elektroplattform SSP (Scalable Systems Platform).
Auf der Strecke bleiben könnte bei Porsches Produktstrategie der elektrische Panamera. Zwar wird 2024 eine neue Generation (G3) der Sportlimousine antreten, umfassend elektrifiziert und abgastechnisch zukunftsfit gemacht. Doch zwischen Cayenne-E, dem K1 und der nächsten Taycan-Generation (J2) dürfte es für einen weiteren Stromer dieses Segments ziemlich eng werden. Michael Specht/SP-X
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