Mit dem elektrischen Lyriq wagt Cadillac nun den Neustart in Deutschland. Er kommt mit viel Ausstattung, doch etwas fehlt.
Die US-amerikanische Marke Cadillac, einst bekannt für große Straßenkreuzer, feiert nach langer Abwesenheit vom deutschen Markt ihr Comeback. In der Neuzeit angekommen, setzt die GM-Tochter hierzulande – wie zahlreiche Newcomer aus Fernost – voll auf Elektro und trendige Crossover. Ihr Debüt gibt die Marke jetzt mit dem Lyriq, einem 5-Meter-SUV zu Preisen ab 80.500 Euro.
Der Lyriq ist länger und niedriger als ein Porsche Cayenne und kommt mit einem Radstand von fast 3,10 Meter daher. Das ist auf dem Niveau einer stattlichen Chauffeurs-Limousine und lässt dem Caddy innen und außen Raum für Eigenständigkeit. Die langgezogene Karosserie verleiht dem US-Modell trotz seiner massigen Präsenz eine schlanke Sportlichkeit. Auffallend sind die markanten Leuchten an der wuchtigen Front und auch am Heck, die hier extravagant bis zum Dach reichen.
Der Spagat zwischen Tradition und Moderne gelingt noch besser im Innenraum. Cadillac integriert viele haptische Bedienelemente, ohne den Digitalfokus zu verlieren. Das erleichtert die Bedienung und stellt eine ansprechende Balance zwischen Hightech und klassischem amerikanischen Luxus her. Glänzende Metallteile mischen sich mit offenporigem Holz an den Türverkleidungen und der Mittelkonsole. Ein großes Ablagefach auf dem Boden zwischen Fahrer und Beifahrer ist für einen geschmackvollen Akzent mit hellblauem Leder ausgekleidet. Während sich die Insassen nicht über Platzmangel beschweren können, ist der Laderaum mit rund 590 Litern nicht so großzügig geschnitten wie in anderen SUVs, zudem verzichtet Cadillac auf einen Frunk.
Lyriq: Stets mit 102-kWh-Akku
Denkbar einfach gestaltet ist dagegen die Ausstattungsliste. Den Lyriq gibt es ausschließlich in den beiden gleichteuren Linien Luxury und Sport, mit optischen Unterschieden bei den Zierleisten, am Kühlergrill und dem Design der 21-Zoll-Felgen. Zudem stehen zwei Interieur-Varianten mit hellbraunem oder grauem Nappaleder zur Wahl, die mit dunklen Echtholzeinlagen in der Mittelkonsole kombiniert werden. Einzige aufpreispflichtig Extras sind ausgewählte Lackierungen sowie ein Dachträgersystem.
Sonst ist alles an Bord, was man sich bei einem Premiumfahrzeug auch erwartet: Im Mittelpunkt steht das imposante 33-Zoll-LED-Display, das sich im Bogen über einen Großteil des Armaturenbretts erstreckt. Für den Audiogenuss sorgt ein hochwertiges AKG-Soundsystem mit 19 Lautsprechern, inklusive Kopfstützenlautsprecher. Hinzu kommen elektrisch verstellbare Nappaleder-Sitze mit Heiz- und Belüftungsfunktion sowie Massagefunktion für die Vordersitze sowie 360-Grad-Kamerasystem, adaptivem Tempomat und diversen Warnsystemen. Einzig schwierig in diesem Segment: Ein Head-up-Display ist nicht zu haben.
Wahlfreiheit gibt es auch beim Antrieb nicht. Jeder Lyriq basiert auf der hauseigenen Ultium-Plattform von General Motors und ist mit einem 102-kWh-Batteriepaket ausgestattet. Es gibt ihn ausschließlich als Allrad mit Doppelmotor und einer Gesamtleistung von 388 kW/528 PS sowie 610 Nm Drehmoment. Die braucht es allemal, um die 2,8 Tonnen in sportlichen 5,3 Sekunden von 0 auf Tempo 100 und bis maximal 210 km/h zu wuchten. Die WLTP-Reichweite wird mit 530 Kilometern, die maximale Ladeleistung mit maximal 190 kW angegeben. So lassen sich in 10 Minuten bis zu 120 Kilometer Reichweite nachladen. Sehr praktisch für Laternenlader ist der 22-kW-AC-Bordlader.
Cadillac: 22-kW-Bordlader Serie
Keine dieser Kennzahlen zählt zu den Topwerten der Branche. Doch die Art und Weise, wie der Lyriq diese Leistung einsetzt, wirkt weicher und gelassener als beim Gros der Konkurrenz. Er zielt auf Luxus ab, nicht auf Leistung. Denn das Fahrzeug ist sehr gut gedämmt und bietet einen angenehm niedrigen Geräuschpegel im Innenraum. Das aktive Noise-Cancelling-Technologie eliminiert zusätzlich unerwünschte Frequenzen, selbst Reifenabrollgeräusche werden effektiv unterdrückt. Als interessante Alternative für den bereits gut abgestimmten One-Pedal-Modus erweist sich eine linkseitig positionierte Lenkradwippe. Durch dosiertes Ziehen wird die Rekuperation aktiviert, wodurch das Fahrzeug unterschiedlich stark verzögert, ohne die mechanische Bremse zu betätigen. Das funktioniert erstaunlich präzise und erhöht die Energieeffizienz, insbesondere wenn das One-Pedal deaktiviert ist.
An den Haken nehmen darf der Lyriq bis zu 1.587 kg, Dach- und Stützlast werden nicht angegeben. Die Fahrzeuggarantie beträgt 4 Jahre oder 100.000 Kilometer; auf den Akku gibt Cadillac 8 Jahre/160.000 Kilometer Garantie.
Gelingen soll der Neustart mit einem Mix aus eigenen Showrooms und lokalen Partnern. Dabei setzt Cadillac bei Privatkunden auf den Direktvertrieb, während im Flottengeschäft und Service mit etablierten Händlergruppen kooperiert wird. Das sorgt für Präsenz in wichtigen Ballungsräumen und flächendeckendem Service, bei gleichzeitiger kostensparender Vertriebsstruktur. Los geht es mit ersten Showrooms in Frankfurt und Hamburg. Alexander Sellei/SP-X
Cadillac Lyriq – Technische Daten:
Elektrisches Oberklasse-SUV mit fünf Sitzen, Länge: 5,01 Meter, Breite mit Außenspiegel 2,21 Meter (ohne Außenspiegel: 1,98 Meter), Höhe: 1,62 Meter, Radstand 3,09 Meter, Kofferraumvolumen: 588-1.687 Liter.
Allradantrieb mit 2 Elektromotoren, Gesamtleistung 388 kW/528 PS, max. Drehmoment 610 Nm, NMC-Batterie mit 102 kWh, Reichweite 530 km, 1-Gang-Automatik, Vmax 210 km/h, 0-100 km/h: 5,3 s, Ladedauer: DC max. 190 kW in 30 min von 20% auf 80%, AC-Wallbox mit max. 22 kW in 5 Std., Stromverbrauch: 22,5 kWh/100 km, CO2-Emission: 0 g/km, Preis: ab 80.500 Euro.
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