Caravan-Salon

Caravan-Salon: Neuheiten und Schnäppchen

Caravan-Salon in Düsseldorf: Trotz Rekordzahlen hat sich die Stimmung eingetrübt. Das hat ganz besondere Gründe.

Das Interesse an der Urlaubsform Caravaning ist unverändert groß. Zwar verzeichnen die Wohnwagen-Neuzulassungen für die ersten sieben Monate in 2024 mit 14.957 Einheiten einen leichten Rückgang von 1,1 Prozent gegenüber 2023, die Reisemobil-Sparte übertrifft mit einem satten Plus von 9,8 Prozent bei 52.724 Einheiten aber nicht nur das Vorjahresergebnis von Januar bis Juli, sie liegt auch deutlich über dem Vor-Corona-Niveau.

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Den Wunsch nach mehr Autarkie kann Eura Xtura auf Basis des Allrad-Sprinters für mindestens 150.000 Euro erfüllen. Foto: Eura

Ja, die rollenden Eigenheime sind sogar auf dem besten Wege, in diesem Jahr wieder ein Allzeithoch zu erreichen, das auch die Bestmarke aus der Zeit der Pandemie-Sonderkonjunktur von 2021 toppt. „Die positive Entwicklung des Marktes ist ein Beleg für den langfristigen Trend der Branche“, erläutert Daniel Onggowinarso, der Geschäftsführer des deutschen Caravaning-Industrie Verbandes (CIVD), die anhaltende Tendenz. „Weil der Wunsch nach Individualität und Flexibilität in der Freizeit und im Einklang mit der Natur immer stärker wird, zählt Caravaning längst zu den beliebtesten Reisearten.“

Eigentlich also eine Bilanz, die in vielen anderen Branchen Jubelstürme auslösen würde. Bei den Caravanern hat sich die Stimmung jedoch trotzdem eingetrübt, denn die von Lieferschwierigkeiten, Inflation und hohen Zinsen gebeutelten Hersteller haben aktuell mit Problemen zu kämpfen, die sie größtenteils selbst verursacht haben.

Caravaning: Immer neue Rekorde

Weil alle von dem Corona-Hype, speziell um Camper-Vans und Kompaktfahrzeuge, profitieren wollten, wurden überall die Kapazitäten hochgefahren. Allerdings in einem Maß, wie es selbst dieser Wachstumsmarkt nicht hergibt. Und weil mittlerweile alle Lieferprobleme abgebaut sind und die Inflation das ohnehin schon gehobene Preisniveau um bis zu 15 Prozent in die Höhe getrieben hat, bekommen viele Hersteller nun die Folgen der Überproduktion zu spüren.

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Kastenwagen-Spezialist Pössl wird mit dem Roadstar X erstmals in Preisregionen über 100.000 Euro vordringen. Foto: Pössl

Die Lagerflächen stehen voll, die Produktion muss zurückgefahren oder für einen gewissen Zeitraum gar komplett gestoppt werden. Hier und da gibt es Kurzarbeit. Die börsennotierte Knaus-Tabbert-Gruppe, einer der größten Aktivposten in den vergangenen Jahren mit markantem Umsatzwachstum auf zuletzt 1,4 Milliarden Euro, hat eine Gewinnwarnung herausgegeben. Wohlgemerkt alles, obwohl der Markt keine wirkliche Schwäche zeigt.

Für Wohnmobil-Interessenten und potenzielle Käufer hat diese Situation eher positive Auswirkungen. Lieferfristen spielen kaum eine Rolle mehr. Die Auswahl ist riesig. Im Handel steht fast wieder die gesamte Bandbreite an Grundrissen und Ausstattungen zur Verfügung. Und auch die Preise bröckeln wieder. Zwar senkt kaum ein Hersteller die Preise für seine Produkte, aber es gibt Rabatte, Schnäppchen-Angebote, Ausstattungspakete, die extrem günstig draufgepackt werden, oder jede Menge preisgünstige Editionsmodelle.

Lieferfristen spielen keine Rolle mehr

Und da es bei einer Verkaufsmesse wie dem Caravan-Salon (30. August bis 8. September/hier Bericht aus dem Vorjahr) aufgrund der aktuellen Situation einen verschärften Wettbewerb geben dürfte, was ordentliche Messerabatte verspricht, könnte manche Schnäppchenjagd auf dem bevorstehenden Branchengipfel, der wie immer von der Messe Düsseldorf gemeinsam mit dem CIVD ausgerichtet wird, erfolgreich abgeschlossen werden. Zumal, und das ist ein weiteres Indiz für eine aktive Vermarktung der Lagerbestände, bis auf die Einsteigermarke Sunlight alle namhaften Hersteller in der nordrhein-westfälischen Hauptstadt wieder mit an Bord sind. Bei den Autobauern können sie von solch einer Entwicklung nur träumen.

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Mit dem Hub-Doppelbett bietet der Etrusco-Van im hinteren Abteil bei hochgezogener Liegefläche viel Raum für Fahrräder oder ähnlich sperriges Gepäck. Foto: Etrusco

Auch anhand der Neuheiten-Flut auf der weltweit bedeutendsten Ausstellung für Freizeitfahrzeuge sieht man, dass die Caravaning-Branche weiß, was die Stunde geschlagen hat. Kaum einer rückt ohne Premieren-Kandidat an. Und aus der Fülle dieser Novitäten lassen sich eindeutige Trends herauslesen.

Hubbetten verdrängen fest eingebaute Kojen
Natürlich sind die Kompaktcamper weiterhin stark gefragt. Egal ob kleine Urban Camper, Campingbusse oder Camper-Vans und Kastenwagen, sie alle gemeinsam repräsentieren die beliebteste Wagengattung. Allerdings mag man da kaum mehr von einem Trend sprechen. Die Überkapazitäten deuten eher auf einen gewissen Sättigungsgrad hin. Das hat sich zwar auf einem sehr hohen Niveau eingependelt, der Anteil der Kompaktcamper am Gesamtvolumen ist allerdings schon wieder knapp unter die 60-Prozent-Marke gefallen.

Auf der Suche nach innovativen Ideen

Da das Segment allein aufgrund der Masse aber attraktiv bleibt, wird auch weiterhin mit innovativen Ideen an Verbesserungen gearbeitet. Beim neuen Forster Flip etwa wird in einem Sechs-Meter-Camper-Van ein Grundriss mit fünf Sitz- und Schlafplätzen realisiert: zwei Plätze im Aufstelldach, zwei Einzel-Stockbetten im Heck und eine Koje als umgebaute Sitzbank. Auch kommt immer öfter das Hubbett als einzige Schlafstätte im Camper zum Einsatz. Ein neuer Karmann-Davis-Grundriss sowie der Etrusco-Van CV 640 PB sind Beispiele dafür, wie durch ein Hub-Doppelbett im hinteren Abteil bei hochgezogener Liegefläche viel Raum für Fahrräder oder ähnlich sperriges Gepäck geschaffen werden kann.

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Der italienische Hersteller Laika aus der Erwin-Hymer-Gruppe zeigt eine besonders pfiffige Lösung für den teilintegrierten Neuling Kosmo L105. Foto: Erwin Hymer Gruppe

Der häufigere Einsatz von Hubbetten als Trend beschränkt sich allerdings nicht nur auf die Kompaktklasse. Der italienische Hersteller Laika aus der Erwin-Hymer-Gruppe zeigt eine besonders pfiffige Lösung für den teilintegrierten Neuling Kosmo L105. Ein U-förmiges Hubbett wird über einer Rundum-Sitzgruppe im Heck montiert. So lässt sich auf nur sechs Metern Außenlänge sowohl die einst so beliebte, gesellige Sitzgarnitur ebenso wie eine bequeme Schlafstätte für zwei Personen verwirklichen.

Weitere Trends: Sprinter, Allrad und Autarkie
Die Vielfalt der Basisfahrzeuge hat sich mittlerweile zu einem anhaltenden Trend entwickelt. Sicher auch der Tatsache geschuldet, dass Hersteller, die sich in den Pandemie-Jahren allzu sehr auf den Fiat Ducato fokussiert hatten, schlecht aussahen, als die Italiener massive Lieferprobleme bekamen. Man will wohl breiter aufgestellt bleiben.

Der Mercedes Sprinter profitiert

Besonders profitiert nach wie vor der Mercedes Sprinter, unter anderem auch wegen des günstigen Allradantriebs, von dieser Situation. Bemerkenswert, wer alles den Reigen der Sprinter-Aus- und Aufbauer erweitert. Nach der Knaus-Tabbert-Marke Weinsberg mit dem X-Pedition wird jetzt sogar Kastenwagen-Spezialist Pössl mit dem Roadstar X sowie dessen Sub- und Einsteigermarke Clever mit dem Aventuro 600 den Stuttgarter Transporter als Basis einsetzen und damit erstmals in Preisregionen über 100.000 Euro vordringen. Eura verwendet den Sprinter jetzt auch für den neuen Integra Line GT und die Edel-Schmiede Niesmann zeigt mit der Neuauflage des Arto sogar den ersten Liner auf Sprinter-Basis, um nur die wichtigsten Neuheiten zu erwähnen.

Dem Allrad-Trend folgt auch Traditionshersteller Dethleffs, der sich beim neuen Globebus Performance allerdings ebenso für den VW Crafter entschieden hat wie die Marke Adria mit dem Compact MAX. Karmann und Carado nutzen dagegen die 4×4-Version des Ford Transit.

Wunsch nach Autarkie

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Die Edel-Schmiede Niesmann zeigt mit der Neuauflage des Arto sogar den ersten Liner auf Sprinter-Basis. Foto: Niesmann

Auch der Wunsch nach mehr Autarkie wird von den Herstellern immer häufiger berücksichtigt. Sei es mit Solarmodulen auf dem Dach oder mit zusätzlichen Lithium-Batterien an Bord. Dabei muss es nicht unbedingt gleich ein Expeditionsfahrzeug wie der Eura Xtura auf Basis des Allrad-Sprinters für mindestens 150.000 Euro sein, das auf dem Stand des Sprendlinger Herstellers ebenfalls noch ein Blickfang sein wird.

Wenig Neues bei den Wohnwagen
So breit gefächert die Neuheiten-Flut bei den Camper-Vans und Reisemobile auch ist, bei den Wohnwagen sucht man innovative Novitäten vergebens. Vielleicht mit einer Ausnahme, denn Bürstner hat eine Studie angekündigt, welche die „Zukunft des Caravans“ verkörpern soll, macht daraus bis zum Salon-Start allerdings noch ein Geheimnis. Auch Marktführer Hobby könnte eventuell noch eine Überraschung aus dem Hut zaubern.

So beschränken die wenigen Wohnwagen-Premieren, wie etwa bei den Neuauflagen der Baureihen Bürstner Averso oder LMC Sassino, auf Detailverbesserungen. Bei Tabbert beerbt der neue preisgünstigere Cazadora den bisherigen Da Vinci, Adria bringt mit dem Grundriss 300 LH einen noch kompakteren Aviva-Lite-Wohnwagen mit nur drei Metern Innenlänge ab 14.000 Euro auf den Markt und Eriba stockt seine kultige Touring-Baureihe um das Modell 620 auf, das 5,23 Meter lang ist, kein festes Bett hat, optional aber mit einem Aufstelldach samt Doppelbett ausgerüstet werden kann und ab 35.000 Euro angeboten wird. Generell gilt aber auch bei den Wohnanhängern: Die Preise fallen, die Aussicht auf Schnäppchen ist nicht schlecht. Michael Lennartz/SP-X

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