Citroën ëC4

Citroën ë-C4: Dem Namen Ehre gemacht

Der ë-C4 ist Citroëns erster reiner Stromer der Baureihe – und gleich ein Treffer. Es stören nur ein, zwei Schwächen. Ein Fahrbericht.

Wie spricht man ein „ë“ aus? Also – so ganz alleine dastehend. Fragen wir mal das allwissende Wikipedia: „In zahlreichen Sprachen, unter anderem im Französischen, Niederländischen und dem Afrikaans ist das Ë zwar kein eigener Buchstabe, wird aber verwendet, um anzuzeigen, dass ein E mit einem vorhergehenden Vokal nicht als Diphthong, sondern im Rahmen eines Hiats einzeln auszusprechen ist. Dieselbe Verwendung findet sich auch vereinzelt im Deutschen, beispielsweise im Namen Piëch“. Oder eben Citroën.

Einer mit vielen Geschwistern

Citroën ë-C4
Citroën macht auch beim Design einiges anders. Foto: William CROZES @ Continental Productions

Tja, lautschriftlich gibt auch Wikipedia keine Antwort, also lassen wir es dabei bewenden (und denken uns ein einfaches e). Das singuläre ë aber kennzeichnet die Elektro-Variante des Citroën C4, dem Abkömmling der kompakten Baureihe der Franzosen, die erst Ende vergangenen Jahres komplett erneuert wurde – und gleich mit dem Stromer aufwarten konnte. Er teilt sich die Basis mit anderen Konzern-Geschwistern wie den Peugeot e-2008/e-208 oder Opel Corsa-e und Mokka-e, soll aber eher die Komfort-affine Kundschaft ansprechen. Doch dazu später mehr.

100 kW Ladeleistung

Citroën ë-C4
Schöne Materialien und eine gute Verarbeitung im Innenraum. Foto: Citroen

Nachdem wir vor kurzem den e-208 einer näheren Begutachtung unterzogen haben, widmen wir uns nun dem ë-C4. Wie erwähnt basiert auch er auf der e-CMP-Plattform des Stellantis-Konzerns, besitzt einen 50 kWh fassenden Akku (46 kWh nutzbar) und treibt die Räder über die Frontachse an. Im Gegensatz zu einigen Geschwistern bietet der Citroën in Deutschland ein dreiphasiges Ladegerät ab Werk an, womit AC-Ladeströme bis zu 11 kW möglich sind. An DC-Ladestationen zieht er mit 100 kW Leistung. Das bedeutet in der Praxis, dass er sich in 30 Minuten auf 80 Prozent aufladen lässt. Damit kann man leben, auch wenn die Ladeleistung ab einem Füllstand von etwa 30 Prozent auf 80 kW und ab 60 Prozent auf 60 kW absinkt. Apropos laden: Der Anschluss befindet sich auf der Fahrerseite hinten. Für das Laden auf Plätzen an Bordsteinen ist das nicht sehr praktisch.

Infos und mehr über die App

Über die MyCitroën App kann man den Ladezustand der Batterie und die Reichweite abfragen sowie die Innenraumtemperatur vor Fahrtantritt und zeitlich versetzte Ladezeiten programmieren. Zusätzlich kann über die Free2Move Services App2 das nach eigenen Angaben größte Netzwerk an öffentlichen Ladestationen in Europa mit insgesamt 160.000 Ladestationen genutzt werden. Die App listet dabei alle kompatiblen und freien Ladestationen auf, berechnet die Route dorthin und ermöglicht die Abrechnung des Ladevorgangs. Die App aufs Handy zu packen ist durchaus empfehlenswert, denn das serienmäßige Navi kann diesen Service nicht bieten. Schade, denn gerade diese Hilfestellung sollte ein Navigationsgerät einem Elektroauto beziehungsweise dessen Fahrerin/Fahrer gönnen. Zudem fällt der Monitor für die Karte recht klein aus und vermittelt nur einen rudimentären Überblick, wo man sich gerade befindet. Immerhin: Die Stauinfos von TomTom erwiesen sich allesamt als korrekt und präzise.

Sehr komfortabel ausgelegt

Citroën ë-C4
An der Wallbox lädt der Citroën ë-C4 mit 11 kW. Foto: May

Doch kommen wir zu den Unterschieden, die den ë-C4 nicht nur von seinen Geschwistern abgrenzen. Und da rangiert das Fahrwerk ganz vorn. Denn anders als etwa der Peugeot e-208 federt der ë-C4 sehr komfortabel ab, schluckt alle Bodenwellen problemlos weg und schwebt quasi über die Bahn. Hier macht der ë-C4 dem Markenimage alle Ehre. Unterstrichen wird das sanfte Gleiten von den sehr bequemen Sitzen mit gutem Seitenhalt. So lässt es sich angenehm reisen. Wie weich die Federung ist, erweist sich bei den (seltenen) Bremsmanövern, bei denen der C4 vorne tief eintaucht. Selten bleibt das Bremsen, weil sich über eine Taste neben dem Gangwahlschalter die Taste „B“ befindet, welche die Rekuperation aktiviert. Schaltpaddel, die diese Funktion übernehmen könnten, gibt es nicht.

Das besondere Extra

Dank der Materialauswahl und der Gestaltung des Innenraums fühlt man sich im ë-C4 schnell wohl, findet flugs eine gute Sitzposition, wobei überrascht, dass sich der Sitz in der Höhe elektrisch verstellen lässt, das Verschieben aber mechanisch funktioniert. Auf das hinterleuchtete Display hinter dem Lenkrad wird eine Batterie-Füllstandsanzeige als Balkengrafik sowie die Restreichweite eingeblendet; eine prozentuale Angabe gibt es nicht. Und als Gag steht dem Beifahrer eine ausklappbare Halterung für ein Tablet zur Verfügung, die mit dem Apple iPad Air 2 und dem Samsung Tab A 10,5’’ kompatibel ist. Alternativ wird eine Universalvariante für andere Tablets angeboten.

Kein Frunk an Bord

Obwohl die Plattform sowohl für Benziner als auch für E-Autos entwickelt wurde, bietet sich den Insassen genügend Platz. Der Kofferraum mit einem Volumen von 380 bis 1.250 Liter lässt sich dank der niedrigen Ladekante von 715 Millimetern und der breiten Öffnung leicht beladen. Ist die Rückbank umgeklappt, entsteht eine ebene Ladefläche. Im doppelten Kofferraumboden kann unter anderem das Ladekabel verstaut werden. Ein Frunk indes fehlt.

Rund 250 Kilometer Reichweite

Citroën ë-C4
Mit Stil: Das zentrale Anzeigepanel ist hinterleuchtet. Foto: May

Soweit die Theorie. Wir waren mit dem ë-C4 auf einer längeren Tour unterwegs und erschraken uns schon bald darüber, wie schnell die Restreichweite schmolz. Auf einer Strecke von 160 Kilometern reduzierte sie sich um 250 Kilometer, was umso mehr überraschte, da der Balken der Batterieladeanzeige nicht so schnell schrumpfte. Wer nun recht hat? Wir haben es nicht ausprobiert. Das Laden an der DC-Säule funktionierte dann aber problemlos – und nach 20 Minuten waren wir wieder unterwegs. Leider zeigt der Citroën nicht die Ladeleistung in kW an, auch nicht in den Untermenüs. Eine mit einem Blitz gekennzeichnete Taste zwischen den Sitzen führt direkt in dieses Untermenü, in dem Energiefluss und Rekuperationsleistung angezeigt wird.

Gelungene Innenraumgestaltung

Insgesamt waren wir gut 900 Kilometer mit dem Stromer unterwegs – und haben es genossen. Der ë-C4 ist ein angenehmer Genosse, der es ruhig angeht, im Sport-Modus aber auch mal zulegen kann, wenn er soll. Besser passt aber der Eco-Modus zu ihm, das stoische Gleiten ist mehr seine Sache. Getragen wird dieses angenehme Gefühl auch von der gelungenen Innenraumgestaltung, von der abwechslungsreichen Materialauswahl und einem Farbtupfer in den Türen. Ein separates Fach für das Handy erlaubt induktives Laden, und eine USB- und eine USB-C-Buche erlauben dessen Integration.

18,4 kWh Verbrauch

Citroën ë-C4
Vor dem Beifahrersitz kann ein Tablet angebracht werden. Foto Citroen

Und sparsam ist er zudem: Der Bordcomputer schwankte auf den einzelnen Fahrten zwischen 16,5 und 18,5 kWh je 100 Kilometer; wir maßen insgesamt 18,4 kWh inklusive Ladeverluste. Das kann sich wahrlich sehen lassen, und dementsprechend liegt die Reichweite des ë-C4 bei 250 Kilometern. Hier sollte der Bordcomputer mehr Ehrlichkeit walten lassen.

Fazit: So mag für viele Interessenten wohl die Schwachstelle des ë-C4 die Tatsache sein, dass er keine Anhänger ziehen darf. Denn mit dem Preis von brutto 37.340 Euro ist er wahrlich kein schlechtes Angebot, denn davon geht ja noch die Förderung in Höhe von gut 9.000 Euro ab. Dafür bekommt man einen gefälligen, komfortablen und gut ausgestatteten Stromer für alle Fälle.

Technische Daten – Citroën ë-C4 Shine

Fünftüriger, fünfsitziger Kompaktwagen mit Elektroantrieb, Länge 4,36 Meter, Breite 1,80 Meter, Höhe 1,52 Meter, Radstand: 2,67 Meter, Kofferraumvolumen: 380/1.250 l.

Permanenterregter Synchronmotor, 100 kW/136 PS, dreiphasiger Lader mit max. 100 kW (DC) und 11,0 (AC), maximales Drehmoment: 260 Nm ab 1 U/min, 0-100 km/h: 9,7 s, Vmax: 150 km/h, Batteriekapazität 50 kWh (46 kW nutzbar), Durchschnittsverbrauch (WLTP-Zyklus): 16,0 – 16,6 kWh/100 km, Testverbrauch 18,4 kWh l/100 km, Reichweite WLTP: 350 km, Reichweite gemessen: 250 km, CO2-Ausstoß: 0 g/km, Effizienzklasse: A+.

Preis: 37.340 Euro, Testwagenpreis: 43.830 Euro.

 

guter Fahrkomfort

wertige Materialien, wohnlicher Innenraum

viel Platz

gute Sitze

niedriger Verbrauch

brauchbares Schnellladeverhalten

11-kW-Bordlader

Head-up-Display

unübersichtliche Navikarte

keine Integration von Ladestationen in die Routenführung

keine Anhängelast

keine prozentuale Ladestandsanzeige

Ladeanschluss Fahrerseite hinten

unpräzise Reichweitenanzeige

One Response

Add a Comment

Your email address will not be published. Required fields are marked *