Bei den Kleinbussen ist das Angebot an Stromern noch sehr übersichtlich. Citroen hat nun den e-Spacetourer vorgestellt.
Im aufgeregten Für-und-Wider bei den Diskussionen zur Elektromobilität geht es häufig um maximale Reichweiten, schnellste Ladezeiten und mangelhafte Ladeinfrastruktur. Dabei wird häufig außer Acht gelassen, dass E-Fahrzeuge im Moment noch meist vor allem für gewisse Einsatzmöglichkeiten prädestiniert sind. In erster Linie immer dann, wenn die tägliche Einsatzzeit und Streckenlänge begrenzt sind, regelmäßig (über Nacht) nachgeladen werden kann und eine Lademöglichkeit auch ständig zur Verfügung steht.
Ein Beispiel dafür ist etwa der Shuttle-Dienst eines Hotels oder der VIP-Service eines Eventveranstalters. Und das richtige Fahrzeug dafür ist ein großer Bus wie zum Beispiel der Citroen e-Spacetourer. Den gibt es in mannigfaltigen Ausführungen, drei Fahrzeuglängen, zwei Batteriegrößen und verschiedenen Sitz- und Ausstattungskonfigurationen. Für den Transport von Personen eignet sich unter Platz- und Komfortgesichtspunkten die längste, 5,30 Meter messende Variante in der edlen Business-Lounge-Ausstattung. Zum allerdings dann auch edlen Preis von 60.400 Euro.
Kabel-Mangel
Der im e-Spacetourer immer arbeitende Elektromotor mit 100 kW/136 PS Leistung und einem Drehmoment von 260 Newtonmetern ist auch aus anderen Modellen des PSA- bzw. jetzt Stellantis-Konzerns bekannt, unter anderem etwa aus dem Opel Corsa. Der große Bus steht wie viele Elektrofahrzeuge des Multimarken-Herstellers auf der sogenannten Efficient-Modular-Platform EMP2. Von den zwei möglichen Akkus (50 und 75 kWh) hatte unser Testwagen die größere an Bord, womit der Grundpreis gleich nochmal um 6.000 auf 66.400 Euro steigt. Allerdings auch die Reichweite, von eher knappen 213 auf beruhigendere 307 Kilometer nach WLTP.
Im hohen Grundpreis ist leider nur ein mickriges Mode-2-Ladekabel für die heimische Steckdose enthalten. Wer wenigstens mit bis zu 3,7 kW laden will zahlt genauso Aufpreis wie für die empfehlenswerte Option eines Mode-3-Kabels für bis zu 11 kW. Mit dem dauert das Vollladendes Akkus an einer 11-kW-Wallbox erträgliche 7 Stunden.
Platz für bis zu sieben
Aber wie gesagt, das Fahrzeug ist für überschaubare Routen ausgelegt und in dieser Rolle macht der e-Spacetourer seinem Namen alle Ehre. Denn dank seines Radstands von 3,28 Meter bietet das 5,30-Meter-Schiff nicht nur Platz für sechs (optional sieben) Personen, die obendrein bequem über zwei Türen vorne und zwei breit öffnende Schiebetüren hinten einsteigen können, sondern auch für deren Gepäck. Bis zu 2.000 Liter lassen sich auch bei voller Besetzung noch reinpacken, will man den Citroen einmal nur als Transporter nutzen und klappt alle Stühle um, passen 3,3 Kubikmeter hinter den Fahrer. Zudem lassen sich die 4 Stühle in Reihe zwei und drei nicht nur drehen, sondern bei noch mehr Platzbedarf auch ausbauen.
Schwachbrüstig?
Obwohl der Motor mit seinen 136 PS für ein Fahrzeug mit über 2,4 Tonnen Leergewicht und fast 3 Tonnen Gewicht bei voller Beladung auf den ersten Blick als etwas schwachbrüstig erscheint, verrichtet das E-Aggregat seine Arbeit doch ordentlich. Dank des bauartbedingt von der ersten Umdrehung anliegenden Drehmoments von 260 Newtonmetern setzt sich der frontgetriebene Franzose behänd in Bewegung. Wie bei jedem Elektroauto, speziell aber bei einem solch schweren, sollte man das „Gaspedal“ allerdings nicht zu lange niedergedrückt halten, denn sonst verdunstet die Reichweite wie Benzin in der Sonne. Schnell zeigt die Verbrauchsanzeige in der Praxis Werte von über 30 kWh für 100 Kilometer an, was eine realistische Reichweite von 250 Kilometer bedeuten würde. Doch weder die Spurtfähigkeit (0-100 km/h: 12,1 s) noch die Vmax (130 km/h) wird man in der Praxis mehr als einmal ausprobieren wollen.
Wenig Konkurrenz
Während die Passagiere bequem auf ihren Einzel-Ledersitzen Platz nehmen, schauen sie auf viel, allerdings gut verarbeitetes Hartplastik. Das 7-Zoll-Display im Armaturenbrett wirkt angesichts der heute üblichen Monitorgrößen fast schon mickrig. Wettbewerber hat der Citroen fast nur im eigenen Haus mit den Schwestermodellen Peugeot E-Traveller und Opel Zafira Life E zu fürchten, unterhalb des Premium-Segments ist das Angebot dünn und ein Mercedes EQV fährt nicht nur preislich, sondern in jeder Beziehung in einer anderen Liga. Von daher ist der e-Spacetourer so wie seine Geschwister eine echte Bereicherung, nicht für jeden, aber für eben für den ganz speziellen Einsatzzweck. Peter Eck/SP-X
Citroen e-Spacetourer Business Lounge XL – Technische Daten:
Elektro-Van mit 6 Sitzen; Länge: 5,31 Meter, Breite: 1,92 Meter (2,20 Meter mit Außenspiegeln), Höhe: 1,94 Meter, Radstand: 3,28 Meter, Gepäckraumvolumen: 2.011 – 3.300 Liter.
Antrieb: Elektromotor, 100 kW/136 PS, Drehmoment: 260 Nm, Eingang-Automatik, Vmax: 130 km/h, 0-100 km/h: 12,1 s (75 kWh-Batterie), CO2-Ausstoß: 0 g/km, Abgasnorm: Euro 6d, Effizienzklasse A+, Verbrauch: bis zu 27,5 kWh/100 Kilometer (75 kW-Batterie), Reichweite: 307 km (WLTP) Preis: ab 66.400 Euro.
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